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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Gesundheitszentrums befand und bei den Kurgästen sehr beliebt war. Um das Häuschen herum verlief ein Weg, der mit den unterschiedlichsten Belägen die Fußsohlen der Saunagänger massierte.
    »Also, wie war das jetzt mit dem Fall?«, fragte Edelbert Burgbacher nach. Er saß zwischen den beiden Freunden und hatte seinen Entspannungsort wechseln müssen, nachdem er im Rottweiler »Aquasol« doch noch Hausverbot bekommen hatte. Nicht ganz zu Unrecht, wie Hubertus befand. Burgbacher hatte an jenem Abend nicht nur halb nackt das Areal verlassen, um mit einem Handy herumzuspringen, worüber sich andere Badegäste beschwert hatten. Vor allem aber hatte er es für eine gute Idee gehalten, seinen Rotwein anschließend »zur Entspannung« im Becken zu genießen, während er sich von den Massagedüsen behandeln ließ. »Das ist echter Müßiggang, ihr verkniffenen Kleinstädter«, hatte er dann schon nicht mehr ganz nüchtern doziert.
    Außerdem hatten ihn die Bademeister wahrscheinlich doch noch mit Hubertus und Klaus in Zusammenhang gebracht, die freilich auch bis auf Weiteres dort nicht mehr baden durften. Aber immerhin hatte Burgbacher die Gunst seines Lebensgefährten behalten, der nach Bad Dürrheim mitgekommen war. Er befand sich gerade mit Elke in der Meditationssauna. Zuvor hatte er sich mit ihr über die Wirkkraft von Steinen bei der Linderung der unterschiedlichsten Leiden ausgetauscht. Vielleicht würde man sich nachher in der Eisgrotte oder dem kalten Außenbecken, spätestens jedoch im Gastronomiebereich sehen.
    »Was war denn jetzt mit diesem Heimburger? Immerhin verdanke ich mein Hausverbot ja auch ihm«, fragte Edelbert nochmals.
    Klaus fühlte sich bemüßigt, ihn aufzuklären: »Heimburger hatte nichts mit der Sache zu tun – er ist eben psychisch krank und mittlerweile wieder im Rottenmünster. Er war früher Sportlehrer und hat es nicht verkraftet, dass unter seiner Obhut ein Kind ertrunken ist. Die Tatsache, dass er bei dem Mord an Verena in unmittelbarer Nähe war und wieder nicht helfen konnte, hat ihn schwer traumatisiert. Zumal er tatsächlich der Einzige war, der die Tat mehr oder weniger beobachtet hat.«
    »Und warum war er dann auch im Aquasol?«, fragte Burgbacher.
    Hubertus schaltete sich ein, denn die beiden anderen redeten ihm entschieden zu laut. Die Sauna war schließlich ein Ort der Entspannung. »Benehmt euch doch mal, und schreit nicht so«, ermahnte er sie. »Also: Heimburger war besessen von dem Gedanken, seine Schuld wiedergutzumachen, indem er einen anderen Menschen vor dem Ertrinken rettet. Dieser Kompensationsversuch ist gar nicht so selten – und aus diesem Grund ist er auch aus dem Rottenmünster abgehauen und ins Aquasol gegangen. Nach der Verfolgungsjagd war er dann aber so verstört, dass er wieder dorthin zurückkam.«
    Mindestens fünfzehn Minuten waren sie nun schon in dem dampfenden Raum – für Anfänger entschieden zu viel. Klaus verließ die Sauna, Hubertus folgte ihm. Edelbert war zäher und solche Temperaturen gewohnt.
    Sie begaben sich vor das Schwarzwaldhäuschen und zogen am Seil des Mühlrads, woraufhin eiskaltes Wasser auf sie niederplatschte.
    Hubertus stöhnte auf.
    Die nächsten dreißig Minuten verbrachten sie mit einem Rundgang durch das Solemar. Im großen Entspannungsbecken trafen sie Elke, die genug meditiert hatte und sich jetzt einer anderen Aufgabe widmete. Bei ihr waren nämlich Didi Bäuerle, mit dem sich Hubertus immer noch nicht ganz versöhnt hatte, und Martina. »Siehst du, Schatz, so geht das«, zeigte ihr Elke gerade ein paar Schwangerschaftsübungen. Bäuerle schaute sich das größtenteils pflichtschuldig an. Immerhin, dachte sich Hubertus: Martina und Bäuerle würden zusammenbleiben – und er wohl oder übel mal des Hausmeisters Angebot zu einer Aussprache annehmen müssen. In weniger als einem halben Jahr würde er Großvater sein, überlegte Hubertus.
    Ausgerechnet er. Wie die Zeit verging …
    Bald überredete ihn Burgbacher zu einer zweiten Saunarunde. Edelberts Wissensdurst war noch immer nicht gestillt: »Und dieser schleimige FH-Typ, der Fast-Ehemann von Verena, war also unschuldig?«
    Hubertus nickte und setzte sich eine Stufe weiter nach unten, wo es etwas weniger heiß war.
    Klaus wiegte den Kopf hin und her: »Na ja – was die Mordgeschichte betrifft, schon. Aber seine Dissertation hat er trotzdem nicht selbst geschrieben – aber behalt’s für dich, sonst ist die Karriere des Jungen im Eimer.«
    »Ja, ja – die
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