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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben
Autoren: Gina Mayer
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Vater, sage ich zu der Frau. Aber er will es nicht hören, weil er scharf auf dich ist. Weil er dich bumsen will, wie er meine Mutter gebumst hat. Bis sie einen Riesenknall hatte und in die Geschlossene kam. Kannst dir ja mal überlegen, ob dir das gefällt.
    Und dann gehe ich zu meinem Vater und spucke ihm vor die Füße. Und als ich aufschaue, sehe ich, dass er Tränen in den Augen hat.
    Aber auch das ist gelogen. In Wirklichkeit war es ganz anders.

20
    »Was machst du denn hier?«, fragte Julie. »Das kann doch wohl nicht wahr sein.« Sie wollte auf ihn zugehen, aber dann blieb sie stehen. Die Pistole in seinen Händen. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht. Christian. Der harmlose, hilfsbereite, liebenswerte Christian, den sie nicht ernst genommen hatte, bis sie sich in ihn verliebt hatte. Christian war V. Der Entführer ihres Vaters. Der Stalker.
    »Felix«, sagte Moritz. »Was soll das? Wenn das ein Scherz sein soll …«
    »Ihr setzt euch jetzt alle da hinten aufs Sofa«, sagte Christian. Ganz ruhig.
    »Warum …«, begann Sophia, aber danach kam sie nicht mehr weiter, ihre Stimme versagte, als ob man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt hätte. Wortlos stand sie auf und ging zum Sofa.
    »Ihr anderen auch.« Christian hielt seine Pistole mit beiden Händen fest, die Waffe passte nicht zu ihm, der ganze Auftritt passte nicht zu ihm.
    »Okay, okay!« Philipp hob beide Hände und setzte sich neben Sophia und nach kurzem Zögern folgten ihm auch Moritz und Julie.
    Er hat mir die ganze Zeit was vorgespielt, dachte Julie. Bricht bei mir ein, verwüstet meine Wohnung und spielt dann den großen Retter. Und ich blöde Kuh fall darauf rein und geh sogar mit ihm ins Bett.
    »Du Arsch!«, sagte sie tonlos.
    »Halt den Mund, Julie«, sagte Christian.
    »Nein, das tu ich nicht. Ich hab keine Angst vor dir, du Idiot.«
    »Du hast keine Angst vor mir?« Er hob spöttisch die Augenbrauen.
    Julie schnaubte verächtlich. »Du bist absolut lächerlich. Diese ganze Aktion, nur weil dein Papa dich nicht akzeptiert. Warum hast du …«
    Der Schuss riss ihren Satz in der Mitte auseinander. Sophia schrie gellend, auch Moritz und Philipp brüllten auf. Und dann starrten alle auf Julies Bein, auf ihre hellblaue Jogginghose, die jetzt dunkelrot wurde. Auf das Blut, das ihr Herz aus dem Körper pumpte. Das muss doch verdammt wehtun, dachte Julie. Und dann spürte sie den Schmerz.
    Er wird uns alle umbringen, dachte Philipp.
    »Ich will, dass ihr still seid«, sagte Marcel, der in Wirklichkeit natürlich nicht Marcel hieß. »Dass ihr mir zuhört. Habt ihr das jetzt verstanden?«
    Philipp und Moritz nickten. Sophia weinte. Julie hielt ihren Fuß fest und wimmerte.
    »Ich bin Jens, Jochens ältester Sohn. Mein Vater hat mich verraten, er hat meine Mutter verrückt gemacht und mein Leben zerstört. Und nun zerstöre ich sein Leben.«
    Julie stöhnte laut auf.
    »Die Blutung muss sofort gestillt werden«, sagte Moritz ruhig. »Kann ich mir die Wunde bitte mal ansehen?«
    Jens zögerte einen Moment. »Also gut«, sagte er dann. »Wenn es ein Trick ist, erschieß ich dich.«
    Moritz rutschte vom Sofa und ging vor Julie in die Knie. »Ich brauche Verbandszeug«, erklärte er. »Im Bad ist ein Erste-Hilfe-Kasten.«
    Wieder ein kurzes Zögern. »Sophia soll ihn holen. Aber vorher gebt ihr mir eure Handys.«
    Philipp sammelte die Telefone ein und reichte sie ihm. Jens, dachte er. Annette Roses Sohn. Wie ähnlich er seiner Mutter sah. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Deshalb war ihm Annette auch so vertraut erschienen.
    Sophia holte den Verbandskasten, Moritz legte einen Druckverband um Julies Unterschenkel. Er arbeitete mit ruhiger Hand und erstaunlich professionell, dafür dass er sein Medizinstudium noch nicht mal begonnen hatte.
    »Und jetzt? Was hast du mit uns vor?«, fragte Philipp Jens.
    »Ich werde euch töten.« Jens lächelte. »Zuerst dich«, sagte er. »Und dann Julie und Moritz.«
    »Und Sophia?«
    »Sie auch.« Ohne sie dabei anzusehen.
    »Warum?«, fragte Philipp. »Julie und ich haben von Jochen genauso wenig mitbekommen wie du.«
    »Weniger«, meinte Jens. »Viel weniger.«
    »Warum willst du uns dann umbringen?«
    »Weil ihr wie er seid. Genauso kalt und berechnend und böse.«
    »Was hat er dir getan?«, fragte Sophia leise.
    »Er hat versprochen, mich zu beschützen. Ich bin immer für dich da, Jens, kannst dich drauf verlassen, hat er gesagt. Er hat bei uns gewohnt und ist mit uns in Urlaub gefahren
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