Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
fand das Blatt, das er suchte, und setzte sich zurück mit dem Blick auf Gardner.
    „Roy, was wissen Sie über den Planeten Lurion?“
    „Nicht sehr viel, Sir“, gab Gardner zu. Es hatte keinen Zweck, seinem Chef etwas vorzumachen. „Wenn ich mich nicht irre, ist es die vierte Welt des beteigeusischen Systems. Bewohnt von einer Menschenart. Das ist so ziemlich alles, was ich weiß, Sir.“
    Karnes nickte. „Das Milchstraßensystem umfaßt so viele Welten, daß man von Ihnen nicht erwartet, daß Sie über jede einzelne genauestens Bescheid wissen. Das Wichtigste haben Sie mir schon gesagt. Aber Sie sind hier wegen einer weiteren Tatsache, die von dem Planeten Lurion bekannt ist und über die ich Sie unterrichten werde.“ Karnes tippte mit dem Finger auf den Bogen Papier in seiner Hand. „Wir haben Lurion lange Zeit unter Beobachtung gehalten. Wir haben die Ergebnisse in unserem Hauptkomputer geprüft, folgende Berechnung ist herausgekommen: in siebenundsechzig Jahren, plus oder minus acht Monaten“, Kames’ Gesicht sah auf einmal sorgenzerfurcht aus, als er das sagte, „wird Lurion das Sonnensystem angreifen. Im Laufe dieses Krieges wird die Erde total vernichtet werden, und Mars, Venus und die anderen Planeten unseres Systems werden schwer beschädigt werden.“
    Gardrier fuhr auf: „Die Erde … vernichtet?“
    „Nach den Berechnungen des Komputers.“
    „Das ist ja einsfurchtbarer Gedanke … die Vernichtung der Erde. Das heißt, wenn die Rechenmaschine wirklich die Wahrheit sagt.“
    „Die Wahrheit? Wahrheit ist ein Begriff, der nur dann Bedeutung hat, wenn es sich um Dinge handelt, die in der Vergangenheit liegen. Und manchmal noch nicht einmal dann. Wir sprechen über die Zukunft. Nach den Berechnungen des Komputers wird der Angriff stattfinden, wenn wir es soweit kommen lassen. Glauben Sie, daß wir dies riskieren können und dürfen?“
    „Oh“, sagte Gardner leise. Er lehnte sich zurück und sah Karnes sehr aufmerksam in die Augen. Um sich herum vernahm er das Klicken und Rauschen der Komputer-Geräte der Erdzentrale. Ihm gegenüber an der Wand befand sich ein langes Brett mit zahlreichen cryotronischen Röhren.
    Gardner schlug seine Beine übereinander und wartete ab. Er hätte keine Rechenmaschine mit cryotronischen Röhren einsetzen müssen, um zu erraten, worauf Karnes hinzielte, aber Gardner hatte schon längst gelernt, daß der Chef des Erdsicherheitsdienstes eine Verhandlung auf seine Weise, ohne Unterbrechung von anderer Seite, zu führen pflegte.
    Karnes sah von seinem Blatt hoch und sprach wieder. „Wenn wir die Zahl nach oben abrunden, so leben ungefähr fünf Milliarden Menschen auf Lurion.“
    „Das ist fast genau die Hälfte der Bewohnerzahl der Erde“, warf Gardner ein.
    Karnes lächelte kalt. „Ja, das stimmt. Sie werden jetzt erkennen, daß unter den Menschen, die im Augenblick auf Lurion leben, die Eltern derer sind, die in siebenundsechzig Jahren bei der totalen Vernichtung der Erde ihre Hand anlegen werden. Die Saat des Unheils ist schon ausgestreut worden. Die Wahrscheinlichkeit sagt uns, daß wir untergehen werden, wenn wir die Hände in den Schoß legen und nichts unternehmen. Deshalb müssen wir Gegenmaßnahmen ergreifen.“
    Gardner brach der Schweiß auf der Stirn aus. „Welche Art von Gegenmaßnahmen sind geplant, Sir?“
    „Die totale Vernichtung Lurions.“
    Gardner hatte diese Forderung vom Anfang der Unterredung auf sich zukommen gefühlt. Und dennoch warf ihn ihre schonungslose Härte fast um.
    Er sah seinen Vorgesetzten prüfend an. Karnes sah nicht gerade aus wie ein Mann, der die Vernichtung eines ganzen Planeten anordnen konnte, dachte Gardner. Karnes schien die dazu notwendige innere Härte nicht zu besitzen. Aber man konnte eben nie wissen, mit welcher Art von Menschen man es zu tun hatte.
    Und außerdem würde Karnes ja die Aufgabe nicht selbst erfüllen müssen. Er hatte lediglich die Entscheidung gefällt. Er würde der Waffe das Ziel geben, aber jemand anderer würde auf den Abzug drücken.
    Gardner sagte: „Angenommen, dem Komputer ist ein Fehler unterlaufen?“
    Karnes zuckte die Schultern. „Wie Sie wissen, sind zu allen Zeiten Welten unschuldig untergegangen. Das Universum kennt keine Sentimentalität. Eine winzige Verschiebung in dem Metabolismus einer Sonne, ein plötzlicher Energieausbruch, und schon bedeutet das den Untergang einer völlig unschuldigen Welt.“
    „Sie haben recht. Aber Novae sind natürliche Vorgänge. Dieses hier ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher