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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition)
Autoren: Martin Compart
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1
    Die verweinten Augen des kleinen Jungen sahen Gill skeptisch und hoffnungsvoll zugleich an. Gill hielt die Tür auf und sah zu ihm herunter. Er war genervt und leicht verkatert. Am liebsten hätte er die Tür einfach wieder zugeschlagen, aber er widerstand der Versuchung. Den Kleinen umgab so etwas Trauriges – nicht nur, weil er geweint hatte.
    „Was kann ich für dich tun?“
    „Ich komme von der Polizei. Generalhauptkommissar Igel schickt mich … er sagt … also … Sie müssen mir unbedingt helfen.“
    „Generalhauptoberkommissar Igel, aha. Das muss dann wohl sehr wichtig sein. Komm erstmal rein.“
    Der Kleine ging an Gill vorbei on den Flur, blieb unsicher stehen und folgte ihm dann ins Büro. Er setzte sich in den Sessel vor dem Schreibtisch und sah sich interessiert um. Das Licht des großen Altbaufensters erhellte Aktenschränke, ein Buchregal, ein Sofa und den Schreibtisch.
    „Ist das ein richtiges Privatdetektivbüro?
    „Ich bin kein richtiger Privatdetektiv. Ich bin Sicherheitsberater. Aber du weißt ja hoffentlich, wer ich bin. Und wer bist du?“
    „Ich heiße Michael Heimkann.“
    „Sehr erfreut. Warum warst du bei der Polizei?“
    „Weil Henry weg ist.“
    Gill sah ihn fragend an.
    „Henry ist mein Kater. Er ist noch ganz jung. Nicht mal ein Jahr alt und noch nicht kastriert. Er ist der liebste Kater der Welt und mein bester Freund. Ich habe ihn aus dem Tierheim und nicht von einem Züchter.“
    „Sehr gut. Züchter gehören alle erschossen.“
    „Oh … was? Züchter sind böse, weil sie noch mehr Tiere machen, die dann ins Tierheim müssen. Und da sind schon so viele. Als ich Henry holen durfte, waren so viele da, die auch mit mir mitwollten. Ich musste weinen, weil ich nicht alle mitnehmen konnte.“
    „Das konntest du nicht. Aber du hast dafür gesorgt, dass wenigstens eines ein Zuhause hat.“ Missmutig warf Gill eine weitere Aspirin in sein Wasserglas.
    „Er würde nie von alleine weglaufen. Jemand hat ihn entführt.“
    „Wie lange vermisst du ihn denn schon?“
    „Seit gestern nacht.“
    „Und er ist vorher nie so lange weg gewesen?“
    „Kein einziges Mal. Er geht nie aus dem Garten. Manchmal legt er sich unter einen Busch. Aber er ist ja noch so klein. Er hat viel zuviel Angst, um wegzulaufen.“
    „Irgendwann fangen sie alle zu streunen an.“
    „Weiß ich doch. Aber Henry noch nicht. Henry bleibt immer im Garten oder im Haus. Manchmal setzt er sich in die Hecke zur Straße. Aber er geht nie weiter, weil er sich vor den lauten Autos fürchtet.“
    Gill zündete sich eine Reval an.
    „Rauchen ist ungesund.“
    Was geht dich das an? Bist wohl ein Klugscheißer, was? Ich kann Klugscheißer nicht ausstehen …“
    „Tschuldigung. Finden Sie Henry für mich?“
    „Immer langsam, Junge.“
    Der Kleine zog hundert Euro aus der Tasche und legte sie auf den Schreibtisch. „Das ist alles, was ich habe. In zwei Monaten habe ich Geburtstag. Ich kann mir Geld wünschen und Ihnen dann mehr bezahlen.“
    Gill blickte auf den zerknitterten Geldschein. „Dafür kriegt man ja nicht mal vernünftige Skates.“
    Michael rutschte verzweifelt auf dem Sessel herum. Er sah Gill aus melancholischen Augen an. Das berührte Gill. Seine eigene Kindheit war auch von Einsamkeit geprägt gewesen. Ohne Katze. Und er zog die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vor. Selbst die eines Krokodils.
    „In zwei Monaten… Ich kriege bestimmt so fünfhundert Euro …“
    Gill musterte den Jungen ernst. „Das ist eine harte Nuss. Ich habe sowas noch nie gemacht.“
    „Aber Generalhauptkommissar Igel hat gesagt, Sie sind der berühmteste und beste Katzenfinder von ganz Dortmund.“
    „Igel ist ein Arschloch und hat dich belogen.“
    Schockiert starrte der Junge ihn an.
    „Er hat dich belogen, um dich loszuwerden. Und weil er mich nicht mag, hat er dich zu mir geschickt. Um mir einen Streich zu spielen.“
    Neue Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln. „Einen Streich hat er Ihnen gespielt… Aber zu wem soll ich denn jetzt gehen? Henry ist bestimmt schon ganz krank vor Angst und wartet, dass ich ihn hole.“
    Gill stand auf, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    „Willst du was zu trinken?“
    „Ist mir egal.“
    Der kleine Körper in den teuren Markenklamotten zuckte. Gill trank das Aspirin auf Ex, ging in die kleine Küche, nahm eine Flasche mit Direktsaft aus dem Bergischen Land aus dem Kühlschrank. Während er zwei Gläser eingoss, sprang eine schwarze Katze mit weißen
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