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Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht
Autoren: Celeste Bradley
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Prolog
    I m Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, wenn auch körperlich geschwächt, bekunde ich, Sir Hamish Pickering, als meinen letzten Willen und Testament das Folgende:
    Ich bin die gesellschaftliche Leiter so weit hinaufgeklettert, wie es möglich ist, dabei verfüge ich über mindestens doppelt so viel Verstand, Weisheit und Seelenstärke wie der faulenzende Adel. Eine Frau hingegen kann so hoch heiraten, wie ihr Aussehen es zulässt, ja, sie kann sogar Herzogin werden, wenn sie es anstrebt.
    In dieser Hinsicht haben mich meine eigenen Töchter schmählich enttäuscht. Morag und Finella, ich habe Geld in Euch investiert, damit Ihr über Eurem eigenen Stand heiraten könnt, aber Euch fehlte der Mumm dazu. Ihr habt darauf gewartet, dass Euch die Welt auf einem Silbertablett serviert wurde. Wenn irgendein weibliches Mitglied dieser Familie auch nur einen einzigen Farthing meines Geldes haben will, dann muss sie es sich schon verdienen.
    Deshalb erkläre ich, dass mein gesamtes Vermögen meinen nutzlosen Töchtern vorenthalten und für jene Enkelin oder Urenkelin aufbewahrt werde, die einen englischen Herzog heiratet oder einen Mann, der später einen Herzogtitel erbt. Zu diesem Zeitpunkt soll ihr allein das gesamte Vermögen ausbezahlt werden.
    Hat sie Schwestern oder Cousinen, die bei diesem Versuch scheitern, so erhalten diese bis an ihr Lebensende eine jährliche Leibrente in Höhe von fünfzehn Pfund. Hat sie Brüder oder Cousins, obschon die Familie unglücklicherweise
zu Töchtern tendiert, dann erhält davon ein jeder fünf Pfund, denn mehr hatte ich auch nicht in meinen Taschen, als ich nach London kam. Jeder Schotte, der seinen Haggis wert ist, kann im Laufe von ein paar Jahren aus fünf Pfund fünfhundert machen.
    Jedes Mädchen erhält im Jahr seines gesellschaftlichen Debüts eine festgelegte Summe für Kleider und Sonstiges.
    Sollten drei Generationen von Pickering-Mädchen versagen, will ich mit der ganzen Mischpoke nichts mehr zu tun haben. In diesem Fall sollen die gesamten fünfzehntausend Pfund dazu verwendet werden, die Strafen und Unkosten jener zu bezahlen, die den Zollinspekteur beim Export jenes herrlichen Scotchs umgehen, der mein einziger Lichtblick in dieser Familie von Schwachköpfen war. Wenn Eure arme, selige Mutter Euch jetzt nur sehen könnte.
     
    Gezeichnet
    Sir Hamish Pickering
     
    Bezeugt von
    B. R. Stickley, A. M. Wolfe
    Kanzlei Stickley & Wolfe

Erstes Kapitel
    England, 1815
    W ahrscheinlich bedeutete es nichts Gutes, aber als Miss Phoebe Millbury, die wohlerzogene Tochter eines Vikars, dem Mann ihrer Träume begegnete, war das erste Körperteil, in das sie sich verliebte, sein Hintern.
    Bis zu jenem Moment war der luxuriöse Ballsaal voller bunt gekleideter Tänzer ein Traum, allerdings kein ausgesprochen schöner. Phoebe bewegte sich durch die fremde Umgebung ihres ersten Gesellschaftsballs, als berührten ihre Füße kaum den Boden, so unwirklich wie ein Geist und ebenso unbemerkt. Was hatte sie in dieser glitzernden Welt der oberen Tausend zu suchen?
    Geh nach London und angle dir einen Herzog, hatte der Vikar zu ihr gesagt. Erfülle den letzten Wunsch deiner sterbenden Mutter.
    Als wäre das so einfach.
    Und pass auf, dass es nicht wieder passiert. Oh, der Vikar hatte es nicht laut ausgesprochen, aber sie hatte es dennoch klar und deutlich in seinen Augen lesen können. Sie musste jederzeit den Anstand wahren, sich fügen und vernünftig und bescheiden sein, wie sie es jetzt schon seit vielen Jahren war. Niemals wieder durfte sie jenen unglückseligen Pfad einschlagen.
    Was ihr nicht gerade viele Möglichkeiten ließ, die Aufmerksamkeit des vorher genannten Herzogs zu gewinnen. Ihre Kleider waren gut genug für ein Landei, das seine Runde
unter den Kranken und Alten des Dorfes machte, oder auch für einen Tanz im örtlichen Bürgerhaus – nicht dass sie es jemals gewagt hätte, unter dem wachsamen Blick des Vikars zu tanzen -, aber sie konnten es nicht mit der kostbaren Londoner Mode aufnehmen, die von fast jeder anderen Dame im Raum getragen wurde.
    Außerdem war sie keine schlanke Schönheit wie ihre Cousine Deirdre oder selbst ihre verwitwete Tante Tessa. Sie hatte es bisher noch nie nötig gehabt, sich um ihr Aussehen zu kümmern, erinnerte sie sich, dabei hatte sie in dieser Hinsicht viel mehr Glück als andere. Sie warf einen raschen Blick auf die andere Seite des Ballsaals, wo ihre andere Cousine, die unscheinbare Miss Sophie Blake, gerade auf einem jener Stühle
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