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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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Ihrer Rede eine Verletzung jener Freiheiten darstellten, welche uns von unseren Gründern und Vorfahren gegeben wurden und welche Leuten wie Ihnen gestatten, überhaupt die Stimme zu erheben, was man Ihnen zum Beispiel in Sowjetrußland nicht gestatten würde? Wollen sie dabei bleiben, daß diese Rede, gehalten unter dem Aspekt harmloser Schwarmgei-sterei, nicht Teil eines Plans war zur Stiftung innerer Unruhe und um den Weg für Aggressionen von außen zu ebnen, und daß in diesem Bemühen Sie 32
    die stillschweigende Duldung wenn nicht sogar direkte Unterstützung gewisser Kreise in unserer eigenen Regierung auf Ihrer Seite wußten? Und daß schließlich diese Rede, welche sie als Folge eines Rauschzustands darstellen und welche Sie unter dem angenommenen Recht, sich subversiv betätigen zu dürfen in einer Demokratie, wo die Macht der Vergeltung, so dachten Sie zumindest, von einer Verfassung und einer Bill of Rights gelähmt wird, welche jedoch nicht, wie Sie vielleicht annehmen, geschaffen wurde, um den Gesetzlosen zu unterstützen, sondern die Freiheiten der Menschen gegen gottlose Unruhestifter wie Sie zu verteidigen, nicht auf den Umsturz abzielte? Bleiben sie dabei, Mr. Joenes? Ich erwarte als Antwort nur ein einfaches ja oder nein.«
    »Nun«, sagte Joenes, »ich möchte gerne klarstel-len ...«
    »Die Frage, Mr. Joenes«, unterbrach Pelops ihn mit eisiger Stimme. »Beantworten Sie die Frage nur mit einem ja oder nein.«
    Joenes zermartete sich sein Hirn und ließ sich die gesamte amerikanische Geschichte durch den Kopf gehen, welche er auf seiner Insel gelesen hatte.
    Dann meinte er: »Diese Behauptung ist unerhört!«
    »Beantworten Sie die Frage, Mr. Joenes!« beharrte Pelops.
    Joenes gab sich einen Ruck. »Ich berufe mich auf mein verfassungsmäßiges Recht, festgelegt vor al-33
    lem im Ersten und Fünften Artikel, und verweige-re mit allem Respekt eine Antwort.«
    Pelops lächelte freudlos. »Das dürfen sie nicht, Mr. Joenes, da die Verfassung, auf die Sie sich ausgerechnet jetzt so vehement berufen, neu gedeutet oder, besser ausgedrückt, auf den neuesten Stand gebracht wurde und zwar von jenen, welche sie mit ihrer ganzen Kraft davor bewahren wollen, ge-
    ändert oder verwässert zu werden. Die Artikel, die Sie hier erwähnen, Mr. Joenes – oder sollte ich lieber sagen, Genosse Joenes – gestatten Ihnen nicht zu schweigen, und das aus Gründen, welche Ihnen jeder Richter des Obersten Gerichtshofs gerne er-läutert hätte – hätten Sie ihn nur danach gefragt !«
    Auf diese vernichtende Erwiderung erfolgte keine Antwort. Selbst die Reporter im Raum, abgebrüh-te Beobachter der politischen Szene, waren zutiefst bewegt. Joenes wurde erst puterrot, dann kalkweiß.
    Ohne eine weitere Möglichkeit, der Entscheidung auszuweichen, öffnete Joenes den Mund zu einer Antwort, die ihm jedoch vorerst erspart blieb, weil eines der Mitglieder der Kommission, Senator Trel-lid, sich seinerseits anschickte, das Wort zu ergrei-fen.
    »Gestatten Sie, Sir«, sagte er zu Pelops, »und verzeihen Sie alle, die Sie hier auf eine Antwort dieses Mannes warten, meine Einmischung. Ich möchte etwas erklären, und ich möchte, daß meine Worte festgehalten werden, denn manchmal ist es not-34
    wendig, daß ein Mann die Stimme erheben mußt, ganz gleich, ob es ihm in der Seele wehtut oder ob es ihm seiner politischen Karriere schadet. Und es ist auf jeden Fall die Pflicht eines Mannes wie mir, sich zu Wort zu melden, wenn er den inneren Drang dazu verspürt, und zu reden, ohne die Konsequenzen zu bedenken, und das, was er sagt, mit vollem Bewußtsein und voller Verantwortlichkeit zu formulieren, selbst wenn seine Meinung der öffentlichen Meinung widerspricht. Deshalb möchte ich folgendes verkünden: Ich bin ein alter Mann, und ich habe in meinem Leben sehr viel gesehen und bin Zeuge gewesen bei noch mehr Dingen.
    Vielleicht zeugt es nicht gerade von Weisheit, daß ich das sage, aber ich muß Ihnen mitteilen, daß ich leidenschaftlich gegen das Unrecht kämpfe. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen kann ich der Ermor-dung der Ungarn, der ungesetzlichen Unterwerfung Chinas und auch der kommunistischen Unterwan-derung Kubas nicht gleichzeitig zusehen. Ich bin alt, man hat mich oft einen Konservativen genannt, aber ich kann diese Dinge nicht gutheißen. Und ganz gleich, wie man mich jetzt nennt, ich hoffe inständig, daß ich niemals den Tag erlebe, an dem eine russische Armee in Washington D.C. einmar-schiert. Daher erhebe ich die
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