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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt
Autoren: Jürgen Kehrer
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Lambert schüttelte den Kopf. «Wir haben den Toten nicht angerührt. Ich nehme an, das war in Ihrem Sinn. Erst als der Doktor hier seinen Ausweis fand, wurde mir klar, um wen es sich handelt.»
    «Es ist in diesen Tagen schwierig, Vogtländers Anblick in den Medien zu entgehen.»
    Frederik machte ein ernstes Gesicht. «Ich versuche, diese ganze Sensationsberichterstattung zu vermeiden. Der Tod meiner Mutter geht mir immer noch sehr nahe.»
    «Das Gleiche gilt wohl für Sie?», wandte sich Bastian an Mergentheim junior.
    «Mir gefällt Ihr Ton nicht», gab Veit Constantin zurück. «Er gefiel mir schon damals nicht, als Sie meine Mutter belästigt haben. Frederik und ich sind Leidensgenossen. Falls Sie es vergessen haben: Mein Vater wurde ebenfalls ermordet.»
    Frederik?
Die beiden Firmenerben duzten sich also. Auch das musste nichts bedeuten.
    «Ich versuche nur, den Ablauf zu rekonstruieren», sagte Bastian. «Gehen wir mal zurück zu dem Zeitpunkt, als Dr. Vogtländer an der Tür klingelte. Wer von Ihnen beiden hat geöffnet?»
    «Ich», sagte Frederik.
    «Und was geschah dann?»
    «Vogtländer, ich meine, der Mann, von dem ich jetzt weiß, dass es Vogtländer war, kam herein. Er torkelte, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ich wollte ihn zu einem Sofa führen, damit er sich hinlegt, aber da fiel er auch schon um.»
    «Dr. Vogtländer hat seinen Namen nicht genannt?»
    «Nein.»
    «Auch nicht den Grund seines Besuches? Immerhin hat er sich auf den weiten Weg von Nordnorwegen hierher gemacht – und das in seinem Zustand.»
    «Nein», antwortete Frederik gereizt. «Das heißt, vielleicht hat er sogar etwas gesagt, allerdings so leise, dass ich es nicht verstanden habe.»
    «Warum haben Sie diesen Mann, den Sie angeblich nicht kannten, überhaupt hereingelassen?»
    «Herrgott noch mal, was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht? Ihn von der Treppe geschubst, damit er sich das Genick bricht? Es war doch zu sehen, dass er körperlich am Ende war. Ich wollte helfen, nichts weiter.»
    «Kein Grund zur Aufregung», mischte sich Udo ein. «Für unseren Bericht brauchen wir ein paar Fakten, nichts weiter. Niemand wird beschuldigt, niemand muss sich rechtfertigen.»
    «Ihr Kollege ist weniger an Fakten als an Unterstellungen interessiert», tönte der junge Mergentheim. «Ich finde, wir müssen uns das nicht länger bieten lassen. Du solltest kein Wort mehr sagen, Frederik. Falls es weitere Fragen gibt, beantworten wir sie gerne morgen. Im Beisein unserer Anwälte.»
    «Vielleicht hast du recht.» Frederik sah enttäuscht aus.
    Ein wenig zu demonstrativ enttäuscht, fand Bastian. Er glaubte dem jungen Lambert kein Wort. Frederik log. Die Frage war nur: Warum? Was hatte er zu verbergen?
    «Ich werde wohl nicht mehr gebraucht?», durchbrach Dr. Kleinwalter die plötzlich eingetretene Stille. «Ich wünsche eine gute Nacht.»
    «Warten Sie.» Bastian hielt den Notarzt auf. «Können Sie die Leiche zur Rechtsmedizin in Münster bringen?»
    «Wir sind nicht für Leichentransporte zuständig. Rufen Sie doch einen Bestatter.»
    «Ich möchte die Herren nicht länger belästigen. Aber auch den Leichnam nicht hier zurücklassen.» Bastian hoffte, dass der Arzt den Wink verstand. «Wäre es möglich, die Übergabe vom Rettungswagen aus zu machen?»
    Dr. Kleinwalter zögerte. «Ja, gut. Meinetwegen.»
    |||||
    «Denkst du, was ich denke?», fragte Udo, als sie den beiden Sanitätern folgten, die Vogtländers Leiche zu ihrem Transporter trugen.
    «Du meinst, dass Frederik und Veit Constantin unter einer Decke stecken und etwas zu verbergen haben?», sagte Bastian. «Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen.»
    Udo steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. «Du kannst sie nicht leiden, das habe sogar ich gemerkt. Und das will was heißen.»
    «Mergentheim junior ist ein Kotzbrocken. Und der junge Lambert gibt den trauernden Sohn wie ein Laienschauspieler. Das war schon auf Spitzbergen so.»
    «Beides ist nicht strafbar.» Udo zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. «Wenn die Rechtsmedizin nichts findet, sind die Jungs aus dem Schneider. Da beißt die Maus keinen Faden ab.»
    Dr. Kleinwalter beendete das Telefonat, das er geführt hatte, und trat zu den Polizisten. «Der Leichenwagen ist in zwanzig Minuten da.»
    «Danke für Ihre Hilfe», sagte Bastian. «Haben Sie, als Sie ankamen, die Kleidung von Dr. Vogtländer durchsucht?»
    «Nur so lange, bis ich die Brieftasche mit dem Ausweis gefunden hatte. Ich
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