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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt
Autoren: Jürgen Kehrer
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Wohnungen und halten Sie sich von den Türen fern.»
    Es wurde wieder leiser.
    «Was machen wir jetzt?», fragte Udo.
    «Das SEK soll kommen», sagte Bastian. «Ich habe keinen Bock, mich von einem Drogi wegpusten zu lassen.»
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    Das Sondereinsatzkommando erschien nach einer Stunde. In der Zwischenzeit hatten Bastian und Udo Verstärkung durch zwei Streifenwagenbesatzungen erhalten, wobei einer der Uniformierten die Aufgabe übernommen hatte, regelmäßig den Schalter für das Flurlicht zu betätigen. In Mark Stephans Wohnung dudelte nach wie vor Musik, er selbst und seine Waffe blieben stumm.
    Die SEK ler wiederholten das Spiel mit dem Klingeln, dem Gegen-die-Tür-Hämmern und dem «Polizei!»-Rufen. Dann brachen sie die Tür auf.
    Bastian und Udo warteten im Hausflur, während sich die schwerbewaffneten Spezialisten Meter um Meter durch die Wohnung vorarbeiteten. Nach zwei Minuten winkte einer der Schwarzuniformierten sie hinein: «Ihr könnt reinkommen. Euer Kunde hat die Flatter gemacht.»
    «Er ist abgehauen?», fragte Bastian erstaunt.
    «Nein, er hat sich den goldenen Schuss gesetzt.»
    In den letzten Monaten war der Dealer anscheinend nicht dazu gekommen, die Wohnung aufzuräumen oder zu putzen. Alle Flächen, einschließlich des Bodens, waren mit leeren Flaschen, Fastfood-Verpackungen und Essensresten bedeckt. Bastian und Udo wateten knöcheltief durch den Müll, bis sie in einen Raum kamen, der ursprünglich als Wohnzimmer geplant war. Mark Stephan lag mit blauem Gesicht auf dem Rücken, in seinem Arm steckte eine Spritze.
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    «Und so was nennt Broschek eine ruhige Nacht …», sagte Udo, als sie zwei Stunden später auf dem Innenhof des Polizeipräsidiums parkten. «Der Mann neigt nicht zur Gewalt», äffte er den Schichtleiter nach. «Mann, Mann, Mann, der Arsch hätte mir die Eier wegschießen können!»
    «Hat er aber nicht», sagte Bastian und stieg aus. «Wahrscheinlich habt ihr das nur inszeniert, damit es mir in der K-Wache nicht zu langweilig wird.»
    «Davon träumst du wohl.» Udo, der ebenfalls das Auto verlassen hatte, streckte sich. «Ich brauche das nicht. Ehrlich.»
    «Sind Sie Bastian Matt?», fragte eine junge Polizistin, die eine Plastiktüte in der Hand hielt.
    Bastian hatte gesehen, dass sie aus der Polizeiwache neben dem Präsidium gekommen war. «Ja, der bin ich.»
    «Das hier ist für Sie abgegeben worden.» Sie überreichte ihm die Plastiktüte.
    Bastian schaute hinein: große weiße Briefumschläge. «Wer hat das gebracht?»
    «Ein Taxifahrer. Sein Fahrgast hat ihn gebeten, die Briefe im Präsidium abzugeben. Aber da die Pforte schon geschlossen war, ist er zu uns gekommen.»
    Bastian zog einen Brief heraus. Er war schwer und dick, als ob er einen ganzen Stapel Papiere enthielte. Im Inneren rasselte es, kleine, harte Objekte kullerten herum. Bastian schaute auf den Adressaten: eine Universität in den USA . Absender: Dr. Ulrich Vogtländer,
Svalbard Global Seed Vault
. «Hat der Taxifahrer sonst noch was gesagt?»
    «Ja. Es klang ziemlich merkwürdig. Falls sein Fahrgast sich nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden bei Ihnen meldet, sollen Sie die Briefe zur Post bringen. Sie wüssten, um was es sich handelt.»
    «Danke», sagte Bastian. «Wohin hat der Taxifahrer den Gast gebracht?»
    «Das habe ich nicht gefragt. War das ein Fehler?»
    «Nicht unbedingt. Sie haben sicher die Daten des Fahrers aufgenommen?»
    «Selbstverständlich.» Die Polizistin deutete einen Gruß an. «Ich schicke Sie Ihnen per E-Mail.»
    «Hast du wirklich eine Ahnung, was das bedeutet?», fragte Udo, nachdem sich die Polizistin entfernt hatte.
    «Ja. Es bedeutet, dass Vogtländer aufgewacht ist und sich hier in der Nähe aufhält.»
    «Vogtländer ist der Typ aus der Kühlkammer, stimmt’s?»
    «Richtig», bestätigte Bastian. «Aber die Briefe bedeuten noch mehr. Nämlich dass Vogtländer bereit ist, das Versprechen einzuhalten, das er Yasi und mir gegeben hat. Yasi wird vor Freude tanzen, wenn sie das erfährt.»
    «Das muss ich nicht verstehen, oder?»
    Sie gingen in Richtung K-Wache.
    «Sagen wir mal so: Vielleicht ist es besser, du weißt nicht alles.»
    «Hauptsache, die Dinger, die in den Briefen rasseln, können nicht explodieren.»
    «Nein.» Bastian lachte. «Das glaube ich nicht.»
    Die K-Wache war verwaist, alle Kollegen, bis auf den Schichtleiter, anscheinend unterwegs. Bastian ließ die Briefe schnell in einer Schublade seines Schreibtisches verschwinden. Keine Sekunde
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