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Moskito

Moskito

Titel: Moskito
Autoren: Nancy Kress
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Gefrierschränken, mit neuen, mit aufrecht stehenden, mit Tiefkühltruhen, mit Gefrierschränken, die kaum minus zehn Grad schafften, bis zu Supergeräten, die mit flüssigem Stickstoff gekühlt wurden. In allen Geräten befanden sich biologische Proben, das gefrorene Herzblut des Zentrums für Seuchenkontrolle. Und alle Geräte summten. Melanie quetschte sich an einem Gerät namens ›Forma Scientific‹ vorbei, das allein ein Drittel des Korridors einnahm, und steuerte auf den Gemeinschaftsraum zu, um Kaffee zu trinken.
    In dem Moment, als sie eintrat, verstummte der Menschenknäuel, der um die Kaffeemaschine herumstand. Ein junger Mann errötete. Ein zweiter sagte, allzu herzlich: »Hallo, Melanie! Wie geht’s denn immer?«
    »Wunderbar«, sagte sie. Worüber hatten sie sich das Maul zerrissen? Über ihren Zusammenstoß mit dem Jungen im Burger King? Über den ›Urlaub‹, für den man sie nach Hause geschickt hatte? Über sie und Joe Krovetz im Clinch – und sie dabei im schwarzen Höschen?
    Vernehmlich seufzte sie: »Soviel Klatsch und so wenig Zeit!«, holte sich ihren Kaffee und ging wieder.
    »He, Mel, hast du das schon gesehen?« Joe, ihr Mit-Opfer des Firmenklatsches, wartete in ihrem Büro in glückseliger Unwissenheit, daß ihm irgend etwas auf dieser Welt peinlich sein sollte. Er schob Melanie eine Zeitung hin. Der Artikel war auf Seite eins, obwohl es sich ohne Zweifel um einen Leitartikel handelte.
     
    SCHUTZ DER ÖFFENTLICHKEIT – NICHT MEHR SACHE DER POLIZEI?
    FBI UNTEN DURCH – BELIEBTHEITSHOCH FÜR USAMRIID UND ZENTRUM FÜR SEUCHENKONTROLLE
    Die vergangenen Monate machten uns allen bewußt, daß sich im politischen Universum etwas Bedeutsames bewegt hat. Unsere größten Feinde mögen zwar immer noch andere Menschen sein, aber die Schutzfunktion vor denen, die uns übelwollen, geht nicht mehr von den herkömmlichen Polizeibehörden aus. Jetzt sind Menschen, die dazu ausgebildet sind, die Waffen des modernen technischen Guerillakrieges zu entdecken und zu entschärfen, jene, die uns am besten schützen können.
    Bullen sind out, Wissenschaftler sind in.
    Eine Fülle von Beweisen stützt diese überraschende Erkenntnis. Die Bundespolizeibehörde FBI mobilisierte all ihre enormen Kräfte für ihre Suche nach den Verantwortlichen für die jüngste Epidemie, der 1012 Menschen zum Opfer fielen. Erfolglos. Ebenso erfolglos wie die Polizeibehörden zweier Bundesstaaten. Ebenso erfolglos wie die inoffiziellen Ermittler der Presse, die in der Vergangenheit zur Verblüffung der offiziellen Ermittler gelegentlich Hinweise aufgespürt haben, die es ermöglichten, Fälle zu lösen. Diesmal nicht. Trotz ausgezeichneter Arbeit von Reportern wie Libby Turner von der Baltimore Sun, hat uns diesmal die Presse nicht vor Schlimmerem als dem Warten auf die Sechsuhrnachrichten bewahrt, um uns im Hinblick auf die Todesstatistik der Seuche auf den neuesten Stand zu bringen.
    Nicht so das Zentrum für Seuchenkontrolle in Atlanta und das Heeresinstitut für die Erforschung von Infektionskrankheiten USAMRIID in Fort Detrick, Maryland. In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden haben Zentrum und USAMRIID mit hervorragenden Sofortprogrammen – Bluttests, Prophylaxe und Moskitobekämpfung – für unseren Schutz gesorgt. Durch seinen praktischen Einsatz und die wissenschaftliche Labortätigkeit gelang es dem Zentrum für Seuchenkontrolle, einen Teil des Rätsels zu lösen und den genmanipulierten Parasiten und seinen Überträger zu identifizieren. Darüber hinaus wurde mittels klarer, präziser und weit verbreiteter Empfehlungen dafür gesorgt, daß wir lernten, uns selbst zu schützen. Zusammen retteten Heeresinstitut und Zentrum zahllose Menschenleben. Im Gegensatz zum FBI.
    Dies läßt erwarten, daß in einer Zukunft, die mehr und mehr von Glanzleistungen auf dem Gebiet der Biologie dominiert werden wird, nicht die revolverschwingenden FBI-Agenten die wahren Beschützer des amerikanischen Volkes sein werden, sondern die stillen, bebrillten Wissenschaftler, die …
     
    »Schmeiß es weg«, sagte Melanie. »Himmel, was für einen Scheiß sich diese Zeitungen leisten können!«
    »Mittelprächtige Laune, wie?« bemerkte Joe ohne Groll. »Dabei dachte ich, Sie würden sich freuen darüber. Wir kamen doch nicht schlecht weg, oder?«
    »Na und?« Melanie wünschte, sie könnte Joe die Wahrheit sagen. Obwohl sie einsah, daß er diese Wahrheit nicht wirklich brauchte. Joe interessierte es zwar, wer den Parasiten
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