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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen
Autoren: Peter Schwindt
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Veränderungen in der Morphologie der Pflanzen auslöste.
    Also hatte das Forschungsministerium vor einigen Jahren zunächst eine Gruppe von Geologen nach Vilgrund entsandt. Die ersten Artefakte aus der alten Zeit wurden gefunden und man ordnete daraufhin eine weitläufige Ausgrabung an. Für die groben Arbeiten zog man Zwangsarbeiter heran, in der Regel Staatsfeinde und Gewerkschaftler, die man dazu verurteilt hatte, den von ihnen an der Gesellschaft begangenen Schaden durch harte Arbeit wiedergutzumachen. In den letzten Jahren waren immer neue Arbeitslager errichtet worden, meist in der Nähe toter Zonen, wo die Böden besonders reich an Funden aus der alten Zeit waren. So hatte Vilgrund nun seit vier Jahren ein Arbeitslager, von dem zwar alle wussten, über das aber niemand sprach, denn dem kleinen Ort, der abseits von allen Verkehrswegen mitten im Nirgendwo lag, ging es seitdem blendend.
    Der in Station 9 entwickelte Stickstoffdünger, der seit einiger Zeit auf die hiesigen Felder ausgebracht wurde, hatte die Erträge um mehr als das Vierfache in die Höhe schnellen lassen und so den Menschen Wohlstand gebracht. Einzig der noch immer fehlende Bahnanschluss trübte die Freude des Gemeinderates. Mersbeck wusste, dass man ihn niemals legen würde. Das Kollektiv hatte kein Interesse an Glücksrittern und anderen Fremden, die sich dann hier herumtrieben und nicht kontrollieren ließen. Was übrigens eine Meinung war, die auch Mersbeck vertrat. Zudem war er nicht auf die Eisenbahn angewiesen. Er konnte einfach das Luftschiff benutzen, das zur Station gehörte.
    Mersbeck fuhr den schnurgeraden Weg entlang zu einem hellblau gestrichenen, dreigeschossigen Palais, in dem sich die Verwaltung befand. Mittlerweile stand die Sonne so hoch am Himmel, dass sie das Gelände in ein warmes Sommerlicht tauchte. Mersbeck schloss sein Fahrrad in einem kleinen Schuppen auf der Rückseite des Gebäudes ein. Er mochte die Atmosphäre von Station 9, sie erinnerte ihn an seine Studienzeit an der Universität von Lorick, Morlands Hauptstadt. Der Park, der sich hinter dem schlossartigen Haupthaus mit seinen fast zweihundert Hektar wie eine wohlkomponierte Gartenlandschaft erstreckte, war ein beliebter Treffpunkt der Wissenschaftler. Hier fanden sie sich in den verstreut liegenden Pavillons ein, um ihre aktuellsten Forsch ungsergebnisse zu diskutieren.
    Durch die Bäume hindurch konnte Mersbeck die silbern glänzende Hülle der Unverwundbar erkennen, die an ihrem Ankermast befestigt war. Das Luftschiff der Station war knapp dreihundertdreißig Fuß lang und bot in seinen beiden Gondeln zwölf Fluggästen Platz. Entfernte man die Sitze, konnte die Unverwundbar über zweitausend Pfund Ladung aufnehmen.
    Mersbeck nahm die Aktentasche vom Lenker, grüßte einige Wissenschaftler, die ihm entgegenkamen, und eilte die Treppe zum rückwärtigen Eingang hinauf. In der Halle wurde er schon von Mikelis Vruda, seinem Assistenten, erwartet.
    »Doktor Mersbeck! Gut, dass Sie schon da sind!«, rief der hagere Mann erleichtert. Sein Haar war rot, die Haut blass wie bei einem Menschen, der nur selten das Tageslicht sahund sich dann – wie Vruda – mit einer dunkel getönten Brille vor ihm schützen musste. »Ich komme nicht mehr mit dem optischen Telegrafen zur Ausgrabungsstätte durch.«
    Mersbeck stempelte in aller Ruhe seine Karte in der Stechuhr ab. »Ist ein Turm ausgefallen?«
    »Nein. Alle Stationen arbeiten einwandfrei, bis auf die letzte im Lager.«
    Mersbeck drehte sich zu seinem Assistenten um. Jetzt war er wirklich überrascht. »Ein Aufstand?«
    Vruda schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das erste Lager, das Oberst Arkotov leitet. Nach dem, was ich gehört habe, ist er sehr erfahren im Umgang mit aufsässigen Sträflingen. Ich befürchte, es ist etwas anderes.«
    Mersbeck hörte die Angst in Vrudas Stimme.
    »Die Koroba?«
    Vruda nickte.
    »Wie lange wird es dauern, die Unverwundbar startklar zu machen?«
    »Ich habe alles für eine sofortige Abreise vorbereitet, Kapitän Stalling wartet schon auf Sie«, sagte Vruda.
    Mersbeck schaute auf die Uhr. Es war jetzt kurz nach halb sieben. Wenn alles gut ging, würde er gegen acht Uhr die Ausgrabungsstätte erreichen. Er schloss die Augen und informierte das Kollektiv.
     
    Die Fahrt mit einem Luftschiff war alles andere als ein stilles Gleiten, dafür sorgte das Dröhnen der vier gewaltigen Holzgasmotoren, die das silberne Ungetüm durch die Luft schoben. Der Kapitän der Unverwundbar hatte wie
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