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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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aufhielt, um einige Untersuchungen anzustel-len. Doch die Polizei wußte das. Dort erkannte man auf Anhieb, daß Joenes ein willkommenes Objekt für die Untersuchungen war, und man holte ihn aus dem Gefängnis und brachte ihn in den Raum, in dem die Kommission laufend tagte.
    Der Vorsitzende der Kommission, dessen Name Senator George W. Pelops lautete, fragte Joenes sofort, was er zu seiner Entlastung vorzubringen habe.
    »Ich habe nichts getan«, entgegnete Joenes.
    »Aha«, meinte Pelops, »hat irgend jemand Ihnen vorgeworfen, etwas getan zu haben? Habe ich Sie beschuldigt? Oder einer meiner angesehenen Kollegen? Wenn ja, dann möchte ich sofort davon Kenntnis erhalten.«
    »Nein, Sir«, sagte Joenes, »ich dachte nur ...«
    »Gedanken haben keine Beweiskraft und sind nicht zugelassen«, unterbrach Pelops ihn.
    Dann kratzte Pelops sich den kahlen Schädel, rückte seine Brille zurecht und glotzte voll in die Fernsehkamera. Er sagte: »Dieser Mann wurde nach seiner eigenen Aussage wegen keines Vergehens 29
    angeklagt, weder durch ein Geständnis oder durch einen irgendwie geäußerten Verdacht. Wir haben ihn hier nur gebeten, sich zu äußern, wie es unser kongressionales Privileg und unsere Pflicht ist. Ich glaube, wir müssen die ganze Sache noch etwas weiter verfolgen.«
    Joenes meldete sich zu Wort: »Ich will einen Anwalt.« Pelops erwiderte: »Sie brauchen keinen Anwalt, denn dies hier ist lediglich eine Untersuchung zur Wahrheitsfindung und keine Gerichtsverhandlung. Wir werden ihren Wunsch jedoch zur Kenntnis nehmen. Dürfte ich bei der Gelegenheit erfahren, was ein nach eigener Aussage Unschuldiger eigentlich mit einem Anwalt will?«
    Joenes, der auf Manituatua eine Menge Bücher gelesen hatte, murmelte etwas von Rechten und Gesetz. Pelops informierte ihn, daß der Kongress der Schützer seiner Rechte und der Schöpfer der Gesetze sei. Deshalb habe er wirklich nichts zu be-fürchten, wenn er nur offen und ehrlich antworte. Joenes nahm sich das zu Herzen und versprach, daß er ehrlich antworten würde.
    »Dafür danke ich Ihnen«, sagte Pelops, »obwohl ich normalerweise nicht darum bitte, daß jemand ehrlich antwortet. Trotzdem hat das wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Sagen Sie mal, Mr. Joenes, glauben Sie an das, was Sie in Ihrer Rede gestern abend in den Straßen von San Francisco vertreten haben?«
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    »Ich kann mich an keine Rede erinnern«, antwortete Joenes.
    »Weigern Sie sich, die Frage zu beantworten?«
    »Ich kann sie gar nicht beantworten. Ich erinnere mich nicht. Ich vermute, ich stand irgendwie unter Drogen, war vergiftet.«
    »Erinnern Sie sich denn noch daran, mit wem Sie gestern abend zusammen waren?«
    »Ich glaube, es war ein Mann namens Lum und ein Mädchen namens Deirdre ...«
    »Die Namen wollen wir gar nicht hören«, unterbrach Pelops hastig. »Wir haben nur wissen wollen, ob Sie sich noch daran erinnern, in wessen Gesellschaft Sie waren, und Sie haben geantwortet, daß Sie sich erinnern. Entscheiden Sie, Mr. Joenes, was von einem Erinnerungsvermögen zu halten ist, daß die eine Sache genau wiedergeben kann, während es eine andere Sache angeblich vergißt, obwohl beide im gleichen Zeitraum von nur vierund-zwanzig Stunden stattgefunden haben.«
    »Es waren keine Sachen«, widersprach Joenes,
    »es waren Leute.«
    »Die Kommission erwartet nicht von Ihnen, daß Sie Ihre Witzchen machen«, erklärte Pelops streng.
    »Ich warne Sie hier und jetzt, daß ironische, ausweichende oder widerspenstige Antworten oder auch überhaupt keine Antworten als Affront gegen die Kommission gewertet werden können, womit der Tatbestand eines Vergehens gegen die Re-31
    gierung gegeben wäre, welches mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft wird.«
    »Ich wollte überhaupt nichts«, beeilte Joenes sich zu versichern.
    »Na schön, Mr. Joenes, dann fahren wir fort.
    Leugnen Sie, gestern abend eine Rede gehalten zu haben?«
    »Nein, Sir, das leugne ich nicht.«
    »Und wollen Sie abstreiten, daß der Inhalt Ihrer Rede das sogenannte Recht jedes Menschen betraf, das legal konstituierte Recht dieses unseres Landes außer Kraft zu setzen? Oder, um es anders auszudrücken, leugnen Sie, daß Sie zur Rebellion diejenigen aufriefen, welche sich Ihrer völlig fremdarti-gen Auffassung anschließen könnten? Oder, noch prägnanter ausgedrückt, daß Sie zum gewaltmäßigen Sturz dieser Regierung aufriefen, welche sich auf die Gesetze eben dieser Regierung stützt? Streiten Sie etwa ab, daß Inhalt und Resümee
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