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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Autoren: Peter Schwindt
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musste die Presse darüber informiert werden, dass es einen Anschlag auf die Regierung gegeben hatte, für den natürlich die Armee der Morgenröte verantwortlich war. In den nächsten achtundvierzig Stunden würde es zu einigen Verhaftungen kommen. Damit wollte er die Schlagkraft der neu gestalteten Ordnungskräfte unter Beweis stellen. Begarell hatte schon vor längerer Zeit eine Liste dringend Verdächtiger zusammengestellt.
    Bei den geplanten Razzien sollten auch Belege für Verbindungen zwischen oppositionellen Abgeordneten und dem bewaffneten Widerstand zutage gefördert werden. Das war die Vorbereitung für den zweiten Schritt: die Auflösung des Parlaments, das als letzte Kontrollinstanz Begarell noch gefährlich werden konnte.
    Nachdem er alle wichtigen Anweisungen und Erlasse getippt hatte, unterschrieb er sie und versiegelte die Umschläge einzeln. Vor der Tür liefen die Präsidialbeamten aufgeregt hin und her. Keiner wagte es, ihn zu stören. Als Begarell fertig war, packte er alle Papiere in eine lederne Arbeitstasche und öffnete die Tür.
    Die Mitarbeiter, die sich vor seinem Zimmer versammelt hatten, verstummten augenblicklich und starrten ihn ängstlich an.
    »Kramfors?«, rief Begarell und schaute sich um. »Wo stecken Sie?«
    »Hier, Herr Präsident!«, antwortete der Sicherheitsoffizier und trat eilfertig näher.
    »Besorgen Sie sich vier Mann, denen Sie absolut vertrauen, und begleiten Sie mich zum Parlament.«
    Kramfors salutierte und eilte davon.
    Begarell schaute sich um. »Wo ist Persson?«
    Der Regierungsstabschef, ein staubgrauer, unscheinbarer Mann mittleren Alters, trat auf ihn zu.
    »Hier sind die nötigen Verordnungen«, sagte Begarell und drückte ihm die versiegelten Umschläge in die Hand. »Sie wissen, was zu tun ist.«
    »Wollen Sie nicht noch einige Worte an Ihre Mitarbeiter richten?«, flüsterte Persson so laut, dass ihn jeder hören konnte.
    »Gehen Sie an die Arbeit«, sagte Begarell und erhob die Stimme. »Unser Land erlebt die tiefste Krise seiner Geschichte. Der Feind ist unerkannt in unsere Reihen eingebrochen. Und es liegt an uns, ob es ihm gelingen wird, die Welt, wie wir sie kennen, zu zerstören. Sie alle wissen, was zu tun ist.«
    ***
    Die Gaben der Eskatay wie auch jene der Gist waren von Mensch zu Mensch verschieden. Der eine konnte fliegen, der andere konnte schwere Gegenstände bewegen oder die Gedanken anderer Menschen lesen und manipulieren. York war ein Springer. Ihm war es möglich, allein durch Geisteskraft jeden Ort aufzusuchen, an dem er schon einmal gewesen war. Praktischerweise konnte er jemanden auf diese Reise mitnehmen. In diesem Fall waren das seine Begleiter Hakon und Mersbeck. Alle drei materialisierten sich auf dem Platz vor dem Esplanade , jenem Hotel, in dem sie am Tag nach ihrem kräftezehrenden Marsch durch die nördliche Wildnis Morlands abgestiegen waren. Sie trugen noch die leichte Reisekleidung, die sie erst gestern hier erstanden hatten. Da war Morvangar noch eine Stadt wie jede andere gewesen, die nichts von dem verhängnisvollen Gift der Blumen gewusst hatte.
    »Oh mein Gott«, flüsterte York. Hakon ließ Mersbeck los, der daraufhin zu Boden sank, und drehte sich langsam im Kreis. Es war schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Der quadratische Platz, an dem sich die pompöse Provinzverwaltung und einige wenige exklusive Geschäfte befanden, war mit leblosen Körpern übersät. Es mussten an die fünfzig Menschen sein, darunter auch Kinder, die den Kontakt mit den Blumen nicht überlebt hatten. Ein Hund trottete schnüffelnd von einer Leiche zur anderen und brach mit einem erbärmlichen Jaulen zusammen, nachdem er an einer der Blumen gerochen hatte, die überall verstreut lagen. Seine Läufe zuckten noch ein paarmal, dann war das Tier tot.
    Hakon erschrak, als ein paar Straßen weiter Schreie zu hören waren. Dann gab es einen lauten, dumpfen Schlag, den Hakon bis in den Magen spürte. Fensterscheiben klirrten. Die Tauben, die unbeeindruckt zwischen den Toten nach Futter gesucht hatten, flogen erschrocken davon. Eine tiefschwarze Rauchwolke stieg auf, keine zwei Blöcke von ihnen entfernt. Hakon packte Mersbeck und zerrte ihn mit Yorks Hilfe auf die Beine.
    »Ich frage mich, ob es eine gute Idee war zurückzukehren!«, sagte York mit rauer Stimme. Eine weitere Detonation ließ sie die Köpfe einziehen.
    Hakon zeigte auf das Hotel. »Da rüber!« Gemeinsam zerrten sie Mersbeck zum Eingang des Esplanade .
    Das Hotel schien verwaist
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