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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier
Autoren: Peter Schwindt
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fixiert war.
    »Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte Begarell. »Steh auf.« Er berührte York an der Schulter und verzog dabei das Gesicht, als durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Doch wenige Sekunden später nahm sein Gesicht wieder seinen entspannten Ausdruck an.
    Mit einem Kribbeln verschwand das Taubheitsgefühl in Yorks Gliedmaßen. Der bohrende Schmerz im Nacken löste sich auf. Er fühlte sich stark und ausgeruht, als wäre er aus einem langen, erholsamen Schlaf erwacht. Nur seine Gaben waren nicht zurückgekehrt. Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand über den kahl rasierten Kopf.
    »Keine Angst. Die Haare wachsen nach.«
    York trug einen dünnen Kittel. Nun konnte er auch den gekachelten Raum genauer in Augenschein nehmen. Apparaturen aus glänzendem Edelstahl waren durch Schläuche mit verschiedenfarbigen Gasflaschen verbunden. Von der Decke hing eine mehrstrahlige Lampe, deren Position sich mit einem in der Mitte angebrachten Griff beliebig verändern ließ. Die Klammer, die seinen Kopf fixiert hatte, war ein Rahmen, in die man vier lange, spitze Schrauben eingelassen hatte. Erschaudernd tastete York seine Stirn ab. Die Wunden, die diese Schrauben verursacht haben mussten, waren auf wundersame Weise bereits verheilt.
    Begarell zog seinen Operationskittel aus und warf ihn achtlos in einen Korb. York spürte noch immer die Furcht, die sich wie eine Schlange in seiner Magengrube wand. Begarell hatte von seinem medizinischen Studienobjekt bekommen, was er brauchte, und war nun nicht mehr auf York angewiesen.
    »Zieh die Schuhe an, die ich dir da drüben hingestellt habe«, sagte Begarell und hielt ihm einladend die Tür auf. »Du wirst sie brauchen.«
    Er führte York durch einen Korridor zu einem Fahrstuhl und aktivierte diesen mit einem Schlüssel, den er an einer Kette um den Hals trug.
    York hatte zunächst geglaubt, dass sie sich im Tiefgeschoss eines Krankenhauses befanden. Doch anstatt nach oben bewegte sich der Lift nach unten. Begarell legte einen Arm um Yorks Schulter und lächelte ihm vertraulich zu wie ein Vater, der seinen Sohn in ein altes Familiengeheimnis einweihen will.
    Nach schier endlosen Sekunden hielt der Fahrstuhl mit einem sanften Ruck und die Türen glitten auf. Ein Schwall kalter Luft verwandelte den Atem der beiden zu feinen Dampfwolken.
    »Ich versuche so oft wie möglich hierherzukommen«, sagte Begarell und entriegelte das Schloss einer Tür, an der sich Raureif niedergeschlagen hatte. »Normalerweise wähle ich dabei nicht diesen umständlichen Weg. Ich besitze nämlich genau wie du die Gabe des Springens.«
    War es im Korridor schon bitterkalt gewesen, so herrschten in diesem Raum arktische Temperaturen. York fror so sehr, dass seine Zähne aufeinanderschlugen. Begarell zog ein Paar Handschuhe an und warf sich eine dicke Pelzjacke um.
    »Fass nichts mit bloßen Händen an. Deine Finger könnten festfrieren.«
    Die Kälte kribbelte wie ein Schwarm Ameisen auf Yorks Haut. Begarell legte einen Schalter um. Eine Lampe flackerte auf. Als York langsam klar wurde, was er da sah, wusste er: Begarell hatte den Verstand verloren.
    In einem eisigen, blau leuchtenden Alkoven schwebte an dünnen Schnüren ein zierliches Mädchen von fünf oder sechs Jahren. Auf den ersten Blick glaubte York, sie schliefe nur, bis er die Wundnaht an ihrem Hals bemerkte.
    »Das ist meine Tochter Agnetha«, flüsterte Begarell, als hätte er Angst, das Kind zu wecken.
    Sie ist tot, dachte York. Sie ist tot und dieser Mann hat über dem Verlust seines Kindes den Verstand verloren.
    »Ich weiß, dass sie nicht mehr lebt. Aber glaub mir, verrückt bin ich deswegen noch lange nicht«, sagte Begarell kühl.
    Er kann meine Gedanken lesen, dachte York.
    »Ja, das kann ich in der Tat.«
    »Aber Gist und Eskatay können doch gar keinen mentalen Kontakt zueinander aufbauen.«
    Begarell antwortete mit einem vielsagenden Lächeln. »Seit unserer Begegnung vorhin hat sich das geändert.«
    York trat näher an den leblosen Körper heran. »Sie tun das alles nur wegen ihr«, sagte er. »Sie hoffen, eines Tages einen Eskatay in Ihr Kollektiv aufnehmen zu können, der Ihre Tochter wieder zum Leben erwecken kann!«
    »Das wäre die ultimative Schlüsselgabe«, erwiderte Begarell. »Und sie würde auf mich übergehen.«
    York drehte sich voller Entsetzen zu ihm um. »Ihnen geht es gar nicht darum, die Eskatay an die Macht zu bringen. Sie wollen nur Ihre Tochter retten!«
    »Nun, sagen wir mal so: Ich habe andere
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