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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Autoren: Peter Schwindt
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Anstrengungen der vergangenen Tage gezeichnet. Ihre bärtigen Wangen waren eingefallen, ihr Blick wirkte stumpf vor Erschöpfung.
    Kapitän Sönders stand mit verschränkten Armen neben dem Steuerrad. Er mochte Ende fünfzig sein, doch die aufrechte Haltung und die kantigen Bewegungen verrieten eine militärische Ausbildung. Er hatte, im guten Glauben, das Richtige zu tun, die Katastrophe in Morvangar durch Öffnen der Ladeluke ausgelöst.
    »Wir müssen nach Morvangar zurückkehren«, sagte Henriksson mit belegter Stimme.
    »Sie haben Recht«, sagte York. »Wir müssen versuchen, so viele Menschen wie möglich zu retten.«
    Hakon schwieg. Stattdessen ging er in die Knie und untersuchte Mersbeck genauer. Es gab nicht viel, was er für den Eskatay tun konnte. Wenn er jetzt telepathisch Kontakt mit ihm aufnahm, würde auch Hakon die Wucht der unzähligen Stimmen des wachsenden Kollektivs treffen, und dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Außerdem stand Mersbeck auf der Seite des Feindes. Der Kerl musste selbst einen Weg finden, sich zu retten.
    Hakon richtete sich wieder auf und löste die Arretierung des Autopiloten. Selbst mit den technischen Kenntnissen, die er durch telepathischen Austausch mit Kapitän Sönders erworben hatte, würde ihm die Steuerung der Unverwundbar das Äußerste abverlangen.
    Vorsichtig schob er den Gashebel nach vorne. Die Motoren heulten auf. Als sich das Luftschiff träge in Bewegung setzte, stellte Hakon sich auf die Zehenspitzen und öffnete mit ausgestrecktem Arm das über ihm angebrachte Ventil der Hauptgaszelle, um den Sinkflug einzuleiten. Er spürte die Blicke der Mitreisenden im Rücken. Sönders schien nicht glauben zu können, dass ein Halbwüchsiger in der Lage war, so routiniert ein Luftschiff zu steuern. Dennoch behielt er die Fassung. Hakon sah aus den Augenwinkeln, wie der Kommandant der Unverwundbar nach einem Gewehr griff, das in einer Ecke lehnte. Aber Hakon brauchte nicht einzugreifen, Eliasson war auf der Hut. Noch bevor Sönders zugreifen konnte, riss der Mann die Waffe hoch.
    »Schon gut, schon gut«, sagte der Kapitän und hob beschwichtigend die Hände. »Ich hoffe, Sie wissen, was passiert, wenn Sie abdrücken. Ein Funke genügt und das Luftschiff geht in Flammen auf.« Eliasson zögerte kurz, dann ließ er das Gewehr sinken.
    York beugte sich besorgt zu Mersbeck hinab. Die Laute, die der Eskatay von sich gab, klangen beängstigend. Sein Atem ging schwer, die Hände hielt er vor der Brust zusammengekrallt; sie sahen aus wie Vogelkrallen. York zog sein Jackett aus, rollte es zusammen und schob es ihm unter den Kopf.
    »Warum so fürsorglich?«, fragte Olav Lukasson. »Immerhin ist der Kerl Teil eines Systems, das meinen Bruder auf dem Gewissen hat.«
    »Dieser Kerl, wie Sie ihn bezeichnen, ist ein Mensch«, sagte York. »Und deshalb sollten wir ihn als einen solchen behandeln.«
    »Nanu? Warum auf einmal so viel Mitleid?«, fragte Lukasson. »Die Eskatay machen auch Jagd auf euch Gist. Oder kann es sein, dass du für diesen Kameraden so etwas wie Seelenverwandtschaft verspürst? Was trennt euch denn? Gut, die Eskatay sind so unfruchtbar wie thanländische Ochsen. Aber sonst? Du und er, ihr verfügt beide über magische Kräfte.«
    »Nun, im Gegensatz zu den Eskatay stehen die Gist aufseiten der Menschen«, sagte York kühl. »Das sollte der für Sie wichtigste Unterschied sein.«
    »In der Tat. Und ihr lasst auch keine Gelegenheit aus, das zu betonen«, sagte Lukasson mit gespielter Unschuldsmiene. »Auffällig, nicht wahr?«
    »Ich benötige Ihre Hilfe«, rief Hakon, der den Disput beenden wollte.
    Lukasson schnaubte verächtlich und setzte ein mitleidiges Lächeln auf. »Was soll ich tun?«
    »Wir müssen Kontakt mit dem Landeplatz aufnehmen. Schalten Sie die Signallampe ein!« Hakon deutete auf den Messingscheinwerfer, der vor dem Panoramafenster stand. Lukasson untersuchte die Lampe und betätigte den Knopf, der an der Seite angebracht war. Es knisterte, als das Licht aufflammte und das Gehäuse im Nu erhitzte.
    »Richten Sie den Lichtstrahl auf das Flugfeld«, rief Hakon. »Der Hebel an der Seite öffnet den Lamellenverschluss. Betätigen Sie ihn dreimal. Damit kündigen Sie die Übertragung einer Nachricht an. Warten Sie einige Sekunden, dann wiederholen Sie das Ganze.«
    Lukasson packte den Scheinwerfer mit beiden Händen und visierte den Hangar an, der in gut drei Meilen Entfernung am Rande einer großen Wiese stand. Hakon veränderte die Trimmung und
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