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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen
Autoren: Karl Storck
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Popularität in jeder Melodie, von der einfachsten zur gewaltigsten! – In der Tat, das Genie tat hier fast einen zu großen Riesenschritt, denn indem es die deutsche Oper erschuf, stellte es zugleich das vollendetste Meisterstück derselben hin, das unmöglich übertroffen, ja dessen Genre nicht einmal erweitert und fortgesetzt werden konnte.«
    Mit drei feierlichen Akkorden erweckt die Ouvertüre die Vorstellung der heiligen Welt, in die wir schauen dürfen. Nur dem unermüdlich Strebenden ist der Eintritt in sie möglich. Das bezeugt das Thema des Allegrosatzes, dessen Fugierung durch alle Stimmen die lebhafte Betätigung aller Kräfte kündet. Im Nebensatze schmiegt ein Weib dem strebenden Manne sich an, weicher als er, aber ebenso unermüdlich. Und abermals drei Akkorde, dreimal wiederholt. Der Eintritt ist schwer, es gilt die Prüfungen zu überwinden. Außerordentlich streng ist die Führung der Stimmen, nur allmählich ebnet sich der Weg. Es wird heiterer, und mit triumphierendem Jauchzen halten wir Einzug in die Sonnenwelt des Lichts.
    In seiner überzeugten Hingabe an die Maurerei, der Beglückung, die er in der Zugehörigkeit zu ihr empfand, war es Mozart ein leicht begreifliches Bedürfnis, auch in seiner Musik den Eingeweihten mehr zu sagen, als das durch die Schönheit der Musik befriedigte Gemüt des nicht maurerischen Hörers vernimmt. Diese drei Akkorde, die in der Priesterversammlung des zweiten Aktes und danach öfter wiederkehren, entsprechen auch im Rhythmus dem Anklopfen des Aufnahme in die Loge Begehrenden. Im übrigen spielt die heilige Dreizahl eine ganz einzigartige Rolle. Die drei Damen, die drei Genien, Sarastro selbst, als Obmann der Eingeweihten und als einfacher Mensch, treten je dreimal auf. Dreimaliger Donner verkündet das Erscheinen der Königin; die Zahl der Eingeweihten ist gleich 3x6. Der Tempel der Weisheit hat drei Türen; dreimal muß Tamino bei jeder von ihr den Eingang versuchen. Die drei charakteristischen Instrumente: Zauberflöte, das Glockenspiel und Papagenos Panflöte ertönen in je drei Szenen. So sicher ein derartiges Kunstmittel auch für den Nichteingeweihlen ganzunbewußt eine gewisse Wirkung ausübt, so hat sich Mozart natürlich doch nicht mit Äußerlichkeiten begnügt, um die tiefe Symbolik, mit der er dieses Werk unendlich weit über Text und Handlung hinaus anfüllte, wirken zu lassen. Er wollte vor allen Dingen den Eindruck einer geheimnisvollen Feierlichkeit erwecken. Das ganze Orchester dient diesem Gedanken. Und gerade, weil es in allen jenen Abschnitten, die nichts mit dem Maurerischen zu tun haben, sondern den allgemein menschlichen Empfindungen Ausdruck geben, so einfach und durchsichtig, ja anspruchslos gehalten ist, wirkt der ganz veränderte Charakter in allen Augenblicken der Feierlichkeit um so bedeutsamer: »Hier kommen ungewöhnliche Mittel, wie Posaunen und Bassetthörner, zur Anwendung, durch verschiedene Mischungen wird ein fremdartiges Klangwesen hervorgerufen, das bei den reichsten Nuancierungen und der feinsten Abstufung von ernster Wehmut bis zum leuchtenden Glanz doch den Grundton des Feierlichen und Erhabenen festhält und den Zuhörer in eine dem gewöhnlichen Treiben entrückte Sphäre bannt. Hier sind nicht allein ungeahnte Kräfte des Orchesters in Wirksamkeit gesetzt, sondern die Macht desselben, durch das Kolorit zu charakterisieren, zuerst im großen zur Geltung gebracht, und die Zauberflöte ist der Ausgangspunkt für alles, was die neuere, nach dieser Seite hin so erfindungsreiche Musik geleistet hat.« (Jahn II, 649.)
    Sicher hat auch Mozart in dieser Oper die strengen Musikformen so bevorzugt, um den Ernst des Werkes zu vertiefen. Im übrigen aber leuchtet auch sein unbegrenzter Reichtum gerade in der Mannigfaltigkeit der Abstufungen hervor, in denen diese feierlichmystische Stimmung sich ausspricht. Das Auftreten der drei Knaben hat etwas Verklärtes. Sie kommen aus der Welt des Lichts; aber leise angeschlagene Akkorde von Posaunen, gedämpften Trompeten und Pauken bezeugen zugleich, daß diese Lichtwelt voll Ernstes ist. Am höchsten steigert sich der feierliche Klang in allen Sarastroszenen. Tragen die großen Ensembles bei seinem erstmaligen Eintritt und bei der glücklichen Vollendung des Ganzen mehr den allgemeinen Charakter einer stolzen und erhabenen Festlichkeit, so sind die Szenen, indenen er mit den Eingeweihten allein verhandelt, von einer merkwürdigen Gedämpftheit. Aber allem Licht liegt ein geheimnisvolles
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