Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
sozusagen. Wie hieß doch gleich das weibliche Pendant?«
    »Kammerzofe.«
    »Ach ja. Wie auch immer, ich habe mir überlegt, dass das Erlebnis der Freiheit, der französischen Kultur und des engen Zusammenseins mit Patsy in einem fremden Land die zwei einander nahegebracht haben muss. Ähnlich, wie Jefferson seinen Diener Jupiter geliebt hat, der auch in seinem Alter war. Sie waren von Kindheit an unzertrennlich.«
    »Das Ich auf der anderen Seite des Spiegels«, sagte Miranda mit verträumtem Blick.
    »Wie bitte?«
    »Die Sklavinnen und Sklaven, die ihre Zofen und Leibdiener waren. Sie müssen ihr Alter Ego gewesen sein. Ich hatte mir nie klargemacht, wie vielschichtig, wie tief und wirr die Gefühle auf beiden Seiten des Spiegels gewesen sein müssen. Und heute sind die Rassen auseinandergedriftet.«
    »Auseinandergerissen trifft es eher.«
    »Was auch immer, es ist nicht recht. Wir sind alle Amerikaner.«
    »Sagen Sie das dem Ku-Klux-Klan.«
    »Ich wäre eher geneigt, denen zu sagen, sie sollen sich bessere Betttücher kaufen.« Miranda war heute in bester Verfassung. »Wissen Sie, wenn man sich die Argumente dieser Extremistengruppen oder des militanten rechten Flügels anhört, findet man darin oft ein Körnchen Wahrheit. Sie haben viele Übel unserer Gesellschaft auf den Punkt gebracht, das muss ich ihnen lassen. Sie denken wenigstens nach über die Gesellschaft, in der wir leben. Harry, sie haben nicht nur ihr Vergnügen im Sinn. Aber ihre Lösungen, die sind fanatisch und absurd.«
    »Und simpel. Deswegen ist ihre Propaganda so wirksam, und ich denke auch, dass es immer leichter ist, gegen etwas zu sein als für etwas Neues. Ich meine, wir haben nie in einer Gemeinschaft gelebt, wo echte Rassengleichheit herrschte. Das ist etwas Neues, und Neues lässt sich schwer verkaufen.«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht.« Mrs H. stützte das Kinn in die Hand und beschloss in diesem Augenblick, die Wicken auf die andere Gartenseite zu setzen.
    »Das ist es, was Jefferson, Washington, Franklin, Adams und all diese Männer so bemerkenswert macht. Sie waren bereit, etwas absolut Neues zu versuchen. Sie waren bereit, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Sie hatten Courage. Die ist uns, glaube ich, abhandengekommen. Die Amerikaner haben ihren Weitblick und ihren Kampfgeist verloren.«
    »Ich weiß nicht, ich erinnere mich noch genau an den Zweiten Weltkrieg. Damals hat es uns nicht an Courage gefehlt.«
    »Miranda, das ist fünfzig Jahre her. Sehen Sie uns heute an.«
    »Vielleicht sammeln wir Energie für den nächsten Vorstoß in die Zukunft.«
    »Ich bin froh, dass wenigstens eine von uns optimistisch ist.« Harrys Alter brachte es mit sich, dass sie keine Epoche der amerikanischen Geschichte erlebt hatte, in der die Menschen für das Allgemeinwohl an einem Strang zogen. »Übrigens, da ist noch etwas. Sally und Betsey Hemings waren für die um einiges jüngere Medley Orion wie zwei Schwestern. Sie waren offensichtlich alle drei sehr schön. Es muss ein Vergnügen gewesen sein, in der Abenddämmerung im Freien zu sitzen, wenn die Grillen zirpten, und Sally vom vorrevolutionären Frankreich erzählen zu hören.«
    Pewter war zu einem anderen Schluss gekommen als Mrs Murphy und Tucker. Sie glaubte nicht, dass Warren Randolph der Mörder war. Sie hielt den beiden entgegen, dass ein Mann mit so viel Geld es doch nicht nötig habe, jemanden umzubringen. Er könne jemanden anheuern, der das für ihn erledigte.
    Mrs Murphy erwiderte, dass Warren irgendwann durchgeknallt sein müsse. Pewter antwortete lapidar: »Blödsinn.«
    »Egal, was du denkst, ich will nicht, dass Mutter sich in Schwierigkeiten bringt.«
    »Das wird sie nicht tun. Sie weiß ja nicht, dass Warren der Mörder ist«, sagte Pewter.
    Das leise Surren des Bentley Turbo R. lenkte sie ab. Mim stieg aus dem Wagen. »Miranda, hat Sheriff Shaw mit dir über Larrys Todesanzeige und die Beerdigung gesprochen?« Miranda, die die Hand mit der Stange mitten in der Luft verharren ließ, machte ein Gesicht, als wollte sie einem Vampir den Garaus machen. »Ja, und ich finde es höchst sonderbar.«
    Mims Krokoslipper faszinierten Mrs Murphy, die den Rasen überquerte, um sich zu Harry und Mrs Hogendobber zu gesellen.
    »Die sind hübsch«, bewunderte die Tigerkatze die Schuhe.
    »Pipikram. ’ne große Skinkechse, weiter nichts.« Für Pewter war das exotische Krokodilleder nichts anderes als die Haut jener geschmeidigen Eidechsen, die in Virginia heimisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher