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Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)

Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)

Titel: Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)
Autoren: Lucy Jones
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dann durch immer kleinere Dörfer bis zu einer abgelegenen Heidelandschaft. Wir fahren einen langen, ungeteerten Weg entlang, der in den Landsitz Sterenn Park mündet.
    Bei diesem Anblick wird Daniel mit einem Mal locker. Seine Schutzmauer beginnt zu bröckeln und er schenkt mir ein Lächeln.
    „Komm!“
    Er ist wie ein großer Junge, der mich in sein Haus hineinzieht, damit ich mit ihm spiele. Als ich ihn auf einmal mit so viel Naturell erlebe, lache ich unwillkürlich los und natürlich verkrampft sich Daniel gleich wieder, weil er denkt, ich mache mich über ihn lustig. Ich lege einen Kuss auf seine Lippen und sage zu ihm:
    „Es ist schön, Sie einmal in echt zu erleben, Mr. Fire.“
    Er zieht mich an sich und küsst mich mit seiner ganzen Leidenschaft.
    ***
    Ich merke, dass ich Hunger habe. Wir gehen hinauf in den Salon, während Ray darum bittet, dass man uns eine kleine Mahlzeit serviert. Allein mit Daniel in dem großen Raum entdecke ich die warmen Farbtöne und das originelle Mobiliar wieder, das mich schon bei meinem ersten Besuch fasziniert hat. Man bringt uns Tee und Kekse, die ich mit großem Appetit verzehre.
    „Ist Agathe zu sprechen?“, fragt Daniel, als die Hausangestellte gerade das Zimmer verlassen will.
    „Ja, Monsieur. Sie wartet auf Sie.“
    „Sagen Sie ihr, dass wir in ein paar Minuten kommen.“
    „In Ordnung, Monsieur. Sie wird sich über den Besuch freuen.“
    Ich sehe Daniel fragend an.
    „Huguette arbeitet hier, aber sie kümmert sich hauptsächlich um Agathe. Sie ist eine Art Krankenschwester oder Gesellschaftsdame. Wir haben ihr viel zu verdanken. Folge mir.“
    Wir steigen hinauf in den berüchtigten Nordturm, den Daniel mir verboten hatte. Ich erzittere kurz, als er die Tür öffnet, neugierig, wen ich gleich kennenlernen werde.
    Wir betreten eine Art Suite. Agathe lebt im Nordturm und der Ort, der ihr zugedacht ist, hebt sich auf markante Weise von dem restlichen Landsitz ab. Hier hängen weder Gemälde an den Wänden noch gibt es eine indirekte Beleuchtung. Der Raum ist riesig und schmucklos. Drei Tische sind mit Computern und offenbar hochwertigem technischen Material besetzt. In der Mitte des Raums steht ein sorgfältig gemachtes Bett. Überall sind Kabel, ganz hinten eine Leinwand und ein Beamer.
    Wo bin ich?
    Agathe ist wie hypnotisiert von den Bildern auf den Monitoren. Die junge Frau hat uns nicht bemerkt. Sie ist in ihrer eigenen Welt. Sofort fällt mir auf, wie ähnlich sie Daniel sieht: dieselben feinen Züge unter dichtem schwarzen Haar, dieselbe gerade energische Nase, dieselben ausdrucksvollen grünen Augen ... Aber es gibt auch auffällige Unterschiede zwischen Bruder und Schwester. Sie hat einen krankhaft blassen Teint und ist sehr mager. Sie scheint ein bisschen älter als Daniel zu sein, aber es ist unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Dennoch strahlt sie ein unbestreitbares Charisma aus.
    Noch ein Familienmerkmal.
    Daniel geht zu seiner Schwester hin und hustet, um sie auf uns aufmerksam zu machen. Erst beim dritten Mal hebt sie den Kopf. Beim Anblick ihres Bruders erstrahlt ihr Gesicht: eine richtige Verwandlung, als ob das Leben wieder die Oberhand gewinnen würde. Allerdings nur flüchtig. Schon starrt sie wieder gebannt auf die Bildschirme: Wir existieren für sie nicht mehr.
    „Agathe ist Schnittmeisterin für das Kino und auf Spezialeffekte spezialisiert“, erklärt mir Daniel. „Sie ist wahnsinnig talentiert.“
    Man hört die Bewunderung des kleinen Bruders aus Daniels Stimme heraus. Diese beiden müssen ein sehr enges Verhältnis gehabt haben.
    Wir sehen uns etwas an, wovon mir Daniel erklärt, dass es ein hochmoderner Schneidetisch ist. Auf einem Bildschirm bewegen sich Zeichentrickfiguren, die Agathe in eine Szene aus einem Actionfilm integriert.
    „Arbeitest du noch immer an deinem Animationsprojekt?“, fragt Daniel.
    Nach ein paar Sekunden erscheint unten auf dem Bildschirm ein Chatfenster.
    „Ja.“
    „Das ist sehr gelungen“, erwidert Daniel und gibt ihr einen Kuss auf den Scheitel. Eine neue Zeile erscheint auf dem Bildschirm.
    „Willst du mir nicht deine Freundin vorstellen?“
    „Agathe, das ist Julia, die junge Frau, die du neulich im Garten gesehen hast.“
    Mehr bin ich also nicht für Daniel? Ich hatte natürlich nicht mit „meine Verlobte“ gerechnet, aber „meine Freundin“ hätte mich wirklich gefreut!
    „Guten Tag, Agathe“, sage ich und reiche ihr die Hand.
    Zu meiner großen Überraschung steht Agathe auf und
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