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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen
Autoren: Peter Schwindt
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Vorwärts.«
    Sie traten hinaus.
    Das Lager hatte man in zwei Ringen um die Ausgrabungsstätte angelegt. Im äußeren Bereich befanden sich die Unterkünfte für das Militär und die Wissenschaftler, der mit einem zehn Fuß hohen Metallgitterzaun vom mittleren Kreis getrennt war, in dem sich die zugigen Baracken der Zwangsarbeiter befanden. Der Mittelpunkt, das Zentrum, die Nabe,um die sich diese ab geschlossene Welt drehte, war jedoch das vierhundert Fuß breite und gut zweihundert Fuß tiefe Loch, das die Gefangenen hatten graben müssen. Dieser Schlund war Mersbecks Ziel.
    Die Soldaten, die die Zwangsarbeiter bewachten, blickten irritiert auf. Mit jedem Schritt schwand Mersbecks Kraft. Übelkeit stieg in ihm hoch, sein Gesicht begann zu glühen.
    Um Himmels willen, dachte er. Wie hielten das diese Unglückseligen nur aus? Er war noch immer dreißig Schritte von der Quelle der Strahlung entfernt, und doch glaubte er, hier und auf der Stelle sterben zu müssen.
    »Hört mit der Arbeit auf!«, keuchte er und griff sich an die Seite.
    Die Gefangenen, die wie hohlwangige Leichen aussahen, hielten mit der Arbeit inne. Nur wenige der Wachen schien es zu beunruhigen, dass ihr befehlshabender Offizier mit einer Waffe bedroht wurde. Ein Soldat lud sein Gewehr durch. Das Geräusch klang seltsam unentschlossen.
    »Hört mit der Arbeit auf!«, wiederholte Mersbeck mit rauer Stimme. Er wankte jetzt sogar ein wenig.
    Arkotov drehte sich mit einem triumphierenden Grinsen um und breitete die Arme aus.
    »Willkommen in meinem Reich!«, rief er. »Willkommen in der Hölle.«
    Mersbeck musste sich nach vorne beugen, so schwer fiel ihm das Atmen. Arkotov trat auf ihn zu und strich ihm mit einer väterlichen Geste über den Kopf, als wollte er Mersbeck segnen. Dann nahm er ihm die Pistole aus der Hand und steckte sie wieder in sein Gürtelholster.
    Jetzt erst begriff Mersbeck, dass es an diesem verfluchten Ort keine Wachen und Bewachte gab, sondern nur noch Todgeweihte. Er schüttelte Arkotovs Arm ab und richtete sich so gerade wie möglich auf. Wieso raubte diese Grube – oder das, was in ihr verborgen lag – ihm mehr als den anderen die Lebensenergie? Es dauerte einen Moment, bis er wieder die Kraft zu sprechen hatte.
    »Das Lager ist aufgelöst«, sagte er schließlich.
    Niemand reagierte auf diese Nachricht. Noch immer starrten die Männer und Frauen ihn an, als käme er aus einer Welt, die für sie schon lange untergegangen war.
    »Ihr könnt gehen«, sagte er.
    Keine Freude, kein Jubel. Nur dieser leere Blick in den stumpfen Augen, der Mersbeck langsam wütend machte.
    »Habt ihr mich nicht gehört? Verschwindet von hier!« Krämpfe peinigten seinen Körper und pressten ihm die Luft aus den Lungen.
    »Und welchen Platz zum Sterben haben Sie uns zugedacht?«, fragte Arkotov. »Wohin sollen wir gehen?«
    Mersbeck konnte nicht mehr. Er musste fort von hier. Beinahe auf allen vieren kriechend entfernte er sich von dem Loch, in das er nicht hineinzuschauen wagte, aus Angst, es würde ihn töten.
    »Wohin sollen wir gehen?«, schrie Arkotov ihm hinterher, aber Mersbeck hörte nicht mehr zu. Ihm war übel wie noch nie in seinem Leben. Er musste sich übergeben, wollte sich aber nicht vor den anderen diese Blöße geben.
    Als Mersbeck das Tor erreichte, konnte er den Drang nicht mehr kontrollieren. Er würgte zweimal keuchend, dannkehrten seine Kräfte langsam zurück. Endlich konnte er sich wieder aufrichten, ohne das Gefühl zu haben, jemand bohrte ihm ein glühendes Schwert in die Seite.
    »Um Himmels willen, was ist geschehen?«, rief Kapitän Stalling, als Mersbeck auf das Luftschiff zutaumelte. Stalling hatte, entgegen seiner üblichen Pflichtversessenheit, den Leitstand der Unverwundbar verlassen, um nach Mersbeck zu schauen.
    »Wir müssen fort von hier«, sagte Mersbeck keuchend und wischte sich mit zitternder Hand den Mund ab. Er griff nach der Kiste und wollte sie hochheben, aber Stalling stieß ihn zur Seite.
    »Lassen Sie mich das machen.«
    »Sie ist schwer«, sagte Mersbeck. »Wir müssen sie zusammen tragen.«
    Beruhigt stellte Mersbeck fest, dass die Motoren bereits liefen. Sie konnten also sofort starten. Mersbeck und Stalling schoben die Kiste mit dem Artefakt in eines der Lademagazine, die sich unter der Führergondel befanden, und sicherten sie mit zwei Spannriemen. Dann half der Kapitän Mersbeck beim Einstieg.
    Mersbeck hatte kaum auf seinem Sitz Platz genommen, als die Ankerverbindung gekappt wurde und die
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