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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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Paß, und das alles so schnell wie möglich!“
    „Meinen Sie es ernst? Sind Sie selbst in Schwierigkeiten?“
    „Ja, in ziemlichen Schwierigkeiten. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Karnes und habe meinen Dienst gekündigt. Er war zu überrascht und hat mich aus seinem Büro entkommen lassen, aber ich weiß zuviel, und jetzt wird der Haftbefehl gegen mich schon über die ganze Stadt verbreitet sein.“
    „Kommen Sie mit nach hinten“, sagte der alte Mann. „Ich schließe den Laden ab. Gehen Sie bitte rechts!“
    Gardner folgte den Anweisungen und fand sich in einem kleinen, gutausgestatteten Praxisraum wieder, der so geschickt angelegt war, daß niemand ihn hier vermutet hätte. Er lächelte. Ein guter Sicherheitsagent konnte man sein Wissen verwenden, um seine eigene Sicherheit zu gewährleisten.
    Hollis war auch früher beim Sicherheitsdienst gewesen. Als plastischer Gesichts-Chirurg für besonders wichtige Missionen. Auch er hatte seinen Abschied auf Grund eines Streites mit Karnes eingereicht. Gardner hatte niemals den genauen Grund erfahren, aber Hollis hatte ihm angedeutet, daß es sich bei seiner Entscheidung um die Einhaltung eines ethischen Grundsatzes gehandelt hatte.
    Karnes hatte zwar auch einen Haftbefehl erlassen, aber Hollis war durch die Maschen des Netzes geschlüpft, er hatte seine äußere Erscheinung geändert und einen Schuhreparaturladen in diesem düsteren Viertel der Stadt aufgemacht. Hier unternahm er manchmal noch Operationen zum Nutzen der Unterwelt.
    Gardner war vor drei Jahren durch Zufall auf das Versteck des alten Mannes gestoßen. Es wäre seine Pflicht gewesen, Karnes Bericht zu erstatten, aber auf das Flehen von Hollis hin hatte er es nicht getan.
    Jetzt konnte Hollis seinen Dank durch eine Tat beweisen.
    Hollis grinste: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich mache Sie so zurecht, daß niemand Sie wieder erkennen wird!“
    „Geht es über Nacht?“
    „Wenn ich eine Woche hätte, könnte ich gründlichere Arbeit leisten. Ich würde Ihre Knochenstruktur verändern … Aber ich schätze, in zwölf Stunden komme ich schon hin. Wie wollen Sie aussehen?“
    „Genauso wie jetzt. Nur anders – verstehen Sie, was ich damit meine? Ich, bin nicht schön, und ich will nicht, daß Sie mir ein schönes Gesicht geben, aber Sie sollen mich auch nicht entstellen.“
    „Ich könnte Sie in einen Gott verwandeln, wissen Sie. So, daß keine Frau Ihnen widerstehen könnte.“
    „Das ist nicht nötig. Ich habe meine Frau schon gefunden. Und sie liebt mich so, wie ich bin. Versuchen Sie, den Grundcharakter meines Gesichtes nicht wesentlich zu verändern!“
    „Hmm.“
    Hollis nahm einen Block und einen Bleistift zur Hand und fing an, ein Gesicht zu zeichnen. Er hielt es so, daß Gardner es nicht sehen konnte. Nach fünfzehn Minuten, in denen Gardner unruhig auf seinem Stuhl gezappelt hatte, schien Hollis zufrieden mit seinem Entwurf.
    „Da. Schauen Sie es sich an!“
    Das Gesicht auf dem Papier hatte keine Ähnlichkeit mit seinem eigenen. Die Nase war flacher, runder; die Lippen voller und etwas geschwungen. Das Kinn hatte ein tiefes Grübchen und sah nicht unattraktiv aus.
    „Es ist gut, glaube ich“, sagte Gardner.
    „Ich ändere natürlich die Farbe Ihres Haares und Ihrer Augen. Und Sie tragen am besten einen Schnurrbart. Haben Sie irgendwelche Narben?“
    „An meinem Oberarm ist eine.“
    „Die werde ich mit synthetischem Fleisch verdecken“, sagte Hollis. „Niemand wird den Unterschied feststellen können. Nach und nach wird die aufgelegte Schicht zurückgehen, so daß die Narbe in ungefähr einem Jahr wieder hervorkommt. Auch Ihr Mund und das Kinn werden langsam wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Aber der Winkel Ihrer Ohren und die Form Ihrer Nase werden so bleiben, wie ich sie mache. Es sei denn, Sie fänden jemanden, der auf dem ,Herschel’ eine Operation an Ihnen vornimmt.“
    „Das glaube ich kaum.“
    „Also dann an die Arbeit! Legen Sie sich auf den Tisch. Ziehen Sie das Hemd schon aus, während ich die Betäubungsspritze vorbereite.“
    Als Gardner aufwachte, hörte er Hollis sagen: „Bewegen Sie sich nicht!“
    Er öffnete die Augen. Sein Gesicht schmerzte.
    „Und sprechen Sie auch noch nicht!“ sagte Hollis. „Ich habe vor einer Stunde aufgehört, aber Sie müssen noch eine Weile ruhig liegenbleiben.’ Hier, sehen Sie in den Spiegel!“
    Gardner sah blaue Augen ihn anstarren. Seine Augen waren braun gewesen. Sein braunes Haar war jetzt rot. Die Form der
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