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Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)

Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)

Titel: Mr. Fire und ich, Band 5 (German Edition)
Autoren: Lucy Jones
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Ausgleich für die etwas strenge Form. Es ist teuer, aber ich denke, es wird Eindruck machen.
    Zehn Minuten vor zwölf bin ich fertig für das Treffen mit Daniel im Restaurant.
    Eines der ersten Geschenke, das er mir gemacht hat, war eine wunderschöne Armbanduhr mit eingearbeiteten Diamanten. Ein Geschenk mit Symbolcharakter: Daniel kann nichts ertragen, das er nicht in der Hand hat, das er nicht kontrollieren kann. Die Zeit. Zeitverlust duldet er unter keinen Umständen. Eine unbegründete Verspätung genügt, um einen Tobsuchtsanfall bei ihm auszulösen. Dieses Schmuckstück an meinem Handgelenk erinnert mich immer daran.
    Pünktlich auf die Minute stehe ich vor Daniels Tisch. Er gibt mir einen flüchtigen Kuss, den er mit einer zärtlichen Berührung meiner Hüfte wettmacht. In dieser Geste liegt die ganze Widersprüchlichkeit von Daniels Charakter: Er will Herr über sein Image bleiben, aber zugleich eine Fülle von Möglichkeiten aufzeigen. Mit vor Freude rosigen Wangen nehme ich ihm gegenüber Platz. Wir bestellen rasch und dieses Mal lasse ich Daniel für mich wählen, ein Menü ohne Meeresfrüchte. Erst als der Wein serviert ist, flüstert er mir ins Ohr:
    „Du hast mir heute Nacht gefehlt.“
    Sein Blick hüllt mich in eine sanfte Wärme. Noch ein paar Sekunden und dieser Mann kann alles mit mir machen, was er will. Ich reiße mich zusammen:
    „Also, ich habe tief und fest geschlafen“, antworte ich mit einem schelmischen Lächeln.
    „Ach, wirklich?“
    Er fällt nicht darauf herein und lächelt zurück. Unter dem Tisch streift sein Fuß meinen. Allein dieser Kontakt weckt in mir Erinnerungen an sinnliche Berührungen und leidenschaftliche Küsse. Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken.
    Ich habe darauf bestanden, ihn nach unserer Unterredung mit seinem Vater allein zu lassen. Ich denke, er hat Zeit gebraucht, um dieses Wiedersehen mit einem Menschen zu verarbeiten, den er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hatte. Offenbar hat ihm die Nacht tatsächlich gutgetan: Er wirkt entspannt und scheint wieder Herr der Lage zu sein.
    Oder Herr der Welt? Immer ein bisschen.
    Das Essen kommt. Während ich ein zart angebratenes rotes Fleisch genieße, eröffnet mir Daniel:
    „Gestern Abend habe ich mit meiner Mutter gesprochen.“
    Diese Neuigkeit löst keine Begeisterungsstürme bei mir aus. Ich kenne diese Frau nur von ihrer autoritärsten Seite. Außerdem hat sie mich einen Charakterzug von Daniel entdecken lassen, den ich lieber vergessen möchte. Warum hat er mich nicht zurückgehalten, als sie mich aus Sterenn Park verjagt hat? Diese Frage lässt mir noch immer keine Ruhe. Und mit ihr geht noch eine weitere einher: Was ist das Geheimnis der Familie Wietermann?
    Das Schweigen dauert an. Daniel wartet auf eine Reaktion von mir. Schließlich frage ich:
    „Hatte sie Neuigkeiten von deiner Schwester?“
    Ein merkwürdiges Lächeln zeigte sich auf Daniels Gesicht. In seinem Blick liegt eine Empfindung, die ich nicht verstehe. Hilflosigkeit? Verzweiflung? Für einen kurzen Moment sieht Daniel sehr traurig aus.
    „Agathe und meine Mutter reden nicht mehr miteinander. Agathe redet mit niemandem. Sie ist stumm, seit ...“
    Daniel schüttelt den Kopf, als wolle er etwas Lästiges verscheuchen.
    „Wie auch immer. Agathe ist stumm, seit sie vor einigen Jahren einen Schock erlitten hat.“
    „Oh Daniel, das ist schrecklich ...“
    Instinktiv greife ich nach seiner Hand, aber das verweigert er.
    Ein Wietermann lässt sich nicht zu Gefühlsausbrüchen verleiten. Schon vergessen?
    „Was für einen Schock hat Agathe erlitten?“
    Diese Frage stelle ich ohne den geringsten Hintergedanken. Die Härte, mit der er antwortet, verblüfft mich:
    „Das geht dich nichts an.“
    Fünf messerscharfe Worte. Ich bin so benommen, dass mir die Gabel aus der Hand fällt. Ein Kellner besorgt mir mit überraschender Schnelligkeit eine neue. Schon wieder ernten wir meinetwegen überraschte Blicke von allen Seiten, aber das ist mir egal. Schließlich habe doch nicht ich mit diesem Gespräch angefangen!
    Ich presse die Lippen aufeinander und suche nach einer bissigen Retourkutsche, aber Daniel kommt mir zuvor:
    „Meine Mutter hat mich daran erinnert, dass die Führung eines Unternehmens wie Tercari eine gewisse Zurückhaltung erfordert. Es war ein Fehler, dich in gewisse Dinge einzuweihen.“
    Ist Daniel dabei, mich daran zu erinnern, dass wir nicht in derselben Welt leben? Ach was, wie konnte ich das nur vergessen? Ich bin
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