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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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etwas ganz anderes. Es ist Mord. Oder etwa nicht?“



„Aus Selbsterhaltung.“
    „Selbstverteidigung, noch ehe sich eine feindliche Waffe überhaupt gegen uns erhoben hat?“
    Karnes sah Gardner mißbilligend an. „Dank unserer Wissenschaft, die den Komputer geschaffen hat, haben wir es heute nicht mehr nötig, darauf zu warten, bis der erste Schuß fällt. Aber Sie zwingen mich dazu, zu moralisieren, Roy. Und das will ich nicht. Ich will Ihnen absolute Klarheit verschaffen: wir werden niemals wissen. ob der Komputer recht gehabt oder nicht. Wenn wir Lurion zerstören, werden wir in den nächsten zwei Generationen keinen Krieg haben. Aus diesem Grunde müssen wir um unseres Seelenfriedens willen annehmen, daß der Komputer die Wahrheit sagt.“
    „Eine ungeheure Annahme.“
    „Das ist mir klar“, erwiderte Karnes.
    Der Chef des Erdsicherheitsdienstes seufzte schwer. Für einen Moment war die Maske, zu der ihn sein Beruf zwang, wie abgefallen, und Gardner sah hinter ihr den wirklichen Mann, beladen mit der Last der furchtbaren Entscheidung, die er gefällt hatte. Vielleicht war der Mann, der den Abzug bediente, doch nicht so schlimm daran, dachte Gardner.
    „Lurion wird also vernichtet werden.“
    „Lurion muß vernichtet werden; im anderen Falle würde die Erde zerstört werden. Es gibt nur diese beiden Alternativen für uns. Entweder sie oder wir. Und wir können nur hoffen, daß wir als die Wertvolleren weiterleben. Soweit ich allerdings über Lurion unterrichtet bin“, sagte Karnes, „glaube ich, daß unsere Erdbewohner diese sind.“ Sein Lächeln wurde grimmig. „Also gut. Sie werden sich denken können, weshalb ich Sie rufen ließ. Sie sind ausgewählt worden, die Aufgabe auszuführen.“
    Gardner sagte kein Wort. Er starrte auf den dicken roten Teppich auf dem Boden.
    „Ich muß gestehen, daß ich nicht der Meinung war, daß Sie der richtige Mann für diese Sache seien. Der Komputer jedoch war anderer Meinung als ich.“
    Die Bemerkung kam so schnell, daß Gardner nur fassungslos fragte:
    „Sir?“
    „Ja, ich habe nicht geglaubt, Sie einsetzen zu sollen. Sie machen sich zuviel Gedanken. Es kann Ihnen passieren, daß Sie sich in begrifflichen Syllogismen verstricken, wenn es sich um eine Entscheidung größten ethischen Ausmaßes handelt. Aber auf der anderen Seite haben Sie große Fähigkeiten und besitzen eine gute Selbstdisziplin. Ich glaubte, daß Ihre intellektuellen Fähigkeiten Ihre Aktivität begrenzten und Sie für diese Aufgabe wertlos machten. Aber ich habe trotzdem Ihr Band in die Maschine gelegt. Der Komputer sagte, daß Sie der beste Mann sind, den wir haben. Ich füge mich seinem Urteil.“
    Gardner blinzelte. Er wußte, daß es für ihn nur den einen Weg gab, dem Befehl zu gehorchen. Er könnte zwar auf Grund moralischer und ethischer Bedenken sich weigern, aber das würde nur das eine Resultat haben, nämlich das Ende seiner Karriere. Nach Ansicht des Erdsicherheitschefs mußte der Planet Lurion vernichtet werden, und er würde vernichtet werden – wenn nicht durch ihn, Gardner, dann durch jemand anderen.
    Er prüfte sich im stillen, ob er wohl wirklich diese Aufgabe erfüllen könnte, ob er ihr gewachsen sei. Er kam zu dem Schluß, daß er es tun konnte, wenn er ernsthaft davon überzeugt war, daß die Zukunft der Erde davon abhinge. In diesem Fall hatte der Komputer also recht, Karnes unrecht gehabt.
    Himmel hilf mir! dachte Gardner.
    Laut sagte er heiser: „Gut, ich nehme den Auftrag an.“
    „Danke, Gardner.“
    „Der Dank ist überflüssig, Sir. Sie haben mich mit meiner Aufgabe betreut. Ich übernehme die Ausführung. Dabei wollen wir es bleiben lassen.“
    „Wie Sie es wünschen.“
    Den Blick auf den Chef des Erdsicherheitsdienstes gerichtet fragte Gardner: „Wie denken Sie sich die Ausführung und wann soll ich aufbrechen?“
    „Sie werden fünf Männer unter sich haben“, antwortete Karnes. „Sie werden praktisch sofort die Erde verlassen. Folgen Sie mir, ich werde Sorge dafür tragen, daß Sie die Pläne bekommen.“
     
    *
     
    In irgendeinem Büro tief unten in dem Gebäude des Sicherheitsdienstes wurde Gardner mit allen Einzelheiten des Planes vertraut gemacht. Der Planet würde durch einen Resonatorkreis zerstört werden. Dazu waren fünf unabhängige Koordinaten notwendig. Wenn diese in Verbindung miteinander gebracht wurden, bedeutete das das Ende für Lurion.
    „Vielleicht sollten Sie noch wissen, daß bereits ein Versuch gescheitert ist“, sagte
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