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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030
Autoren: Alexander Golfidis
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auch wenn die Zeiten momentan nicht gerade die besten sind.«
    Susann sah auf die Uhr – plötzlich schien sie es eilig zu haben.
                »Falls es läutet, wird es Erwin sein«, sagte sie und band sich die Haare nach hinten.
                »Er kommt mich abholen, ich geh dann mit ihm zu St. Konrad«, äußerte sie, während sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel warf.
                »Erwin?«, fragte Victor und zog seine Stirn in Falten,
                »ist der beim Kirchenchor?«
                »Nein, er ist Yogalehrer«, erwiderte Susann geduldig.
                »Ich sag doch, dass mit dem etwas nicht stimmt«, nörgelte Victor. Doch Susann nahm von Victors Anspielung überhaupt keine Notiz und machte sich daran die Schuhe anzuziehen.
    Kurz darauf läutete es an der Tür.
                »Bis später«, hörte man Susann gut gelaunt aus dem Flur flöten und Augenblicke später war zu hören wie die Haustüre ins Schloss rastete.
                »Ich könnt diesem Yoga-Heini eine reinhauen«, zischte Victor wutentbrannt.
                »Der ist doch ganz nett«, meinte Charly und schlurfte seinen Kaffee.
                »Nett«, wiederholte Victor Charly nachäffend.
                »Nett soll der sein? Der ist doch hinter Susann her, da geh ich jede Wette ein.« Victor machte ein besorgtes Gesicht.
    Charly zuckte mit den Schultern.
                »Diese Yoga-Heinis, die wollen doch alle nur SUMATRA machen, da bin ich mir sicher.«
                »Du meinst bestimmt KAMASUTRA«, verbesserte ihn Charly.
                »Mir doch egal wie das heißt«, gab Victor zähneknirschend von sich. »Du weißt schon was ich meine – das nächste Mal wenn der hier an der Tür läutet, geh ich raus und dreh der Yoga-Schwuchtel eigenhändig den Hals um.«
     
                Kurz darauf nahm Charly seinen Vaporizer zur Hand und inhalierte ein paar Züge. Doch Sekunden später wurde er wieder von einem fürchterlichen Hustenanfall geplagt. Nachdem sein Husten nachgelassen hatte, sah sich Victor genötigt ein paar ernste Worte an Charly zu richten – er machte sich Sorgen.
                »Du verträgst das Zeug nicht, das habe ich dir schon mal gesagt«, sagte er. Victor nahm das Piece in die Hand und hob es unter die Nase.
                »Das ist doch kein Haschisch«, äußerte er die Nase rümpfend.
                »Es riecht wie Seife.«
    Charly zuckte mit den Schultern.
                »Es gibt ja nichts anderes mehr«, sagte er und nahm das Stück Shit wieder an sich.
                »Diese MONSANTOS verkaufen doch bloß einen chemischen Mist – ich fress ’nen Besen, wenn das richtiger Shit ist«, sagte Victor und lehnte sich nachdenklich in den Stuhl zurück.
                »Die letzte Ernte«, murmelte er nach einer Weile, als ob er zu sich selbst sprechen würde.
                »Was ist mit der letzten Ernte?«, fragte Charly, der nichts kapierte.
                »Natürlich, die letzte Ernte, ich hab sie fertig verpackt, aber der Typ hat sie nicht mehr geholt«, rief Victor einer plötzlichen Eingebung folgend.
                »Damals, als das Cannabis legalisiert wurde, bin ich auf der letzten Ernte sitzen geblieben – ich hab sie noch immer im Keller.«
    Victor sprang wie vom Hafer gestochen auf und lief in den Keller hinunter. Minuten später war er zurück und warf ein verstaubtes Paket auf den Tisch.
                »Gepresstes Gras«, sagte er grinsend.
                »Zum Rauchen taugt es vermutlich nicht mehr – aber die Samen, die könnten noch was sein«, gab Victor mit einem Lächeln von sich.
                »Du kannst dir dein Zeug in Zukunft selbst anbauen!«
    Charly nahm zweifelnd das in Klarsichtfolie eingeschweißte Paket zur Hand und wischte den Staub von der Folie, da entdeckte er tatsächlich ein paar Samen unter der Kunststoffhaut. Er hatte einmal gelesen, dass Pflanzensamen, bei entsprechender Lagerung, selbst nach Jahren noch keimen konnten.
                »Hmh«, murmelte er, »probieren kann ich es ja mal.«
     
    Den Tag über hatte Victor in der Innenstadt verbracht und der Ausflug hatte sich einigermaßen gelohnt. Victor hatte einen fast neuen Rollator mitgebracht. Sein Besitzer war auf einer Parkbank
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