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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Kurier war stets zu entnehmen, dass der Apotheker sich wohl gerne reden hörte. In diesem Fall traf es sich aber gut, wie Winterhalter dachte.
    »De Kollege Müller wird sich schön ärgern«, grinste er in sich hinein. »Da macht er ei’mol mit seiner Frau auf Kultur und verpasst prompt d’ Auflösung vom Fall …«
    »Hier riecht es irgendwie komisch«, merkte Stadtrat Schulz in diesem Moment an.
    »Jo verdammt no’ mol, des werd wohl ich sei!«, platzte es aus Winterhalter heraus. »Hän Sie keine andere Sorge? Ich hab doch g’sagt, ich kumm direkt vom Stall. Es tut mir leid, dass statt mir nit de Kollege Müller in seinem Konzertsmoking komme isch. Des wär Ihne natürlich eher ang’messe g’wese, Herr Stadtrat …«
    Er habe mit Verena schöne Wochen verbracht, ehe sie mitbekommen habe, dass er verheiratet sei, sagte Schulz, ohne auf Winterhalter einzugehen. Seinen Beteuerungen, er werde sich demnächst scheiden lassen, habe sie nicht geglaubt. »Dabei hatte ich es wirklich vor.«
    »Pah!«, meldete sich Hubertus wieder zu Wort. »Gigolo! Lügner!«
    Elke tätschelte Hubertus’ Arm, um ihn etwas zu beruhigen, sodass die Vernehmung weitergehen konnte.
    Der bislang recht gefasste Schulz glitt nun in die Jammer- und Selbstmitleidsphase: »Was hätte ich denn machen sollen? Sie war völlig verrückt und hat in der Apotheke angerufen, um allen zu sagen, dass ich ein Betrüger und ein Schwein sei. Einmal hat sie auch versucht, meine Frau telefonisch zu erreichen. Aber da habe zum Glück ich den Hörer abgenommen. Zuletzt hat Verena sogar angekündigt, dass sie ein Plakat an die Schaufensterscheibe der Apotheke hängt und es so die ganze Stadt erfahren soll!«
    Winterhalter blieb sachlich: »Also musstet Sie was unternehme …«
    Schulz nickte. Einmal, zweimal, dreimal – ganz bedächtig. »Ich wollte mich mit Verena zu einer Aussprache treffen, aber dazu war sie nicht bereit. Im Gegenteil. Sie sagte, wahrscheinlich wolle ich sie aus dem Weg räumen. Das hatte ich eigentlich gar nicht vor! Aber dann kam ich auf die Idee …«
    »Und?«, fragte Hubertus fordernd.
    »Ich wusste, dass Verena gerne frühmorgens im Kneippbad schwimmen ging. Und sie hatte mir auch erzählt, dass es dort immer so neblig sei, dass man die Hand vor Augen kaum sehe …«
    »Entschuldigung«, unterbrach einer der Sanitäter. »Wir würden den Herrn gerne zur Beobachtung mit ins Krankenhaus nehmen. Oder ist er verhaftet?«
    »Natürlich isch er vorläufig feschtg’nomme«, erläuterte Winterhalter und klärte Schulz über seine Rechte auf. Peinlich. Das hatte er ganz vergessen. »Wartet Sie bitte noch drei Minuten, meine Herren.«
    »Und?«, bohrte Hubertus nochmals nach. »Dann kamen Sie auf die Idee, den Mord als Raubmord zu tarnen …«
    Schulz nickte. »Ja, erst wollte ich einen Unfall mit Fahrerflucht simulieren und Verena auf dem Weg zum Bad anfahren. Im Bad erschien mir das bei diesem bekannt dichten Nebel dann aber erfolgversprechender, und …«
    »Klar, Sie brauchten ja auch den Wohnungsschlüssel Verenas. Das ging im Bad einfacher. Außerdem wussten Sie, dass so logischerweise einer der Frühschwimmer verdächtigt würde, nachdem Sie sich über den Zaun davongemacht hatten.«
    Winterhalter kam nicht mehr so ganz mit, aber eigentlich war ihm das auch egal. Hier handelte es sich schließlich um ein Geständnis – und darauf kam es an. Schulz war so fertig, der würde jedes Protokoll unterschreiben. Selbst wenn ein nach Bauernhof riechender Kripomann ihn verhörte …
    Klaus trumpfte nun auf: »Nach dem Mord gingen Sie mit dem Schlüssel des Opfers zum Spind, räumten diesen aus, täuschten damit einen Raubmord vor und verließen das Bad wieder, wie Sie gekommen waren. Allerdings übersahen Sie, dass Sie im Sandkasten eine Fußspur hinterlassen hatten. Und dann verschafften Sie sich mit dem Hausschlüssel von Verena Böck Zutritt zu deren Wohnung und nahmen alles mit, was auf Ihre Identität schließen könnte – Ihre Briefe beispielsweise oder den Anrufbeantworter, auf dem sich wahrscheinlich eine Nachricht von Ihnen befand.«
    Schulz nickte wieder. Er wirkte gebrochen.
    Elke hatte schon fast wieder Mitleid mit ihm.
    »Und der zweite Mord?«, mischte sich Hummel ein.
    »Damit habe ich nichts …«
    »Ha!«, sagte Hummel. »Sie sind Apotheker. Da hätte ich auch früher drauf kommen können. Claudia wurde vergiftet – und wer kommt an Gift? Ein Apotheker!«
    Nun konnte sich auch Winterhalter einschalten: »Mit Blauem
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