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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen
Autoren: Karl Storck
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Erfolg hat freilich Mozart nicht mehr erlebt. Schikaneder ist oft beschuldigt worden, Mozart übervorteilt zu haben. Er habe ein Vermögen erworben, während der eigentliche Schöpfer leer ausging. Es ist heute schwer festzustellen, wie weitdiese Vorwürfe berechtigt sind. Wir wissen ja auch von den früheren Opern, daß der Komponist in der Regel mit einer einmaligen Honorierung abgefunden wurde. Daß Schikaneder vor allem durch den Verkauf der Partitur noch außerhalb sehr viel verdient habe, trifft wenigstens für die erste Zeit nicht zu, denn die Oper verbreitete sich zunächst nicht rasch. In Prag freilich wurde sie bereits ein Jahr später aufgeführt. Im Jahre darauf folgte Frankfurt, in Berlin kam sie am 12. Mai 1794 in glänzendster Ausstattung mit einem so riesigen Erfolg zur Aufführung, daß dadurch das Übergewicht der deutschen Oper über die italienische entschieden wurde. Das Werk war nun so volkstümlich, daß man überall die Musik hören wollte, was sich am besten in einigen Eigentümlichkeiten ausspricht, so wenn die italienische Operngesellschaft in Dresden diese urdeutsche »Zauberflöte« 1794 in italienischer Bearbeitung vorführte, die sich bis 1818 halten konnte, wo endlich K. M. von Weber dem Anfug ein Ende machte.
    In Deutschland verdammte man Schikaneders Text fast allgemein und entschied sich zumeist für eine Bearbeitung von Goethes späterem Schwager Vulpius, der versucht hatte, die Handlung »vernünftiger« zu machen. Für die Dichtung ist dabei nichts gewonnen worden. Goethe selber erkannte auch die Werte der Dichtung an, die zwar »voller Unwahrscheinlichkeiten und Spässe sei, die nicht jeder zurechtzulegen und zu würdigen wisse; aber man müsse doch auf alle Fälle dem Autor zugestehen, daß er im hohen Grad die Kunst verstanden habe, durch Kontraste zu wirken und große theatralische Effekte herbeizuführen«. So hat er denn auch seinen von Mozarts Musik genährten Traum einer Fortsetzung der Zauberfiöte ganz aus Schikaneders Dichtung herauswachsen lassen. Auch Schopenhauer und Segel haben günstig über die Zauberflöte geurteilt. Ganz ungeheuer war die allgemeine Wirkung des Werkes. Schikaneder selber hat in seinen folgenden Werken eigentlich immer wieder an die Zauberfiöte angeknüpft. In Wien wurde aber ganz allgemein, wie es in einem Berichte vom Jahre 1793 heißt, »auf den Theatern gezaubert. So hat man z. V. die Zauberflöte, den Zauberring, den Zauberpfeil, den Zauberspiegel, die Zauberkrone und andere dergleichen elende Zaubereienmehr, bei deren Ansehen und Anhören sich einem das Inwendige umkehren möchte«. Grillparzer hat sich früh an der Zauberflöte begeistert und nachhaltige Beeinflussung von ihr erfahren. Ganz durchdrungen von ihr ist Raimunds Schaffen. Am besten hat D. F. Strauß die Frage über Schikaneders Verdienste beantwortet:
    Was schikanieret ihr den Schikaneder?
Der Käfer sei er, sprechet ihr mit Hohn,
Der auf des Adlers Schweife sich zum Thron
Jovis emporschwang, nicht mit eigner Feder.
    Das Paar ist ungleich, das empfindet jeder:
Sterblich das Wort, unsterblich jeder Ton;
Doch zog nicht einst im Schlaf ein Erdensohn
Aus ihren Gleisen Lunas Silberräder?
    Ist Eos mit Trithonos nicht vereint?
Ihn trifft kein Tod, ob auch sein Alter wächst.
Er ruht, ein Greis, im Arm der Ewigschönen.
    Doch in der Göttin Rosenglut erscheint
Er selber jung – wie Schikaneders Text
Sich ewig neu verklärt in Mozarts Tönen.
    Ja! um die Macht dieser Musik Mozarts!
    Richard Wagner faßte sein Urteil in folgende Sätze zusammen: »Der Deutsche kann die Erscheinung dieses Werkes nicht erschöpfend genug würdigen. Bis dahin hatte die deutsche Oper so gut wie gar nicht existiert; mit diesem Werke war sie erschaffen. Der Dichter des Sujets, ein spekulierender Wiener Theaterdirektor, beabsichtigte gerade nichts weiter, als ein recht großes Singspiel zutage zu bringen. Dadurch ward dem Werke von vornherein die populärste Außenseite zugesichert; ein phantastisches Märchen lag zugrunde, wunderliche märchenhafte Erscheinungen und eine tüchtige komische Beimischung mußten zur Ausstattung dienen. Was aber baute Mozart auf dieser wunderlich abenteuerlichen Basis auf! Welcher göttliche Zauber weht vom populärsten Liede bis zum erhabensten Hymnus in diesem Werke! Welche Vielseitigkeit, welche Mannigfaltigkeit! Die Quintessenz aller edelsten Blüten der Kunst scheint hier zu einer einzigen Blume vereint und verschmolzen zu sein. Welch ungezwungeneund zugleich edle
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