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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Autoren: Peter Schwindt
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wurde, gibt es kein Zurück mehr.«
    »Das ist wahr«, gab Hakon zu. »Wissen Sie, wie viele Menschen hier in dieser Welt so denken wie Sie? Mehr als drei Viertel.«
    Lennart zuckte mit den Schultern. »Siehst du?«, sagte er. »Es ist gut, wenn ihr geht. Vielleicht kommt Morland dann zur Ruhe.«
    Hakon schwieg, schließlich nickte er und stand auf. Den Tee hatte er nicht angerührt. »Dann werde ich jetzt gehen.«
    Lennart erhob sich ebenfalls. »Es war schön, dich noch einmal zu sehen.«
    »Ich würde mich gerne von den Mädchen verabschieden«, sagte Hakon.
    Lennart dachte nach. »Halte ich für keine gute Idee«, sagte er schließlich. »Das bringt sie nur auf dumme Gedanken.«
    Hakon zog einen Brief aus seiner Jackentasche. »Würden Sie ihnen das geben – wenn sie alt genug sind?«
    »Natürlich«, sagte Lennart und warf den Umschlag, ohne einen Blick darauf zu werfen, auf den Teetisch.
    Ein peinlicher Moment der Stille folgte.
    »Dann leben Sie wohl«, sagte Hakon schließlich.
    »Ich wünsche dir viel Glück«, sagte Lennart.
    Hakon nickte. »Ich Ihnen auch.«
    »Du findest den Weg hinaus?«
    »Natürlich«, sagte Hakon und ging.
    Er hatte die Klinke der Wohnungstür schon in der Hand, zögerte aber. Aus dem angrenzenden Zimmer hörte er Maura und Melina, die laut spielten. Emma war bei ihnen. Ihre Stimme klang liebevoll, ihr Lachen kam aus vollem Herzen. Hakon drehte sich noch einmal um. Lennart stand im Türrahmen, die Tasse in der Hand.
    »Adieu«, sagte Hakon. Lennart hob die Hand zu einem letzten stummen Gruß.
    Der Wind trieb die ersten Schneeflocken des Jahres durch die Luft. Hakon schlug den Kragen seiner Jacke hoch und vergrub die Hände in den Taschen, als er auf die Straße hinaustrat.
    Morland war nur knapp einer Katastrophe entgangen. Nachdem Begarell gestorben war, hatten auch die Eskatay ihren Zusammenhalt verloren. Viele von ihnen waren durch die Straßen geirrt, manche hatten den Verstand verloren und dabei sich und andere verletzt. Ohne Nora hätte Begarells Tod die Situation nur verschlimmert. Sie hatte seine Rolle als Anführerin des Kollektivs übernommen und wurde schnell zu dessen Sprecherin. Schon bald hatte sich herausgestellt, dass die Kluft zwischen magisch Begabten und normalen Menschen unüberbrückbar war. Die Stimmung blieb angespannt. Die Gefahr eines Bürgerkrieges hing drohend in der Luft und verdichtete sich, als man den Menschen das Angebot machte, gefahrlos die Fähigkeiten eines Gist zu erwerben. Die Zusammensetzung der Regierung spiegelte die Furcht der Menschen wider. Dass die Boxvereine nun als Parteien auftraten, war nur eine der vielen Irrsinnigkeiten im politischen Leben. Das Volk rief nach einer starken Hand und die bekam es bei den nächsten Wahlen.
    Die, die sich freiwillig von den Blumen infizieren ließen, ächtete man als Verräter. Für die Tarkovskis war das keine neue Erfahrung. Als Mitglieder des fahrenden Volkes lebten sie seit jeher am Rande der Gesellschaft. Hakon fürchtete, dass es die Besten sein würden, die Morland den Rücken kehrten und als Gist in die neue Welt wechselten: Menschen voller Tatkraft, die man für den Aufbau einer neuen Gesellschaft dringend benötigte.
    Hakon nahm den Bus Richtung Süderborg und setzte sich auf dem Oberdeck an einen Fensterplatz. Die Ruinen des Krieges waren weitgehend verschwunden. Das Parlament tagte in einem neuen, nicht mehr ganz so imposanten Gebäude. Doch der Frieden war trügerisch. Überall prangten Schmierereien: »Tod den Eskatay« und »Morland den Menschen« waren noch die harmloseren Parolen.
    Deshalb hatte der Rat der magisch Begabten mit überwältigender Mehrheit entschieden, dass die Gist Morland verlassen sollten. Die Entscheidung fiel nicht leicht. Aber sie hatten keine andere Wahl.
    Nora hatte ihren Laden leer geräumt und in ein Registrierungsbüro verwandelt. Die Schlange derjenigen, die dieser Welt den Rücken kehren wollten, war lang und reichte bis hinaus auf die Straße. Auf der anderen Seite hatten sich, beschützt von Polizisten, Menschen versammelt, um die Gist zu beschimpfen. Keiner wagte es, sich direkt an ihnen zu vergreifen. Dazu fürchteten die Menschen sie zu sehr. Und das ohne Grund: Die magisch Begabten hatten einem Dekret zugestimmt, das die Anwendung übernatürlicher Fähigkeiten unter Strafe stellte.
    Hakon zwängte sich an der Schlange vorbei und betrat den Laden. An fünf Tischen wurden Anträge bearbeitet. Boleslav, ganz Mann der Tat, hatte zusammen mit Tess, York und
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