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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger
Autoren: Michael Anthony Foster
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Problem einer Trennung von Familie und Gesellschaft nie ergeben. Ich selbst? Bewahre! Ich wäre dazu außerstande – egal, wie gut es auch bei ihnen funktioniert. Ich könnte dich ni e mals mit anderen teilen.“
    Usteyin trank ihren Tee aus, erhob sich wortlos und anmutig von ihrem Stuhl und streckte sich wie eine ex o tische Edelkatze. „Nun, ich bin müde, ich brauche ein Schläfchen. Wollen wir nach Hause gehen?“
    „Gute Idee. Ich habe während unseres Gesprächs auf die Wellen gestarrt, und das hat mich auch ziemlich m ü de gemacht. Und zudem auch …“
    „Oh ja, natürlich! Auch ich habe große Lust dazu …“
    Sie zogen ihre Mäntel an, verließen das Teehaus und gingen durch die gewundenen, regennaß glänzenden Straßen zurück in ihr Hotel. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, und die Luft war erfüllt von einem Duft, der für den kommenden Tag strahlendes Wetter verhieß. Die Straßenzüge waren fast menschenleer, die Geschäfte geschlossen, und langsam senkte sich die Ruhe des Abends über Plenkhander.
    Als sie die Stufen zu ihrem Zimmer erklommen ha t ten, das sie mit Liszendir teilten, wenn sie sich von Zeit zu Zeit in der Stadt aufhielt, waren sie überrascht, sie dort anzutreffen, zumal sie damit beschäftigt war, ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken. Sie sah müde und abgespannt aus, doch es war etwas in ihrem Gesicht, auf das sie alle die ganze Zeit gewartet hatten.
    Sie lächelte schwach und sagte: „Ihr müßt mir jetzt Glück wünschen.“
    „Somit hast du nun endlich eine Webe gefunden?“
    „Ja. Das Ganze ist sehr komisch. All die vergangenen Tage war ich in den Bergen und an einem Ort mit Namen Thursan, einem kleinen Fischerdorf. Kein Ort zum L e ben, und ich will auch keine Fischersfrau werden! Und als ich gerade jetzt zurückkomme, da liegt für mich ein Brief an der Rezeption. Stellt euch vor! Nach all diesen Mühen und Reisen – und ihr yos liegt direkt unten an der Küstenstraße, gleich hinter der Brücke. Wir haben schon unsere Absprachen getroffen.“
    Usteyin fragte: „Liszendir, wenn ihr euch verwebt, gibt es dann irgendeine Zeremonie, irgendeinen besond e ren Akt, der von jemandem vollzogen wird?“ Sie zögerte einen Moment, dann fügte sie hinzu: „Falls ich dich so etwas fragen darf.“
    „Es ist kein Geheimnis. Für die Innenverwandten gibt es so etwas Ähnliches zusammen mit der Elterngenerat i on, den älteren Innenverwandten – aber ich mag darüber nicht sprechen. Außerdem trifft es auf mich nicht zu. Für die Außenverwandten jedoch, die später die Zweiteltern sind, gibt es nichts Dergleichen, nichts Kirchliches und auch nichts Gesetzliches. Man wird akzeptiert und tritt in die Webe ein. Sie müssen dich akzeptieren, und das ist für die Hierarchie Legitimation genug. Wenn wir alle untergebracht und verwoben sind, dann veranstalten wir ein Fest. Verwandte und Freunde werden eingeladen, und man redet, singt und tanzt die ganze Nacht.“ Dann wurde sie ernst. „Aber ihr wißt ja, daß ich ihn noch nie gesehen habe, jenen, mit dem ich mich verweben werde. Bis jetzt fehlt ihnen noch der Zweitvater. Doch dies ist alles, was ich brauche. Ich war zutiefst beunruhigt, dachte schon, daß niemand mich mehr will. Das ist etwas, was wir am meisten fürchten.“
    Han dachte kurz nach und fragte: „Magst du das Mä d chen, mit dem du dich getroffen hast? Glaubst du, daß du dort glücklich sein wirst?“
    „Nach all den Abenteuern und unglaublichen Dingen, die ich erlebt habe – nach all den Eiden, die ich gebr o chen habe? Nichts kann mehr so wie früher sein. Aber es sind gute Leute – tiefgründig, wie wir es nennen. Das wird mir helfen. Ich brauche Tiefe. Mit dem, was ich bisher von ihnen weiß, bin ich sehr zufrieden. Ich bin jetzt hier mit allem fertig. Kommt mit. Ihr sollt es auch sehen!“
    Han und Usteyin halfen ihr beim Tragen; zusammen verließen sie das Zimmer, gingen die Treppe hinunter und traten auf die Straße.
    „Es ist nicht weit, praktisch unter unserer Nase“, sagte Liszendir . Man spürte, daß sie sichtbar entspannter wu r de, dennoch zeigte sie eine gewisse Ängstlichkeit: die Furcht, in ihr neues Zuhause zu gehen. Alle drei standen im sanften Licht des Hoteleingangs und schauten sich gegenseitig an. Liszendir erkannte an ihren Gesichtern, daß sie verstanden, was sie selbst innerlich bewegte.
    Sie sagte mit warmer Stimme: „Ja, auch das ist wahr: Es wird nun mein Zuhause sein – für vierzig Standar d jahre, bis die
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