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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Eise’hut. Der wirkt in paar Minute, wenn mer die richtige Dosierung kennt. Und wenn die jemand kennt, dann doch wohl Sie!«
    »Herbert! Ich bin mir sicher, dass die Polizei hier auch noch Unterlagen aus Claudias Besitz findet«, mischte sich Elke ein. »Du solltest dir jetzt alles von der Seele reden!«
    Ob es tatsächlich an Elkes Ansprache lag? Auf jeden Fall hörte Schulz auf sie.
    »Hat Claudia auch Kontaktanzeigen aufgegeben?«, fragte Elke behutsam weiter.
    Schulz schüttelte den Kopf. »Sie wollte mich erpressen, diese geldgierige Schlange. Sie hatte Verenas Tagebuch im Büro gefunden – das war das Einzige, was nicht in der Wohnung war. Und darin hatte sie alles fein säuberlich aufgelistet: meinen Namen, meinen Beruf, sogar, wo ich wohne.«
    »Brauchte Claudia denn dringend Geld?« Elke setzte die Vernehmung mit sanfter Stimme fort.
    Schulz schaute nochmals verächtlich: »Sie war krank, hatte Depressionen, war wohl völlig überfordert in ihrem Job. Sie sagte mir, sie wolle weg und irgendwo in der Toskana ein neues Leben beginnen. Dafür bräuchte sie ein Startkapital.«
    »Wie viel?«
    Schulz blickte fassungslos drein: »250 000 Euro. Unglaublich. Dieses Miststück. Notfalls sollte ich eben meine Apotheke verkaufen, meinte sie. Mir blieb keine andere Wahl …«
    »Und dann?«
    »Sie wollte sich nicht allein irgendwo mit mir treffen – wahrscheinlich weil sie Angst hatte. Also habe ich vorgeschlagen, ihr beim ›Spring Break‹ das Geld zu übergeben – am späteren Abend sollte ich es in der Nähe des Sportplatzes der Polizei-FH abstellen. Fiel ja nicht auf, weil ich als Stadtrat ohnehin da war. Zum Glück hatte sie ein so exklusives Getränk wie einen ›Sex on the beach‹ bestellt, sonst hätte es womöglich noch die Falsche getroffen … Ich war unauffällig in der Nähe der Cocktailbar und habe ihr dann etwas ins Getränk getan.«
    »Und dann hast du auch ihre Wohnung durchsucht?«, bohrte Elke weiter.
    Schulz nickte.
    »Und als Sie Verenas Tagebuch nicht in der Wohnung fanden, sind Sie ins Büro eingebrochen und haben die Seiten aus dem Tagebuch herausgerissen, in denen Hinweise auf Sie waren. Anschließend haben Sie das Tagebuch auffällig liegen gelassen, weil Verena auf anderen Seiten Frank Jauch beschimpft hat und Sie so den Verdacht auf ihn lenken wollten«, folgerte Klaus weiter.
    »Nur noch eine Frage, Herbert«, sagte Elke und schaute dem Doppelmörder fest ins Gesicht. »Was hattest du mit mir vor?«
    Schulz wich ihrem Blick aus, dann sah er sie aber doch an. »Nichts, meine Liebe«, sagte er. »Ich mag dich doch – das habe ich dir schon letztes Jahr gesagt. Ich hätte dich hiergelassen, um einen Vorsprung zu bekommen, und hätte dann dafür gesorgt, dass man dich befreit.«
    »Pah!«, kam es von Hubertus.
    Elke nickte jedoch. Das hätte sie ihm auch nicht wirklich zugetraut.
    »Gehe mer – bevor de Müller noch kommt«, sagte Winterhalter trocken.
    Zwei Streifenbeamten führten Schulz ab. Handschellen waren angesichts seines Zustands nicht nötig – eher musste man ihn stützen. Als die Polizisten seine Taschen im Krankenwagen leerten, fiel ihnen eine offenbar sehr robuste kleine Flasche in die Hand.

27. SCHWARZWÄLDER SCHWITZKUR
    »Das sind die Vorzeichen des Klimawandels«, dozierte Hubertus Hummel. »Erst viel zu heiß und dann auf einmal ein Temperatursturz. Wir sind alle selbst schuld daran – auch du und ich …
    Klaus Riesle hörte gar nicht mehr hin. Er hatte genug damit zu tun, den neuesten Aufguss zu verarbeiten, den das stets zu Scherzen aufgelegte Personal soeben gemacht hatte. Sie befanden sich in der Sauna des Gesundheitszentrums »Solemar« in Bad Dürrheim.
    In den Tagen zuvor hatte es auf Schwarzwald und Baar merklich abgekühlt. Vierzehn Grad zeigte das Thermometer draußen, hier in der Sauna jedoch fünfundneunzig, wenn Klaus das durch die über seine Augen laufenden Schweißtropfen richtig erkannte. Der Vorschlag, sich in der Sauna zu entspannen, war natürlich von Elke gekommen. Die war gerade in der Vierzig-Grad-Meditationssauna, in der Entspannungsmusik lief und die Leute einen böse anschauten, wenn man den Mund aufmachte.
    Gut so, dachte Hubertus. Er wollte, dass Klaus seine Frau so selten wie möglich nackt sah. Apropos nackt: Seinen Verband am Fuß war er seit gestern wieder los – eine wesentliche Erleichterung.
    Die beiden Freunde saunierten inmitten eines rustikalen Schwarzwaldhäuschens mit Mühlrad, das sich im Außenbereich des
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