Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
antisemitischer als ein anderer Jude? Wer ist antischwuler als ein anderer Homosexueller? Antifeministischer als eine andere Frau? Die Unterdrückten verfügen über einen Vorrat an Gemeinheiten, die sie ausschließlich für ihresgleichen reserviert haben.«
    »Harry, Sie überraschen mich«, erklärte Mim trocken.
    »Aber sie hat recht«, sprang der Sheriff Harry bei. »Sagt man den Leuten, sie sind« – er hielt inne, denn er wollte gerade »beschissen« sagen – »wertlos, kommt es zu merkwürdigen Verhaltensweisen. Seien wir ehrlich, niemand will den Armen nacheifern. Alle wollen den Reichen nacheifern, und kennen Sie viele reiche Schwarze?«
    »Nicht in Albemarle County.« Miranda begann, in dem kleinen Zimmer umherzugehen. »Aber die Randolphs wirken in keiner Weise schwarz.«
    »Nein, sie haben es aber im Blut. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, tritt die Sichelzellenanämie nur bei Menschen mit afrikanischem Blut auf. Man muss die Krankheit erben. Man kann sie nicht durch Ansteckung bekommen. Diese Veranlagung scheint die einzige bleibende Spur von Wesley Randolphs schwarzem Erbe zu sein«, erläuterte Larry.
    »Und Kimball Haynes hat das irgendwie herausgefunden.« Harrys Gedanken rasten.
    »Aber wie?«, wunderte sich Larry.
    »Ansley hat gesagt, Kimball hätte die Randolph-Papiere nicht gelesen«, warf Harry ein. »Absurd! Es ist absurd, wegen so was einen Mord zu begehen!«, ereiferte sich Miranda.
    »Mrs Hogendobber, ich habe einen Vierzehnjährigen gesehen, der wegen eines Fünfdollarscheins in seiner Tasche erstochen wurde. Ich habe einfache Männer vom Land gesehen, die sich gegenseitig umgebracht haben, weil einer im betrunkenen Zustand den anderen beschuldigte, mit seiner Frau zu schlafen, oder ihn Schwuchtel nannte. Absurd?« Rick zuckte mit den Achseln.
    »Haben Sie es gewusst?«, fragte Harry Larry in der ihr eigenen Direktheit.
    »Nein. Wesley kam im Laufe der Jahre gelegentlich zur Untersuchung, aber er hat sich immer geweigert, sich Blut abnehmen zu lassen. Da er reich war, flog er zu einer dieser teuren Entschlackungs- oder Rehabilitationskliniken. Dort haben sie eine Blutuntersuchung gemacht, und er ließ mir von ihnen die Anzahl der weißen Blutkörperchen durchgeben. Ich nahm an, dass er Leukämie hatte. Er wollte sie nicht von mir behandeln lassen, wohl deswegen, nahm ich an, weil ich Landarzt bin. Oh, für Grippeimpfungen und dergleichen ist er schon zu mir gekommen, und dabei haben wir auch über seinen Zustand gesprochen. Wenn ich ihm zusetzte, wurde er verschlossen, und dann ging er in die Mayo-Klinik. Damit war er für mich außer Reichweite, aber Warren nicht. Spritzen waren ihm ein Gräuel, und ich konnte ihn nur etwa alle fünfzehn Jahre zu einer Generaluntersuchung bewegen.«
    »Was glaubst du, wer Jim Craig umgebracht hat?«, fragte Mim.
    »Höchstwahrscheinlich Wesley. Dem Colonel wird die Neuigkeit nicht angenehm gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass er deswegen einen Mord begangen hätte. Jim hätte es auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gebracht. Ich kann mich irren, aber ich glaube einfach nicht, dass Colonel Randolph Jim ermordet hätte. Wesley war ein Hitzkopf, als er jung war.«
    »Glauben Sie, die Randolphs haben es immer gewusst?« Harry machte der emsig auf und ab gehenden Mrs Hogendobber ein Zeichen, sie solle sich setzen. Ihre Lauferei machte Harry nervös.
    »Nein, weil es erst seit fünfzig Jahren möglich ist, die Krankheit durch eine Blutuntersuchung zu erkennen«, antwortete Larry. »Ich kann nur sagen, dass frühere Generationen den Begriff Sichelzellenanämie nicht gekannt haben. Was sie ansonsten wussten, kann man nur vermuten.«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht«, sagte Sheriff Shaw.
    Miranda konnte das Entsetzliche nicht fassen. »Es ist mir egal, wer was gewusst hat. Man begeht wegen so etwas keinen Mord.«
    »Warren hat immer im Schatten seines Vaters gelebt. Nur bei Ansley ging er aus sich heraus. Seien wir ehrlich, sie ist der einzige Mensch, der in Warren je einen Mann sah. Als er gleich nach dem Tod seines Vaters dahinterkam, dass sie einen anderen hatte, ich denke, das war zuviel für ihn. Warren ist nicht sehr stark«, sagte Harry.
    »Ich dachte, Samson Coles war derjenige, der fremdging. Ansley doch nicht etwa auch?« Miranda wollte es genau wissen.
    »Bloß nicht weiter dran rühren.« Mim schürzte die Lippen.
    »Nein.« Wie Miranda fand auch Harry den Skandal, nun ja, sonderbar.
    »Warum verhaften Sie Warren nicht?«, fragte Mim den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher