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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen
Autoren: Peter Schwindt
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Waffe!«, sagte Mersbeck überrascht.
    Falun nickte bedächtig. »Das denken wir auch. Wenn uns nicht alles täuscht, ist sie mindestens sechstausend Jahre alt. Die kleineren Teile sind alle korrodiert, aber man kann den Lauf, den Abzug und das Magazin für die Munition noch erkennen.« Falun legte das Fundstück wieder in die Kiste zurück und verschloss sorgsam den Deckel. »Wir haben versucht, eine Ambrotypie von ihr zu erstellen, aber es ist uns nicht gelungen. Egal, wie kurz die Belichtungszeit war, die Platte wurde schwarz, als hätte man sie eine Minute lang der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt.«
    »Sie meinen, diese Waffe strahlt ein unsichtbares Licht aus ?«, fragte Mersbeck vorsichtig.
    »Nennen Sie es, wie sie es wollen, aber ich verwette den dürftigen Rest meines Lebens darauf, dass diese Strahlung die Ursache der Koroba ist.«
    »Und sie ist überall?«
    »Kommt darauf an, was Sie mit überall meinen«, sagte Falun. »Wissen Sie, das Problem ist, dass wir diese Strahlung nicht messen können. Wir bemerken sie erst, wenn wir an ihr erkranken.«
    »Können Sie mir die Kiste mitgeben?«
    Falun machte eine einladende Geste. »Nur zu. Aber ich sollte Ihnen helfen. Das Biest ist aus Blei und damit ganz schön schwer.«
    »Warum aus Blei?«
    »Nun, wir hätten natürlich auch Gold nehmen können, das hat eine ähnliche Dichte, aber das erschien uns dann doch etwas teuer«, sagte Falun sarkastisch. »Blei ist eine der wenigen Substanzen, die diese Strahlen abschirmen können. Jedenfalls fällt der Ambrotypietest negativ aus. Die Platte schwärzte nicht ein, wenn das Artefakt in der Kiste lag. Das unsichtbare Licht kann demnach eine Bleischicht nicht durchdringen.«
    Mersbeck trat an die Kiste und versuchte sie an beiden Griffen hochzuheben. Überrascht riss er die Augen auf.
    Falun schüttelte den Kopf wie ein Vater, dessen Kind partout keinen guten Rat annehmen wollte. »Ich sagte doch, das Ding ist schwer.«
    Gemeinsam schleppten sie die Kiste hinaus auf denAppellplatz. Obwohl mittlerweile die Sommersonne hoch am Himmel stand, schlug Falun den Kragen seines Kittels hoch. Erst hier im Tageslicht konnte Mersbeck sehen, wie krank der Leiter der Forschungsabteilung wirklich war. Sein Gesicht war ebenso grau wie das der Zwangsarbeiter. Und auch das Haar schien ihm auszugehen, jedenfalls war es unnatürlich dünn.
    »Na, was ist?«, fragte Falun. »Warum zögern Sie? Ich an ihrer Stelle würde so schnell wie möglich von hier verschwinden. Glauben Sie mir, jede Minute zählt.«
    Mersbeck schüttelte den Kopf. »Sie bleiben hier und passen auf die Kiste auf. Ich bin gleich wieder da.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte der Professor, doch Mersbeck gab keine Antwort. Er ging zurück zur Kommandantur, stieß die überraschte Wache beiseite und riss die Tür auf.
    »Kommen Sie, Arkotov. Hoch mit Ihnen.«
    Der Oberst lag auf dem Ledersofa, die nunmehr halb leere Flasche Branntwein in der Hand.
    »Leck mich«, sagte er mit schwerer Zunge und hob den Kopf, um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen. Mersbeck schlug sie Arkotov aus der Hand.
    »Stehen Sie auf«, fuhr ihn Mersbeck an.
    »Du Hurensohn!«, knurrte der Oberst und wuchtete sich hoch. »Was glaubst du eigentlich, mit wem du es zu tun hast?«
    »Mit einem inkompetenten Säufer, der die Rolle des Offiziers nur noch spielt«, sagte Mersbeck trocken.
    Arkotov machte einen Satz zu seinem Schreibtisch, auf dem seine Waffe lag. Doch als er die Hand nach ihr ausstreckte,war sie fort. Stattdessen wehte ein Luftzug durch den Raum, als hätte jemand das Fenster geöffnet. Arkotov drehte sich einmal um sich selbst.
    »Ich bin hier.« Wie durch Magie stand Mersbeck auf einmal in der entgegengesetzten Ecke, die Waffe auf den todkranken Mann gerichtet, der nun keuchte, als sei er gerannt.
    »He!«, rief Arkotov atemlos. »Sie standen doch gerade noch neben mir!«
    Mersbeck zielte mit dem Revolver auf den Bauch des Lagerkommandanten. »Ziehen Sie sich an, damit Ihre Leute nicht komplett den Respekt vor Ihnen verlieren.«
    Arkotov ging langsam zur Garderobe neben der Tür und griff, ohne den Blick von Mersbeck zu wenden, vorsichtig nach seiner Jacke. Mersbeck spürte die Angst, die der fette Kerl wie ungesunden Schweiß ausdünstete.
    »Sehr gut. Und nun werden Sie mich ins Lager zu den Gefangenen führen.«
    »Soll ich vielleicht auch meine Hände über den Kopf nehmen?«
    Mersbeck machte eine ungeduldige Bewegung mit der Pistole. »Machen Sie sich nicht lächerlich.
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