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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub
Autoren: Dorothy Gilman
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Risiko einzugehen, daß er gesehen und erkannt oder gar festgenommen wird? Er hat doch keinen Reisepaß, oder?«
    Ibrahim blickte sie nachsic htig an. »Aus dem Irak? Es werden gar keine ausgestellt.«

    Sie schüttelte den Kopf. »Dann werden wir wohl einen rettenden Engel brauchen«, sagte sie bedrückt.

    »Einen was ?«
    »Engel sind in den Vereinigten Staaten zur Zeit ganz groß in Mode«, erklärte sie. »Es werden Bücher über sie geschrieben und Filme gedreht. Sie können Wunder vollbringen, wie beispielsweise einen von der Polizei Gesuchten aus einem fremden Land zu schmuggeln. Ohne Reisepaß und Visum.«
    »Es gibt keine Wunder«, sagte er tonlos.
    »Daß Dib Assen noch am Leben ist, ist ein Wunder!« sagte sie trotzig. »Und Sie leben ebenfalls noch!«
»Ja, aber...« Plötzlich erstarrte er, und Mrs. Pollifax bemerkte, wie sich sein Gesicht vor Furcht verzog. »Bismallah oh Bismallah«, keuchte er, »man darf mich nicht sehen!«
»Was haben Sie denn?« rief sie, aber er war bereits um die Zeltecke gelaufen, um sich zu verstecken. Sie drehte sich um und sah, daß sich ein völlig verstaubter Wagen mit riesigen Reifen, anscheinend ein Land Rover, ins Lager plagte. Vor dem Zelt des Scheichs hielt er an. Hier ein so modernes Fahrzeug zu sehen war ein plötzlicher Schock, ein Hinweis auf eine völlig andere Welt jenseits der Wüste, in der üblicherweise nur total verrostete Pritschenwagen und Kamele zu sehen waren. Sie drehte sich zu Ibrahim um, der außer Sicht auf dem Boden kniete. »Was ist los?« fragte sie. »Wer ist das?«
»Die Wüstenpatrouille. Zwei Mann, sehen Sie sie? Polizei!«
O Gott! dachte Mrs. Pollifax. Sie beobachtete, wie die zwei Männer ausstiegen. Es bestand gar kein Zweifel, daß der eine Angehöriger der Wüstenpolizei war, denn er trug die adrette braune Uniform mit ebenfalls braunen Schulterriemen und einer roten Schärpe. Sein rotkarierter Kaffiyeh war mit einem dunklen Aigal zusammengehalten, an dem ein silbernes Abzeichen steckte. Sein junger Begleiter trug Zivil, war sehr staubig und wirkte irgendwie sehr amtlich.
Beide verschwanden im Zelt des Scheichs. Mrs. Pollifax wartete, worauf, wußte sie selbst nicht. Vielleicht auf ein höfliches Ersuchen, sich in den Zelten umsehen zu dürfen? Oder auf einen Hinweis, daß sich weitere gefährliche Personen in der Nähe herumtrieben? Ihr Arm pochte, sie hatte kaum geschlafen, und nun bekam sie auch noch heftige Kopfschmerzen. Ich sollte Farrell warnen, dachte sie, aber sie war wie gelähmt und unendlich müde.
Über die Schulter sagte sie zu Ibrahim: »Sie haben das Zelt von Scheich Jidoor betreten.«
»Ja«, krächzte er.
Eine Decke am Zelt des Scheichs wurde zurückgeschlagen, und Mrs. Pollifax wappnete sich, aber nur Josef kam heraus. Er sah sie sofort, rannte auf sie zu und rief aufgeregt: »Mrs. Pollifax! Mrs. Pollifax, die Wüstenpatrouille hat einen Mann hierhergebracht, der sich gestern nacht in der Wüste verirrt hat! Es ist ein Amerikaner, und er hat Sie gesucht!«
Das war verblüffend. »Er hat mich gesucht? Ein Amerikaner, der mich sucht?«
»Ja!« versicherte ihr Josef aufgeregt. »Corporal Saidi fand ihn vergangene Nacht in der Nähe der saudiarabischen Grenze. Er hatte sich völlig verirrt. Sein Name ist Rollin oder Rallin oder so ähnlich, und er sagt, daß ihn ein Mr. Carstairs geschickt hat.«
Carstairs....! Ihre Knie wurden plötzlich weich. So erledigt und mitgenommen, wie sie war, verspürte sie das eigenartige Bedürfnis, in Tränen auszubrechen, aber statt dessen lachte sie. Es war ein zittriges Lachen, aber dennoch ein Lachen.
»Ibrahim«, sagte sie. »Sie brauchen sich von nun an nicht mehr zu verstecken. Ich glaube, unser rettender Engel ist eben erschienen - unser Wunder!« Hätte Carstairs das hören können, wäre ihm zweifellos ein wahrer Wasserfall von sarkastischen und sehr prägnanten Ausdrücken über die Lippen gerauscht.

Epilog
    Mrs. Pollifax war schon vier Tage zu Hause, als sie von den Vorkehrungen erfuhr, die nach ihrer Abreise in Amman getroffen worden waren. Cyrus war bereits vom Cape zurückgekehrt, als sie nach Hause kam, und begrüßte sie an der Tür mit einem entsetzten: »Großer Gott, Emily, hast du dir den Arm gebrochen?«
    »Nein, nein«, beruhigte sie ihn. »Es ist nur eine unbedeutende Verletzung durch eine Kugel. Ein Beduine namens Bushaq hat sie verarztet, und ein gutaussehender junger Polizist hat sie desinfiziert.«
    Er kniff die Augen mißtrauisch zusammen. »Emily, eine Kugel
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