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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert
Autoren: Ulrich Hefner
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fragte Ryan, der inzwischen wieder zu Atem gekommen war. Gemeinsam gingen sie zurück zum Fahrstuhl. Plötzlich blieb Gene stehen. Sein Blick fiel auf eine Stahltür. Er rief Gerristen zu sich heran.
    » Wohin führt die Tür?«
    » Das ist der Versorgungstunnel«, antwortete Gerristen. »Darin verlaufen Strom-, Gas- und Wasserleitungen. Damals, als der Komplex gebaut wurde, reichten die Leitungen nicht bis hierher, deswegen liegt der Übergabepunkt außerhalb des Geländes. Dort haben wir eine kleine Station erbaut, die …«
    » Wie weit führt der Gang?«
    » Er verläuft unterirdisch und führt unter dem Parkplatz hindurch. Ich schätze siebzig, achtzig Meter. Aber er ist nicht sehr breit.«
    Gene zog an dem Riegel, durch den die Tür gesichert war. Die Tür schwang auf.
    » Ich verstehe das nicht«, stotterte Gerristen. » Die Tür müsste verschlossen sein.«
    » Hat Grady einen Schlüssel?«
    » Tanner hat einen, ich habe einen, und zwei sind an der Pforte und beim Monteur …«
    Gene wartete nicht, bis Gerristen den Satz beendet hatte.
    » Halt!«, hielt ihn Ryan zurück. » Bleib hier, bis genügend Männer da sind.«
    » Dann ist es vielleicht zu spät«, rief Gene und spurtete die Treppen hinab in das fahle Dämmerlicht.
    Gene tastete sich an den feuchten Betonwänden entlang. Der Gang schien überhaupt nicht enden zu wollen. Nur ab und zu verströmte eine schwache Glühbirne ihr schmutziges Licht. Moder mischte sich mit Veilchen. Kein Zweifel, hier war er richtig. Gene hielt den kleinen Colt umklammert. Kurz verharrte er, denn er meinte, vor sich etwas gehört zu haben. Dann ging er weiter. Schritt für Schritt, Meter um Meter kämpfte er sich in der klammen Kälte voran, bis er schließlich an eine stählerne Wendeltreppe gelangte, die nach oben führte.
    Wiederum verharrte er und lauschte. Rasselnder Atem drang an sein Ohr. Eine Frau stöhnte. Vorsichtig ging er weiter, bedacht darauf, keine Geräusche zu machen. Den Colt hielt er im Anschlag. Die Helligkeit des Tages drang zu ihm vor. Eine geöffnete Falltür lag vor ihm. Er schlich weiter und streckte für einen Sekundenbruchteil den Kopf durch die Falltür. Da sah er Tanner Grady, der vor dem vergitterten Fenster der kleinen Hütte stand und nach draußen spähte. Spannungsgeladenes Brummen der Transformatoren überlagerte seine schabenden Schritte. Aber noch bevor er die Treppe hinter sich gelassen hatte, wandte sich Grady um. Er hielt eine Waffe in der Hand, die auf Joanna Kims Schläfe gerichtet war. Dicht zog er die Frau an sich heran.
    » Werfen Sie die Waffe weg, Mcfaddin!«, befahl Grady mit gefährlicher Stimme. » Ich erschieße zuerst das Mädchen, und dann reicht es noch immer, um auch Ihnen eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
    Gene zögerte einen kurzen Moment, doch als Grady die Waffe noch eine Spur energischer an Joanna Kims Kopf drückte, ließ er den Colt zu Boden fallen. Joanna Kim machte einen bemitleidenswerten Eindruck. Sie zitterte am ganzen Körper.
    » Mister Tanner höchstpersönlich. Ich wusste nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind«, antwortete Gene.
    » Schließen Sie die Tür«, entgegnete Grady und zielte mit der Waffe auf Gene, während Joanna Kim entkräftet zu Boden glitt und mit dem Rücken an der Wand sitzen blieb. Ihr Blick war starr und leblos. Blut sickerte aus ihrem Mund, und die Rötungen an ihren Wangen zeigten, dass sie von Grady geschlagen worden war.
    » Ich selbst habe Sie ausgesucht«, antwortete Tanner Grady. » Sie erinnern sich doch sicher an Sharon Cruiz. Ein versoffener Ex-Bulle. Ich wusste nicht, dass Sie so verdammt gut sind. Und jetzt gehen Sie zurück an die Wand und halten die Hände in die Höhe, dass ich sie sehen kann. Sonst blase ich Ihnen den Schädel weg.«
    » So wie Sharon und ihrem Freund?«
    » Tragen Sie ein Micro oder so etwas?«
    » Sind wir hier in einem schlechten Film«, antwortete Gene und öffnete sein Hemd.
    Grady lächelte kalt. » Übles Geschmeiß, das den Hals nicht vollkriegen kann.«
    » Und wozu dieses ganze Schmierentheater?«
    » Das geht Sie einen Scheißdreck an«, entgegnete Grady. » Aber gut, Sie sollen ruhig erfahren, weswegen Sie jetzt gleich in die Hölle fahren. Wir hatten eine wertvolle Fracht …«
    » Die Viren«, antwortete Gene. » Alle wissen mittlerweile über die Viren und über Hastings’ Schmugglerring Bescheid. Ich soll Ihnen von Tate einen schönen Gruß ausrichten.«
    » Das ist gut, dann kann ich mir die Vorgeschichte ja sparen. Das
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