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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen
Autoren: Karl Storck
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Dämmern, aus dem das Gebet an Isis und Osiris in sanfter Linie hervorleuchtet. So sind auch die Priesterchöre. Tritt Sarastro nicht in seiner priesterlichen Würde, sondern als Mensch auf, so ist sein ganzes Wesen durchleuchtet von jener edlen Menschlichkeit und reifen Güte, die Mozarts Lebensideal bildete. Wie stark die Gewalt dieser feierlichen Stimmung ist, mag man am besten daraus ermessen, daß der gesamte Eindruck, großen, tief eingreifenden Geschehnissen beizuwohnen, dadurch nicht abgeschwächt wird, daß eigentlich die meisten Personen nicht selbständig handeln, sondern mehr von äußeren Bedingungen geleitet werden. Auch Tamino und Pamina werden durch duldendes Heldentum zum Siege geführt. Wenn sich trotzdem nicht der Charakter des Oratoriums einstellt, so ist das einerseits dem wunderbar lebendigen Ausdruck jedes einzelnen Gefühls in jedweder Lage, andererseits dieser allgemeinen Einstimmung aufs Bedeutende und Große zu danken. Hinzu kommt freilich, daß Taminos erste Aussprache seiner Liebe in jenem einzigartig schön gezeichneten Gesänge »Dies Bildnis ist bezaubernd schön« uns ein für allemal überzeugt, daß dieser Jüngling ein Mann und zur Tat entschlossen ist. Daß sich ihm später die Erfüllung seiner Liebe mit der Verwirklichung eines rein geistigen Ideals verbindet und er in geistigen und seelischen Prüfungen, nicht aber durch eigentlich heldenhaftes Handeln zu seinem Ziele gelangt, ist einer der kerndeutschen Züge dieses Werkes, den D. F. Strauß in einer Parallele mit Lessings »Nathan« scharf hervorgehoben hat. Hier wie dort offenbare sich »ein zur Klarheit und zum Frieden mit sich hindurchgerungener, in sich vollendeter Geist, an den, weil er jede innere Trübung überwunden hat, auch keine Störung von außen mehr ernstlich heranreicht«.
    Reicher ist die Charakterentwicklung Paminas , die zu Beginn als harmloses Mädchen auftritt, aber sich der Größe ihrer Natur im Augenblick der Gefahr bewußt wird, als sie mit herrlichem Wahrheitsmute Sarastro gegenübertritt und nun bei dem ihr unverständlichen Verhalten des Geliebten während der Prüfungen alle Leidendes getäuschten, liebenden Frauenherzens durchmachen muß, bevor auch ihr die Gewißheit wird, daß es durch diese Prüfungen hindurch zum Heile gehe. Der Wirkung der Feierlichkeit und dem allgemeinen Eingestimmtsein auf das Hohe und Gute hat an sich nur genutzt, was vom streng dramatischen Sinne eher als Mangel festzustellen wäre: die Welt der Nacht und der Bosheit ist nicht düster genug gekennzeichnet. Daß Mozarts Kunst diese düsteren Klänge nicht versagt gewesen wären, beweisen Einzelheiten zur Genüge. Er hat aber den gewaltigen Ausdruck der Rache, den er in der zweiten Arie der Königin der Nacht, in der sie ihrer Tochter die Rache an Sarastro befiehlt, gefunden hat, selber dadurch abgeschwächt, daß er die dramatisch wuchtigen Stellen durch lange Koloraturen unterbrochen hat. Gewiß werden nur wenige Hörer mit Meinardus in diesen den treffendsten Ausdruck »des Überschäumens eigensinnigen Trotzes eines keifenden und kreischenden Zornmutes in Grenzen schöner Form« finden, woran freilich zum guten Teil unsere gesamte Einstimmung gegen die Koloratur schuld sein mag. Ich glaube aber auch so, daß Mozart hier mehr »der geläufigen Gurgel seiner Schwägerin zuliebe« geschrieben hat, was ihm um so leichter fallen mußte, als zunächst diese Königin der Nacht ja nicht als das böse Wesen gedacht war. Im allgemeinen aber ist es doch auch aus der gesamten Einstimmung des Werkes erklärlich, wenn die Welt, die nicht bis zur Reinheit und Edelmenschlichkeit der von Sarastro verkörperten Gemeinschaft zu gelangen vermag, mit einem gewissen Mitleid oder doch überlegen behandelt wird. Das zeigt sich vor allem bei den drei Damen, denen Mozart sogar eine Wielandsche Koketterie verliehen hat. Des Monostatos geifernde Wut und geile Sinnlichkeit, wie sie sich zumal in seiner Arie »Alles fühlt der Liebe Freuden« ausspricht, führt aber dann schon mehr in jenes Gebiet der leichten Übertreibung, die eher komisch wirkt. – Und so sind wir denn bei Papageno angelangt, diesem köstlichen Naturmenschen, der durch und durch ein guter Kerl, aber auch nicht in einer Faser seines Wesens zu einer idealistischen Auffassung des Lebens fähig ist. Und gerade ihm geht es eigentlich am allerbesten. Er erreicht am schnellsten alles, was er vom Leben will.Wenn Beethoven die Zauberflöte für Mozarts größtes Werk erklärte, weil er
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