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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Autoren: Peter Schwindt
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sagte Nora. »Die Kraft, die Begarell auf sie übertragen hat, ist unglaublich stark!«
    »Sie stirbt?«, fragte Tess fassungslos.
    »Wie ein Mensch, der in einem reißenden Strom ertrinkt«, sagte Nora.
    »Kann man diesen Strom nicht umleiten?«, fragte York.
    »Was glaubst du, was ich die ganze Zeit versuche?«, fuhr sie ihn an.
    »Entschuldigung«, murmelte er.
    »Das ist eben Nora«, sagte Tess und musste trotz der Situation schmunzeln. »Ich habe mich auch erst an sie gewöhnen müssen.«
    Nora hatte beide Hände auf die Brust des Mädchens gelegt und atmete schwer. Das Licht kroch ihre Arme hinauf und hüllte schließlich ihren ganzen Körper ein. Als es erlosch, kippte sie mit einem Stöhnen um.
    Sofort war Tess bei ihr – und stieß einen Schrei aus, als sie in ihr Gesicht blickte.
    »Was ist?«, rief York. »Ist sie tot?«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Tess. Sie beugte sich zu Nora hinab, die nun so jung war wie jene Frau, die sie im Grand Hotel getroffen hatte. Ihr Haar war wieder glänzend schwarz, die Haut so weiß wie Porzellan. Tess berührte sie vorsichtig an der Schulter. Mit einem Stöhnen öffnete Nora die Augen. Einen Augenblick starrte sie ins Leere, dann runzelte sie die Stirn und richtete sich auf.
    »Ich kann sehen!«, sagte sie überrascht. Tatsächlich waren Noras Augen klar und dunkel. Sie hob die Hand und betrachtete sie von allen Seiten.
    »Du bist wieder jung!«, wisperte Tess fassungslos.
    Nora schien die Situation noch immer nicht ganz zu erfassen – bis sie Agnetha sah. York hatte sich über das Mädchen gebeugt und er auf den Rücken gedreht.
    »Sie lebt«, sagte er. »Aber sie schläft.«
    »Dann wollen wir sie nicht wecken«, sagte Nora. »Ich glaube, das Erwachen wird schlimm genug sein.« Ihr Blick fiel auf Begarell. Oder vielmehr auf das, was von ihm übrig war: ein ausgedörrter Leichnam, der aussah, als läge er schon seit Jahrhunderten an dieser Stelle.
    Nora gab Tess und York ein Zeichen. »Lasst uns gehen«, sagte sie leise.
    »Das ist also das Ende«, sagte York.
    »Nein«, erwiderte Nora und hob Agnetha auf. »Das ist erst der Anfang.

Drei Jahre später
    Es dauerte eine Weile, bis jemand auf das Klopfen an der Wohnungstür reagierte.
    »Wer ist da?«, fragte eine Stimme.
    »Ich bin es, Hakon.«
    »Hakon wer?«
    »Hakon Tarkovski.«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Das mürrische Gesicht einer Frau war zu sehen.
    »Der gnädige Herr ist noch nicht da«, sagte sie. »Kommen Sie in einer Stunde noch einmal wieder.«
    Sie wollte ihm schon die Tür vor der Nase zuschlagen, als sich ein Mädchen an der Frau vorbeidrängte.
    »Hakon!«, rief es erfreut.
    »Maura!«
    »Ich bin Melina«, erwiderte das Mädchen vorwurfsvoll.
    Hakon schnippte mit den Fingern. »Verdammt, ich werde es nie lernen.«
    »Emma«, sagte Melina, »lassen Sie den Herrn bitte herein.« Sie klang ziemlich hochnäsig. Hakon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Aber Sie wissen, was der gnädige Herr gesagt hat: In seiner Abwesenheit darf niemand die Wohnung betreten.«
    »Und Sie wissen, dass mein Vater mir und meiner Schwester jeden Wunsch von den Augen abliest«, sagte Melina. »Wenn wir ihm sagen, dass Sie Ihre Arbeit nicht anständig machen, sind Sie sie los.«
    Emma seufzte und öffnete die Tür. Hakon bemerkte gleich, dass sie eine Pistole hinter ihrem Rücken versteckt hielt. Vermutlich hatte sie die ganze Zeit über durch das Türblatt auf ihn gezielt.
    Melina, ganz die Dame des Hauses, führte Hakon in den Salon, wo Maura über einer Stickarbeit saß. Als sie ihn sah, ließ sie Nadel und Rahmen fallen und fiel ihm um den Hals.
    »Hallo, mein Schatz«, sagte Hakon.
    »Papa ist noch nicht da«, sagte sie.
    »Ja, das hat mir Emma schon gesagt. Ist sie eigentlich immer bewaffnet?«
    »Oh ja«, sagte Maura ernst. »Aber mach dir keine Gedanken, sie ist eigentlich ganz nett.«
    Hakon sah sie skeptisch an. »Eigentlich?«
    »Sie ist wirklich in Ordnung. Auch wenn sie ein wenig grimmig aussieht, ist sie immer für uns da.«
    »Fast wie eine Mutter«, sagte Melina.
    »Aber nur fast«, warf Maura ein.
    »Natürlich«, sagte Hakon. »Darf ich mich setzen?«
    »Aber selbstverständlich!«, sagte Melina. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Vielleicht später. Ihr beide seid aber vorzügliche Gastgeberinnen.«
    Maura und Melina erröteten kichernd.
    Es klopfte erneut an der Tür und diesmal wurde prompt geöffnet. Lennart war nach Hause gekommen. Hakon stand auf, um ihn zu begrüßen, doch
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