Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Msssarrr!

Msssarrr!

Titel: Msssarrr!
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
2252)

 
Kapitel 1 – Landurlaub
     
    Clifford Ramirez blickte aus dem Sichtfenster von Shuttle D-3334. Der Ruderoffizier des Leichten Kreuzers STERNENFAUST hatte vor acht Stunden Spacedock 1 im Erdorbit verlassen. Er war auf dem Weg nach Darkside City auf Merkur, wo seine Familie lebte.
    Die Sternenfaust war übermäßig lang im Einsatz gewesen und hatte während der Kämpfe um Triple Sun 2244 einige Schäden erlitten, die nur provisorisch repariert worden waren. Die Mission im Dambanor-System hatte den Dauereinsatz noch einmal verlängert. Eine Überholung der Systeme war dringend notwendig. Insbesondere die Kristallbahnen der Bergstromaggregate mussten gereinigt werden, zumal sie während der letzten Mission immer wieder fünfdimensionalen Emissionen ausgesetzt gewesen waren.
    Aber das alles lag nun erst einmal hinter Ramirez.
    Der Krieg und die Strapazen, die die letzten Einsätze mit sich gebracht hatten, erschienen Clifford Ramirez im Moment, als wären es Erinnerungen aus einem anderen Leben. Nun war er hier, im Sol-System, so nahe an Merkur …
    Bilder erschienen vor seinem inneren Auge und fesselten seine Aufmerksamkeit mehr als das, was er durch das Sichtfenster sah. Seine Frau Sandrine arbeitete als Bergbau-Ingenieurin in Beethoven City – oder wo immer sie die Minengesellschaft auch hinschicken mochte. Es gab auf Merkur einige einzigartige Mineralien und hohe Anteile an besonders seltenen Schwermetall-Isotopen. Die extremen Klimabedingungen sorgten für eine ganze Reihe geologischer Besonderheiten.
    Die Rotation des inneren Sol-Planeten war nahezu zum Stillstand gekommen. Der Merkur drehte sich nur noch sehr langsam um die eigene Achse. So wandte er über lange Zeit dem nahen Fusionsglutofen namens Sonne dieselbe Seite zu, während er dem Rest des Universums seine Schattenseite präsentierte.
    Die Temperaturunterschiede waren enorm. Während auf der Tagseite Werte von über 460 Grad Celsius herrschten, konnte das Thermometer auf der Nachtseite auf 180 Grad Minus absinken.
    Merkur war eine Welt der Extreme. Nicht gerade ein Planet, den man sich als ein Paradies für Menschen vorstellte. Wer dort lebte, hatte einen guten Grund dafür. Und dieser Grund waren die Reichtümer, die unter der Oberfläche des Planeten zu finden waren.
    Reichtümer, die so groß waren, dass die Mercury Mining Company sogar ein eigenes Raumfort zur planetaren Verteidigung eingerichtet hatte. Mehrere unterlichtschnelle Patrouillenboote waren dort stationiert und sorgten dafür, dass keine Unbefugten auf dem Merkur landeten, um sich ihren Teil der Bodenschätze zu nehmen. Der Abbau war leicht. Nach Meinung der Mercury Force, wie der Sicherheitsdienst der Company genannt wurde, sogar zu leicht.
    300.000 Menschen lebten auf Merkur – verteilt auf ein Dutzend Siedlungen, die zumeist nach benachbarten Kratern benannt waren, die meist die Namen irdischer Komponisten und Dichter trugen: Beethoven, Goethe, Shakespeare, Dostojewskij …
    Clifford Ramirez dachte an Lester, seinen sechsjährigen Sohn. Als Clifford ihn das letzte Mal gesehen hatte, träumte Lester davon, eines Tages zum Space Corps zu gehen wie sein Vater. Aber nicht auf ein Raumkommando, sondern zu den Marines. Clifford musste lächeln. Diesen Entschluss überdenkt er sicher noch einmal , dachte er. Wahrscheinlich träumt er inzwischen von etwas ganz anderem. Die Zeit vergeht so schnell. Ehe man sich versieht, ist aus dem Kind ein junger Mann geworden, und ich werde davon kaum etwas mitbekommen haben, weil ich die meiste Zeit irgendwo draußen im All verbracht habe, um größenwahnsinnigen Vogelköpfen, die sich für das auserwählte Volk Gottes halten, das Fürchten zu lehren!
    Es war immer Cliffords Traum gewesen, die Star-Corps-Akademie auf Ganymed zu besuchen und anschließend auf einem Raumschiff zu dienen. Sein Traum war in Erfüllung gegangen. Als Rudergänger der STERNENFAUST gebot er über deren mächtige Maschinen per Knopfdruck und Computereingabe. Er reiste Lichtjahre weit durch den Bergstrom-Raum, dessen Benutzung zwar zum Alltag geworden war, dessen Natur aber bis heute auch die genialsten Köpfe der Wissenschaft nicht verstanden.
    Aber inzwischen regten sich Zweifel bei ihm, ob er wirklich das Richtige tat. Als Star-Corps-Offizier war er naturgemäß nicht häufig im Sol-System. Immer wieder kam es vor, dass er für Wochen oder gar Monate weit von seiner Heimat getrennt war. Ich hoffe nur, dass es die Sache wert ist , ging es ihm durch den Kopf. Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher