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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Autoren: Rita Mae Brown
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und Miranda Hogendobber mit einer fesselnden Führung durch Monticello aufwarten. Miranda gab zu, dass sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Anwesen vertraut gewesen war, aber mehr verriet sie nicht. Im Laufe der Jahrzehnte waren die Renovierungsarbeiten am Haus, an den Nebengebäuden und an den Gemüse- und Ziergärten so weit gediehen, dass Monticello nun der Stolz der gesamten Vereinigten Staaten war. Über eine Million auswärtige Besucher fuhren jedes Jahr die tückische Gebirgsstraße hinauf, um ihre acht Dollar zu entrichten, in einem kleinen Pendelbus auf einer Serpentinenstraße zur Bergspitze hinaufzukurven und von dort zu dem roten Ziegelgebäude – jeder Stein war handgefertigt, jedes Scharnier handgeschmiedet, jede Glasscheibe sorgfältig von einem schwitzenden, keuchenden Glasbläser geblasen. Das ganze Haus kündete von individuellen Fertigkeiten, Einfallsreichtum, Schlichtheit.
    Die Tulpen trotzten dem frischen Westwind, und Harry und Mrs Hogendobber gingen schaudernd um die Südseite des Geländes herum, vorbei an der erhöhten Terrasse. Ein ehrwürdiger Silberahorn stand tief verwurzelt an der Stelle, wo sie abbogen. An der Vorderseite des Hauses angekommen, blieben sie vor der großen Tür stehen.
    »Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe.« Harry holte tief Luft.
    »Oh, auch dem Teufel muss man sein Recht lassen. Oder sollte ich sagen, der Teufelin?«, feixte Mrs Hogendobber. »Sie hat sich sechs Jahrzehnte lang auf diese Sache vorbereitet. Sie wird sagen, vier, aber ich kenne Mim Sanburne seit Anbeginn der Zeiten.«
    »Ist das nicht angeblich der Vorteil, wenn man in einer Kleinstadt lebt? Dass jeder jeden kennt?« Harry rieb sich die hochgezogenen Schultern. Die Temperatur war drastisch gesunken.
    »Na schön, auf in den Kampf: Mim, die Jefferson-Expertin.«
    Sie öffneten die Tür und traten in dem Moment ein, als der kleine Zeiger der großen Uhr über dem Eingang auf sieben rückte. Die Tagesanzeige, die von der Tür aus gesehen links durch ein Gewicht angezeigt wurde, lautete auf Mittwoch. Die große Uhr war eine der vielen sinnreichen Erfindungen, die Jefferson gemacht hatte, als er sein Haus entwarf. Doch auch große Geister können sich irren. Jefferson hatte die Zugkraft des Gewichtes falsch bemessen, und in der Eingangshalle war nicht genug Platz, um alle Wochentage anzuzeigen. Jeden Freitag rutschte das Tagesgewicht durch ein Loch im Fußboden in den Keller, wo es den Freitagnachmittag und den Samstag markierte. Am Sonntagmorgen, wenn die Uhr aufgezogen wurde, erschien das Gewicht dann wieder in der Halle.
    Harry und Mrs Hogendobber waren gekommen, um einer kleinen Versammlung der »Besten« von Albemarle beizuwohnen, womit diejenigen gemeint waren, deren Vorfahren schon vor der Revolution in Virginia heimisch gewesen waren, ferner jene Größen, die kürzlich aus Hollywood, von Harry Hollydumm getauft, eingetroffen waren, und natürlich die Reichen. Harry fiel in die erste Kategorie, Mrs Hogendobber ebenso. Als Postvorsteherin – Harry zog die Bezeichnung Posthalterin vor – der Kleinstadt Crozet würde Harry wohl niemals irrtümlich für reich gehalten werden.
    Marilyn Sanburne, bekannt als Mim oder Big Marilyn, rang nervös ihre perfekt manikürten Hände. Als Ehefrau des Bürgermeisters und eine der wohlhabenderen Einwohnerinnen von Albemarle hätte sie kühl und gefasst sein sollen. Doch sie zitterte leicht, als sie den Blick über die erlauchten Anwesenden schweifen ließ, unter ihnen der Direktor von Monticello, der überschwängliche, lebenslustige Oliver Zeve. Kimball Haynes, der Chefarchäologe, mit dreißig Jahren recht jung für so einen Posten, stand im Hintergrund.
    »Meine Damen und Herren« – Mim räusperte sich, während ihre Tochter Little Marilyn, zweiunddreißig, ihre Mutter mit gut gespielter Verzückung ansah –, »ich danke Ihnen allen, dass Sie sich trotz Ihrer vollen Terminkalender die Zeit genommen haben, heute Abend an dieser für unser geliebtes Monticello so wichtigen Veranstaltung teilzunehmen.«
    »So weit, so gut«, flüsterte Mrs Hogendobber Harry zu.
    »Dank der Unterstützung jedes Einzelnen von Ihnen haben wir fünfhunderttausend Dollar für die Ausgrabung und anschließende Wiederherstellung der Dienstbotenquartiere von Mulberry Row gesammelt.«
    Während Mim die Bedeutung des neuen Projekts hervorhob, sann Harry über die fortgesetzte Heuchelei in ihrem Teil der Welt nach. Dienstboten. Ach ja, Dienstboten, nicht Sklaven. Kein Zweifel,
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