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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen?
Autoren: Evelyn Sanders
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Idealbild. »Du und Papi, ihr seid doch das ideale Ehepaar.«
    »Daran haben wir auch fünfundzwanzig Jahre lang gearbeitet«, sagte ich sofort.
    »Ihr streitet euch selten, habt die gleichen Interessen…«
    »Das stimmt nicht! Ich verstehe weder etwas vom Angeln noch vom Fußball, ich hasse Schweinepfötchen mit Sauerkraut, Urlaub im Gebirge, Orangenmarmelade, wenn dein Vater am Steuer sitzt, seine fossilen Textilien, denk bloß mal an die grüne Strickjacke, seine Lachsalven bei Mickymaus-Filmen …«
    »Das sind doch alles bloß Kleinigkeiten«, unterbrach sie mich kichernd. »Aber sonst stimmt es doch bei euch.«
    »Der Alltag besteht nun mal aus aneinandergereihten Kleinigkeiten«, dozierte ich, »und ein vollkommener Ehemann kann allenfalls Adam gewesen sein, weil Eva keine Vergleichsmöglichkeit gehabt hatte. Inzwischen gibt es zu viel Anschauungsmaterial.«
    »Deshalb will Horst Hermann ja auch, daß wir uns endlich verloben.«
    Jetzt staunte ich wirklich. »Ist denn das heutzutage überhaupt noch in? Zu meiner Zeit bedeutete Verlobung so was Ähnliches wie ›sicherstellen und weitersuchen‹. Deshalb habe ich mich damals gar nicht erst darauf eingelassen.«
    »Und? Hast du’s bereut?«
    Darüber mußte ich erst einmal nachdenken. »Doch, habe ich! Es gibt nämlich in diesem Leben zwei Dinge, auf die kein Mensch richtig vorbereitet ist: Zwillinge!«
    Ein viertes Kind hatten wir uns ja gewünscht, am liebsten ein Mädchen, damit das Gleichgewicht im Familienverband wieder hergestellt sein würde, doch als man mir dann zwei kleine Schreihälse in den Arm legte, hatte ich ein paar Stunden lang bedauert, damals nicht doch den Zahnarzt geheiratet zu haben. In dessen Stammbaum waren niemals Zwillinge vorgekommen.
    (Um etwaigen Protesten gleich vorzubeugen: Ohne den ›Mengenrabatt‹ Katja hätte unserem Clan ein prägendes Mitglied gefehlt. Sie ist unsere Frohnatur.)
    Bis weit nach Mitternacht haben wir auf der Terrasse gesessen, Steffi redend, ich – meistens! – zuhörend, doch der Lösung ihres Problems war sie keinen Schritt näher gekommen. »Er will, daß wir die Hochzeitsreise auf die Bahamas machen, und ich will gar nicht heiraten. So einfach ist das.«
    »Na also! Dann erklär ihm das endlich, such dir eine eigene Wohnung, und warte, bis dir der Richtige über den Weg läuft.«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte sie gähnend. »Das werde ich tun.«
    Und deshalb hatten wir nun um die halbe Welt reisen müssen? Soweit ich mich erinnerte, hatte ich ihr diesen Vorschlag schon vor vier Wochen zu Hause am Eßzimmertisch gemacht!
    Ich begann Gläser und Dosen wegzuräumen. Einmal hatten wir sie über Nacht draußen stehenlassen und am nächsten Morgen eine Ameisenkarawane vorgefunden. Steffi suchte nach einem Behältnis für den überquellenden Aschenbecher, fand keins, kippte den Inhalt schließlich in eine Papiertüte und deponierte sie auf der Terrasse. Dann konnten wir endlich schlafen gehen.
    »Woher weiß man eigentlich mit Sicherheit, daß der Mann, den man schließlich heiratet, auch noch nach zwanzig Jahren der Richtige ist?« Im Nachthemd, den Mund voll Zahnpasta, setzte sich Steffi auf mein Bett. »Oder kannst du mir sagen, weshalb es so viele Scheidungen gibt?«
    Heiliger Himmel, hörte sie denn nie damit auf? Ich war hundemüde und wollte endlich meine Ruhe haben. »Verliebtsein und Ehe sind so verschieden wie die Bilder in einem Samenkatalog und das, was dann aufgeht.«
    Ich knipste die Nachttischlampe aus und drehte mich zur Seite, aber Steffis Gemurmel bekam ich doch noch mit.
    »Meinst du das ganz allgemein oder speziell auf unseren Garten bezogen?«
    Male. Um zwei Uhr wurden wir am Dhonihafen ausgeladen, um halb sechs sollten wir uns ebendort wieder einfinden. Für eine Stadtbesichtigung würde die Zeit ausreichen, hatte man uns versichert, die Insel sei ja nicht so groß. Deshalb wunderte ich mich auch über die vielen Autos. Unentwegt hupend, scheuchten sie die noch zahlreicheren Mopedfahrer zur Seite, die ihrerseits wieder die Radfahrer bedrängten. Fußgänger waren in der Minderzahl. Und das in einem Gebiet von etwas mehr als zwei Quadratkilometern!
    »Wo fangen wir denn nun an?« fragte ich Steffi, nachdem wir im Eiltempo die Straße überquert hatten und trotzdem beinahe unter die Räder gekommen wären. In Male fährt man nämlich auch auf der verkehrten Seite!
    »Gehen wir zuerst zur Moschee, dann haben wir sie hinter uns«, sagte meine Tochter, für die Besuche ›sehenswerter
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