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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt
Autoren: Jürgen Kehrer
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beschworen jetzt die Gefahr eines Zickenkriegs herauf.
    Zum Glück ließ sich Yasi von den Sticheleien seiner Kollegin nicht provozieren. Sie begnügte sich damit, in Bastians Richtung zu zwinkern, und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu.
    Bastian hörte, wie Susanne die Luft einsaugte. Doch bevor sie erneut loslegen konnte, stoppte er sie mit einer Handbewegung. «Wir hier drin sind die Guten. Die Bösen sind da draußen. Okay?»
    Davon, dass er so schnell wieder bei einer Mordkommission mitmachen würde, hatte Bastian nicht mal zu träumen gewagt. Eine Grippewelle im Polizeipräsidium sowie die nicht zu leugnende Tatsache, dass er zu einer entscheidenden Wendung der Ermittlungen beigetragen hatte, und ganz sicher auch Susanne Hagemeisters Fürsprache hatten jedoch bewirkt, dass Kriminalrat Biesinger kurz vor Bastians Dienstende in der K-Wache aufgetaucht war und ihn gefragt hatte, ob er nicht vorübergehend wieder Mitglied der MK werden wolle. Und Bastian hatte natürlich ja gesagt. Lediglich drei Stunde Pause hatte er sich ausbedungen, angeblich, um kurz zu schlafen. Tatsächlich aber ging es ihm darum, mehrere andere Dinge zu erledigen.
    Zuerst hatte er mit Udo Deilbach geredet, danach mit der Polizistin, die in der Nacht Vogtländers Briefe in Empfang genommen hatte. Udos Bedenken, dass es sich bei den Briefen um Beweismittel handele, die man nicht leichtfertig in alle Welt verschicken dürfe, konnte Bastian nicht zerstreuen. Allerdings hatte Udo eingesehen, dass die
Baba
-Samen im Lagerraum der KTU verdorren und damit für die Menschheit unbrauchbar werden würden. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass Udo die Briefumschläge mit keiner Silbe erwähnen und, falls Nachfragen kämen, sich einfach dumm stellen solle. Notfalls, versprach Bastian, werde er die Verantwortung allein übernehmen.
    Der Polizistin, die inzwischen ihren Dienst beendet hatte und nach Hause gegangen war, erzählte Bastian am Telefon eine glatte Lüge. Die Briefe seien privater Natur, behauptete er, es tue ihm leid, dass sie da hineingezogen worden sei, am besten vergesse sie die Angelegenheit so schnell wie möglich. Ob die Frau ihm die Geschichte abnahm, wusste Bastian nicht. Seiner Einladung zu einem Kaffee in der Kantine bei nächster Gelegenheit schien sie jedenfalls nicht abgeneigt zu sein.
    Erst nachdem er diese beiden Gespräche geführt hatte, war Bastian zur Postfiliale am Domplatz gefahren und hatte Vogtländers Briefe aufgegeben. Anschließend hatte er sich in das Café nebenan gesetzt, einen Cappuccino getrunken und Yasi angerufen, die gerade auf ihrem Fahrrad zum Institut fuhr. Ihr Jubelschrei zerriss ihm fast das Trommelfell.
    Kein Wunder also, dass Susanne Hagemeisters schlechte Laune an Yasi abprallte wie ein Haufen Vorwürfe an einer Salzsäule.
    Der Sektionsassistent hatte inzwischen Vogtländers Kopf aufgesägt.
    «Was haben wir denn da?» Yasi schaute konzentriert in den geöffneten Schädel. «Sieht mir ganz nach einer subduralen Blutung aus.»
    Der blonde Rechtsmediziner nickte.
    «Eine Blutung unter der harten Hirnhaut», erklärte Yasi den beiden Polizisten, «verursacht durch einen Brückenvenenabriss.»
    «Und was verursacht einen Brückenvenenabriss?», fragte Bastian.
    «Ein seitlicher Schlag gegen das Kinn. Der Schädel bewegt sich dann schneller als das Gehirn, und es kann zu einem Riss der Vene kommen. Wenn Boxer im Ring sterben, ist das nicht selten die Todesursache.»
    «Wir sprechen demnach von einem Tötungsdelikt?», hakte Susanne nach.
    «Richtig. Dr. Vogtländer ist gestorben, weil ihm jemand brutal ins Gesicht geschlagen hat.»
    «Das muss ich Fahlen mitteilen.» Susanne zog ihr Handy aus der Tasche und verließ den Sektionssaal.
    Bastian wollte seiner Kollegin gerade nach draußen folgen, als sich Yasi räusperte. «Ach, Bastian.» Sie winkte ihm mit dem blutigen Handschuh zu. «Ich hätte Lust, heute Abend ein Feuer in meinem Blumenzimmer anzuzünden.»
    «Feuer im Blumenzimmer klingt gut», sagte Bastian und lächelte.
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Anmerkung des Verfassers
    Münsterland ist abgebrannt ist ein Roman. Die in diesem Buch agierenden Personen sind ebenso frei erfunden wie die Handlung selbst. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Menschen sowie real existierenden Unternehmen wären rein zufällig.
    Nicht erfunden ist das Volk der Mosuo, eine in den chinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan lebende, rund vierzigtausend Menschen
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