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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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Fidschi, Autorisierte Ausgabe
    Schön, will sagen, ihr wißt ja wie es ist. Schon der alte Hemingway hat‘s mal gesagt, der Schnaps ist alle, und die Braut spielt verrückt, und wer küßt mich? Ich hockte also unten an den Docks und wartete auf meine wöchentliche Lieferung Peyote, und ich hing einfach so rum, ließ mich nicht in Panik bringen und fand alles einfach super – die Leute, die Riesenschiffe, Golden Gate und so. Ich hatte gerade ein Sandwich reingeschoben mit echter italienischer Salami auf original schwarzem Pumpernickelbrot, und wenn ich daran dachte, wie die Peyote schon in meine Richtung unterwegs war, fühlte ich mich gar nicht mehr so mies. Klar doch, kommt schon mal vor, daß man ganz gut dabei und so richtig cool ist, selbst wenn die Braut verrückt spielt und einen abschießt.
    Der Kahn lief ein, kam von wer weiß woher, und dieser Typ ging an Land. Er war groß, ziemlich schlank und echt braun im Gesicht, er hatte Rie-senschultern, und er trug so‘n Hemd aus Leinen und total abgefahr‘ne Hosen und keine Schuhe an den Füßen. Klar doch, daß ich dachte, okay, will sagen, der Knabe sah ganz okay aus. Ich also bin zu 19
    ihm und gefragt, ob das der Kahn sei, in dem das Zeug gebracht würde.
    Dieser obercoole Typ glotzt mich an und sagt:
    »Mein Name ist Joenes. Ich bin hier fremd.«
    Ich blickte natürlich sofort durch, daß der Typ keine Ahnung hatte und nicht dazugehörte, und ich sagte erst mal nix und guckte ihn nur an.
    Er fragte: »Wissen Sie vielleicht, wo ich einen Job finden kann? Ich bin zum erstenmal in Amerika, noch völlig neu, und ich möchte alles über dieses Land erfahren, und ich möchte herausfinden, was Amerika mir bieten und was ich Amerika da-für bieten kann.«
    Ich starrte ihn weiter an, denn ich wußte überhaupt nicht, was war eigentlich; ich meine, sah nicht danach aus, als wüßte er, wo‘s langging, aber nicht jeder ist heute ein Hipster, und manchmal führt einen der direkte Weg, wenn man‘s überhaupt richtig bringt, gleich hinauf in den großen Teeschuppen im Himmel, der vom größten aller Pusher geschmissen wird. Ich meine, vielleicht machte er einen auf Zen und mir schien es nur so, als hätte er keine Ahnung und wollte mich verar-schen. Jesus war zum Beispiel so einer, aber er hatte den Bogen raus, und wir alle hätten‘s gemeinsam mit ihm gebracht, wenn die Scheißspießer ihn endlich in Ruhe ließen. Ich sagte also zu diesem Joenes: »Einen Job willst du? Was kannste denn überhaupt?«
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    Joenes schaute mich stolz an. »Ich kann einen elektrischen Transformator bedienen?«
    »Schön für dich«, lobte ich ihn.
    »Und ich kann Gitarre spielen«, sagte er weiter.
    »Dufte, Mann«, antwortete ich, »warum haste das nicht gleich gesagt, anstatt so ‘n Scheiß mit deinem elektrischen Kram zu bringen? Ich kenne da einen Capuccinopalast, wo du spielen kannst; vielleicht kriegste sogar von den Säcken da ein Trink-geld. Haste Kohle, Mann?«
    Dieser Joenes sprach so gut wie kein Englisch, und ich mußte ihm alles auseinanderklamüsern, als würde ich einem ‘ne Gebrauchsanweisung er-klären. Aber der Bursche war auf Draht und wuß-
    te sofort, was Sache ist mit der Gitarre und den Spießern, und ich bot ihm an, er könne für die erste Zeit ja in meiner Bude wohnen und da pennen.
    Ich meine, wo meine Braut doch sowieso ausgeflo-gen ist, warum nicht? Und dieser Joenes strahlte mich an und sagte, klar doch, er wäre richtig froh.
    Er fragte mich dann, wie die Lage bei uns ist und was wir überhaupt machten, um unseren Spaß zu haben. Er schien wirklich okay zu sein, für einen Fremden sowieso reichlich ungewöhnlich. Also er-klärte ich ihm, es gäbe immer ein paar Mädels, mit denen man einen draufmachen könnte, und wenn er seinen Spaß haben wolle, da solle er sich nur in meiner Nähe halten und die Augen aufsperren.
    Ich spendierte ihm dann ein Sandwich aus diesem 21
    echten Roggenbrot mit den Körnern drin und eine Scheibe Schweizer Käse aus der Schweiz und nicht aus Wisconsin. Joenes war derart abgebrannt, daß ich ihm meine Klampfe leihen mußte, da er seine eigene Gitarre auf seiner Insel gelassen hätte, wo immer diese Inseln auch sein mochten. Und an diesem Abend machten wir dann die Runde durch die Cafes.
    Also, Joenes kam in dieser Nacht richtig groß raus, da er in einer Sprache sang, die niemand verstand, was am Ende auch egal war, da die Melodi-en ziemlich schräg klangen. Richtig spießiger Kram war das. Die Touristen waren ganz scharf drauf,
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