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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische
Autoren: Marie Matisek
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-Häuschen zu, direkt in die Arme des Strandsheriffs Thies Hoop, der den kleinen Wicht hochhob und sich mit ihm einmal um die eigene Achse drehte. Louis jubelte laut, und nun beeilte sich Lino ebenfalls und rief: »Papa, will auch!« Der lang aufgeschossene Lucky-Luke-Verschnitt mit dem tiefschwarzen Outfit und der noch schwärzeren Zigarette im Mundwinkel setzte Louis ab, wirbelte nun den anderen Zwilling in die Luft und schloss dann Gina in seine Arme. Er ließ seine Hände über ihren schlanken Körper und den wohlgeformten Po gleiten und küsste Gina dabei lange und innig auf den Mund, bis …
    Mit einem erstickten Schrei wachte Falk auf. Er war schweißgebadet und musste sich erst einmal in der Schwärze der Nacht orientieren. Was für ein Alptraum! Falk blinzelte und tastete mit seiner rechten Hand neben sich im Bett umher. Er fühlte das zerknautschte Laken, die warme Höhle der Bettdecke und schließlich Ginas Rücken darunter. Bedeckt von einem T-Shirt und gottlob ohne die tatschenden Hände von Thies Hoop darauf.
    Erleichtert atmete Falk durch. Er lauschte auf Ginas leises Schnarchen und schlug die Bettdecke zurück. Es war kalt in der Kate, trotzdem stand er auf und ging barfuß zum Fenster. Es war März, und sie hatten noch einmal einen Wintereinbruch auf Heisterhoog, so kurz vor Ostern. Fasziniert beobachtete Falk durch die Butzenscheiben, wie dicke Schneeflocken leise und dicht vom Himmel fielen. Sie blieben auf den Sanddünen liegen und ließen diese wie eine Landschaft aus Zuckerbaisers aussehen. Falk lächelte. Zum Glück hatte er nur geträumt. Er drehte sich zum Bett und betrachtete verliebt Ginas Gestalt: zusammengekuschelt und bis über die Ohren zugedeckt. Ob er wohl jemals mit dieser Frau Kinder haben würde?

1.
    Konzentriert beobachtete Falk den Dirigenten, bevor er gemeinsam mit den anderen Tenören zum Refrain ansetzte. »Ein Schiff wird kommen« erklang machtvoll, und nach den zarten hohen Stimmen der Damen, die allesamt gesungen hatten, sie seien Mädchen aus Piräus, legten sich die Tenöre so richtig ins Zeug, bis die Wände des kleinen Pfarrhauses wackelten. Natürlich war der Text dieses Liedes vollkommen schwachsinnig, aber Falk Thomsen sang jeden zweiten Samstagabend mit Inbrunst im Shantychor von Heisterhoog, der von Bürgermeister Jörn Krümmel leidenschaftlich und mit harter Hand geleitet wurde.
    An den Winterabenden oder jetzt, im März, bildete die wöchentliche Chorprobe oft das Highlight der gesamten Woche. Denn ein Strandkorbvermieter wie Falk Thomsen hatte nur dann so richtig Arbeit, wenn die Strandkörbe auch gebraucht wurden. Also in der Hauptsaison, und die begann erst an Pfingsten. Und gerade deswegen waren der Herbst und der Winter auf der kleinen Nordseeinsel so ganz nach Falks Geschmack gewesen. Er hatte nämlich einfach das getan, was er am liebsten tat, und das war: nichts. Ein bisschen untertrieben vielleicht, aber in den Augen seiner gut beschäftigten Freundin Gina war das kleine bisschen Beschäftigung, mit dem Falk sich die Zeit vertrieb, nicht der Rede wert.
    Â»Und? Was hast du heute so gemacht?«, fragte Gina ihn bei ihren abendlichen Telefonaten.
    Â»Ã–h … Ich war in der Halle, mit Nille. Wir haben ein paar Auszugsschienen der Fußteile entrosten müssen und …«
    Gina seufzte. »Also auf gut Deutsch: nichts.«
    Falk wusste daraufhin selten etwas Sinnvolles zu erwidern, was nicht sofort in einen Streit münden würde, also zog er es jedes Mal vor, nicht zu widersprechen, und fragte freundlich nach Ginas Tagesgeschäft. Daraufhin begann seine reizende Freundin aufzuzählen, womit sie sich den lieben langen Tag herumgeschlagen hatte während der 12-Stunden-Plackerei im Architekturbüro. Welche Schikanen ihr Chef Gerd Jonkers sich heute wieder ausgedacht hatte, welche Sonderwünsche der extravagante Kunde geäußert hatte, wie blöd die Kollegen waren und dass all dieser Ärger schließlich dazu führte, dass Gina praktisch stündlich daran dachte, wie es wäre, einfach aufzuhören.
    Falk schwieg immer dazu und ließ das Gewitter an sich vorbeiziehen. Er wusste, was er an Gina hatte. Wie schön es war, wenn sie zusammen waren, was leider höchstens einmal im Monat vorkam, denn die Strecke Heisterhoog–Berlin ließ sich dank Fähre und Bummelzug nicht unter sieben Stunden bewältigen. Falk
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