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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger
Autoren: Michael Anthony Foster
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Name.
    Doch nicht der Bericht beschäftigte ihn, der ja nichts mehr als eine höfliche Formalität bedeutete; Hans Rolle in der Geschichte um Morgenröte hatte auf seinen eig e nen und Usteyins Wunsch hin ein Ende genommen; statt dorthin zurückzukehren, waren sie alle drei nach Kenten gereist, in die Provinz Yalven, zum Städtchen Plenkha n der, um Liszendirs Verwebung zu erleben und um sich selbst wieder an ein normaleres Leben zu gewöhnen. Während er an den regengepeitschten Schaufenstern vo r beiging, mußte er daran denken, daß Abenteuer für jene gut und richtig waren, die danach suchten, nicht aber für ihn, unabhängig davon, wie glücklich sie aus der Sache auch herausgekommen sein mochten; im Augenblick hatte er die Nase voll von einer Art Abenteuer, bei der man jede Minute damit rechnen mußte, im Ungewissen zu ertrinken. Ihm war bewußt, daß ihr Erlebnis eine a u ßergewöhnliche Parabel auf das Leben selbst war, doch was er jetzt brauchte, war Zeit, Zeit, die man ihm auch zugestand. So waren sie nach Kenten geflogen, hatten die Pallenber am Raumhafen gelassen und die Reise hierher angetreten.
    Wie Han erwartet hatte, wollte Hetrus, daß sie alle zum Planeten Morgenröte zurückkehrten, um das dortige Unternehmen zu leiten. Aber er hatte abgelehnt – und er war froh darüber. Liszendir nämlich hatte nicht nur das Problem, daß ihre Altersgenossen schon längst die nöt i gen Verbindungen eingegangen waren, sondern mußte zudem – wie auch Usteyin – eine neue Weltsicht und ein neues Weltverständnis erlernen. So hatte sie Hetrus schließlich für all das, was sie getan hatten, ausbezahlt, ihnen das Schiff gegeben (er meinte, sie hätten es ve r dient) und sie ihrer Wege ziehen lassen.
    Han hatte gehört, daß Ler-Planeten – bescheiden au s gedrückt – etwas rückständig sein sollten, doch es zeigte sich, daß dieses Wort gänzlich Sinn und Charme jener Lebensart verfehlte, die überall auf ihnen herrschte. Zeit war hier allgegenwärtig, nie wurde sie vergessen, man war sich ihrer stets bewußt, besonders auf Kenten. E i gentlich hatte er einen überragenden technischen For t schritt oder zumindest eine verfeinerte Intellektualität erwartet, aber er wurde in beidem enttäuscht. Es waren nur Leute, schlicht und einfach, und natürlich die No t wendigkeiten und Bedürfnisse des alltäglichen Lebens wie überall und zu allen Zeiten. Das war es, was er und Usteyin vor allem brauchten.
    Plenkhander war benannt nach einer alten Steinbrücke, die aus einer Zeit stammte, al s Hans eigener Planet noch uner schlossen war, und die – allen Ereignissen trotzend – auch jetzt noch den leichteren Verkehr über den schla m mig-seichten Fluß führte. Die Küste in dieser Gegend war geradlinig, ohne Buchten und Landzungen, so daß man eine Hafenmole und ein kleines Dock angelegt ha t te, um den Warenverkehr mit dem Hinterland zu erleic h tern. Letzteres begann gleich hinter der Stadt leicht anz u steigen, ging über in sanft gewellte Hügel, die mit z u nehmender Entfernung an Höhe gewannen, und endete schließlich in einer gezackten, aber nicht übermäßig h o hen Bergkette, deren Gipfel mit dichtem Wald bedeckt waren. Weiter fort im Osten reichten die Berge bis nah an die Küste, und eben dort war Liszendir aufgewachsen und herangereift – in einem Ort nahe einer Stadt, die i h rer Erinnerung nach „Mühlradbach“ hieß.
    Usteyin war entzückt gewesen von der Lage des Ha u ses und einem größeren, gleich daneben erbauten Ko m plex, der als Schule diente; auch Han wollte nur ungern wieder fort, so stark war dort das Gefühl von Friede und Ruhe. Alles war genauso, wie sie es beschrieben hatte: das Haus oder yos , die Obstgärten, die Bauerngehöfte an den Hängen, der schmale Strand und das Meer direkt vor dem Haus.
    Die Elterngeneration lebte noch dort, allerdings waren sie nur sehr selten anwesend, so daß lediglich ein paar zufällige Begegnungen zustande kamen. Liszendirs I n nenverwandte waren noch nicht fruchtbar, doch nachdem sie als die älteste fortgegangen war, hatten die anderen allmählich selbst den yos übernommen und sich voll und ganz in ihre neue Rolle eingelebt. Auch sie verbrachten die meiste Zeit in der Schule, da ihnen deren Leitung und die Fortführung der Tradition oblag. Schließlich war da noch der thes, der jüngere Außenverwandte, Vindharmaz mit Namen. Liszendir nannte ihn Vin, was den Jungen schrecklich in Verlegenheit brachte, doch lächelte er stets wissend, wenn ihn
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