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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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Dienst aus. Die offizielle Kündigung erhalten Sie sofort. Ich lege keinen Wert darauf, einer so gewissenlosen Organisation anzugehören!“
    Mit einem ironischen Gruß drehte er sich auf dem Absatz herum und ging auf die Tür zu. Die beiden Flügel öffneten sich gehorsam, als er auf sie zukam.
    „Gardner! Kommen Sie sofort zurück! Das ist ein Befehl, Gardner, hören Sie mich?“
    „Ich bin Ihren Befehlen nicht mehr verpflichtet, Sir.“
    „Gardner!“
    Ohne sich einmal umzusehen, ging er den Flur entlang; die Türen schlossen sich hinter ihm, wie sie sich automatisch geöffnet hatten. Stimmen erhoben sich hinter ihm, aber er ging unbeirrbar seinen Weg weiter, bis er an der Hauptwache vorbei ins Freie trat.
    Erst dann begann er wieder zu denken.
    Karnes Hatte sich geweigert, ihn anzuhören. Das Unternehmen würde fortgesetzt werden! Er hatte seine Kündigung ausgesprochen! Wie Blitz und Donner waren sich die Ereignisse gefolgt.
    In weniger als fünf Minuten hatte er eine Laufbahn zerstört, die er in Jahren aufgebaut hatte.
    Er fühlte sich einen Augenblick lang leer und trostlos. Aber er war felsenfest überzeugt, daß er richtig gehandelt hatte. Das allein war ihm ein Trost.
    Er hatte sich den Boden seiner Existenz unter den Füßen weggerissen, aber er hatte das Bewußtsein, daß seine Hände sauber waren.
    Was jetzt auch immer geschehen mochte, er hatte keine Schuld daran. Er hatte alles versucht, was in seiner Macht lag, um der Wahrheit zu dienen!.
    Ein Taxi fuhr an den Randstein. Gardner stieg ein und gab dem Fahrer die Adresse des Hotels, das Lori und er am Morgen aufgesucht hatten.
    Lori las, als er in ihr Zimmer kam. Sie legte ihr Buch sofort aus der Hand und lief mit strahlenden Augen auf ihn zu. Ihr Lächeln erlosch, als sie sein Gesicht sah.
    „Was ist geschehen, Roy?“
    Er schüttelte nur den Kopf und ließ sich in einen Sessel fallen. „Der verdammte, dickschädlige Narr“, stieß er bitter hervor.
    „Hat Karnes dich nicht vorgelassen?“
    „O doch.“ Und Gardner erzählte ihr alles, was sich zugetragen hatte.
    Als er am Ende seines Berichtes war, sagte sie: „Du hast das Richtige getan. Nach allem hättest du doch sowieso nicht mehr für den Erdsicherheitsdienst arbeiten können, nicht wahr?“
    „Das stimmt. Aber jetzt sieht es ungut für mich aus. Ich habe keine andere Existenz. Die Erde ist von jetzt an für mich eine riesenhafte Wüste. Als ehemaliger Agent des Sicherheitsdienstes gibt mir kein Mensch einen Job. Zudem weiß ich zuviel, als daß der Erdsicherheitsdienst es riskieren könnte, mich auf freiem Fuß zu lassen. Sie werden mich mindestens bis zum Untergang Lurions, vielleicht auch auf immer einsperren.“
    Loris Fäuste hämmerten wütend auf den Tisch. „Aber sind sie denn keine Menschen? Warum haben sie deinen Vorschlag nicht akzeptiert? Wie können sie es wagen, eine solche Verantwortung auf sich zu laden?“
    Gardner erwiderte ruhig: „Das ist die Haltung, die ich auch bis vor einer kurzen Zeit hatte. Aber jetzt verstehe ich Karnes und seinesgleichen besser. Sie haben unter dem Druck dieser Aufgabe fünf Jahre lang gelitten und gelebt. Durch diese lange Zeit sind sie der Frage der Schuld gegenüber taub und unempfindlich geworden. In ihren Gehirnen hat sich der Gedanke fest eingenistet, daß Lurion zerstört werden muß. Es ist eine furchtbare Tat, und sie sind sich dessen bewußt. Aber wenn sie für eine neuerliche Überprüfung abstimmen und herausfinden, daß sie Lurion gar nicht zu vernichten brauchen, dann ist mit diesem Augenblick die Qual und Mühe der fünf Jahre umsonst gewesen. Sie sind an einem Punkt angekommen, wo sie lieber den Planeten Lurion in die Luft sprengen, als zuzugeben, daß sie mit ungenügendem Material gearbeitet haben.“
    Er starrte stumpf vor sich hin. Lori sagte: „Roy, was werden wir nun machen?“
    „Wir? Ich werde in eine Zelle eingeliefert werden. Und du wirst deine Doktorarbeit zu Ende schreiben und dein Examen machen.“
    „Bist du wahnsinnig geworden? Du wirst doch nicht warten, bis sie dich verhaften?“
    „Was bleibt mir sonst übrig? Das Anständigste wäre, daß ich zurück zum Lurion ginge und dort den Untergang mitmachte. Aber ich bin nicht der Typ, der zu einem Selbstmord bereit ist. Deshalb bleibt mir nur das Gefängnis. Es ist der Preis, den ich dafür bezahle, daß ich ein Sohn dieser Erde bin.“
    „Nein, Roy, können wir nicht zusammen fliehen? Uns einen Planeten suchen, der weit von hier entfernt ist, auf dem wir
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