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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben
Autoren: Gina Mayer
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solange Jens unterwegs ist.«
    »Glaub ich nicht. Der hat keinen an sich rangelassen. Nee, ich denke, unser Vater sitzt in irgendeinem Loch mit einem Vorrat an Lebensmitteln und Wasser. Und wenn der aufgebraucht ist …« Philipp verstummte.
    »Schrecklich«, flüsterte Sophia. Sie schob ihre Kaffeetasse von sich. Ihr war schlecht.
    »Vielleicht sollten wir doch zurück nach Düsseldorf fahren«, schlug Moritz vor.
    »Nee.« Sie schüttelte den Kopf. »Julie braucht uns hier. Sie ist total einsam.«
    Bevor sie am Morgen aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte Sophia ihre Schwester auf der Unfallstation besucht. Julie war in Tränen ausgebrochen, als sie Sophias zerschnittenes Gesicht gesehen hatte.
    »Alles halb so schlimm«, beruhigte Sophia sie. »Die Ärzte sagen, dass keine Narben zurückbleiben.«
    »Trotzdem«, flüsterte Julie. »Dieses Arschloch. Der hat auf uns geschossen. Dabei hab ich ihn geliebt.«
    »Ihre Mutter ist schon unterwegs hierher«, sagte Moritz jetzt. »Aber nach dem, was Julie über sie erzählt hat, ist sie vermutlich keine große Hilfe.«
    »Ich versteh immer noch nicht, wie Jens uns dermaßen reinlegen konnte«, meinte Philipp.
    Moritz nickte nachdenklich. »Wir haben ihm vertraut. Und er hat uns nach Strich und Faden manipuliert. Mir hat er immer was von einem Kumpel in Flensburg erzählt, der nach einem Motorradunfall auf der Intensivstation liegt und um den er sich kümmern muss. Deshalb war er ständig unterwegs.«
    »Bei Julie war es die kranke Mutter in Bonn«, sagte Philipp. »Und mir hat er was von einer Freundin vorgelogen.«
    »Ich frag mich, wie er es geschafft hat, das Geld von deinem Konto auf meines zu überweisen. Hat er sich in dein Onlinebanking gehackt?«
    Philipp schüttelte den Kopf. »Es war viel einfacher. Das Geld hab ich selbst überwiesen. Er hat mir eine gefakete Rechnung untergejubelt mit deiner Kontonummer drauf. Er war schließlich mein Bauleiter.«
    »Und dein Freund«, sagte Moritz. »Meiner auch. Mein bester. Scheiße, wenn ich überlege, was ich ihm alles anvertraut habe.«
    Sophias Augen standen plötzlich voller Tränen. »Und ich erst«, murmelte sie.
    Philipp legte seine Hand auf ihre Schulter. »Dir hat er in gewisser Weise die Wahrheit gesagt. Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber er mochte dich wirklich. Deshalb hat er auch danebengeschossen. Er konnte dich nicht töten.«
    »Ich versteh nicht, warum Papa ihn nicht als Sohn anerkannt hat«, sagte Sophia. »Dich und Julie hat er doch auch akzeptiert. Nur von Jens wollte er nichts wissen.«
    »Weil er nicht sein Sohn war«, erklärte Moritz. »Davon geht die Polizei jedenfalls aus. Der Vaterschaftstest läuft noch, aber höchstwahrscheinlich ist Jens der leibliche Sohn von Annette und Werner Sonnabend.«
    »Wenn wir nur wüssten, wo Papa ist«, flüsterte Sophia. »Ich will ihn so viele Dinge fragen.«
    »Vielleicht hat Annette Rose ja eine Idee«, sagte Moritz.
    »Vielleicht.« Philipp zuckte mit den Schultern. »Aber sie kann sie uns nicht mitteilen. Sie ist viel zu weit weg, wir erreichen sie einfach nicht.«
    »Sie hat dir doch was von einem See erzählt«, sagte Sophia. »Zu dem sie und Jochen immer gefahren sind. Und Jens hat gestern gesagt, dass Jochen mit ihnen Urlaub gemacht hat. Und ihm das Schwimmen beigebracht hat.«
    »Der See.« Philipp runzelte die Stirn. »Das stimmt, sie war vollkommen besessen von diesem See. Auf jedem ihrer Bilder ist er zu sehen.«
    »Und wie hieß der See?«, fragte Moritz.
    »Keine Ahnung.« Philipp stand auf. »Ich red noch mal mit der Polizei. Die sollen jemanden zu ihr schicken und sie fragen. Obwohl es wahrscheinlich vergeblich ist. Sie wird ihnen keine Auskunft geben.«
    Der See. Philipp konnte nicht aufhören, daran zu denken. Der See, an dem Annette und Jochen glücklich gewesen waren. In dem Jens Schwimmen gelernt hatte. Aber da war noch mehr gewesen. Irgendetwas hatte Annette ihm erzählt, irgendeinen Hinweis hatte sie ihm gegeben. Aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Der See. Unser See. Wir haben Liebe gemacht, weißt du noch.
    Verdammt noch mal, warum hatte er sich nach dem Gespräch keine Notizen gemacht? Was immer er gehört hatte, es war weg. Vielleicht war da ja auch gar nichts gewesen.
    Er lag schon im Bett, als es ihm wieder einfiel. Der Ziegenkopf! Weißt du noch, der Geißschädel? Der Bauer hat uns mit der Mistgabel gejagt, hatte Annette gesagt. Und auf einem ihrer Bilder war der Kopf einer Ziege zu sehen gewesen.
    Er
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