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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben
Autoren: Gina Mayer
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Schule. Aber seit dem Schriftlichen hat er keinen Unterricht mehr. Morgen sind die mündlichen Prüfungen, danach ist er ganz fertig.«
    Felix klopfte sich mit der Faust ein paarmal gegen die Stirn. »Boah, ich Idiot! Hat er doch gesagt. Na, vielleicht kannst du mir ja helfen.«
    »Worum geht’s denn?« Aus dem Augenwinkel sah Sophia Luzie und Emily aus der Sporthalle kommen. Sie spürte ihre Blicke. Wie sie Felix ansahen. Und dann sie selbst. Und dann wieder Felix. Sie wusste genau, was sie dachten: Was ist das denn für ein Typ, was will der bloß von Sophia?
    Es tat gut, Luzies und Emilys Blicke zu spüren. Sophia hätte gerne noch länger hier gestanden, so lange, bis auch der Rest des Volleyballkurses an ihr vorbeigezogen war.
    Felix wühlte jetzt in seiner Tasche und holte einen Schlüsselbund heraus.
    »Hier. Hab ich heute Morgen bei meinen Sportklamotten gefunden. Gehört das vielleicht deinem Bruder?«
    Die Schlüssel. Moritz hatte in den letzten Tagen wie verrückt danach gesucht. Der Haustürschlüssel, der Wohnungsschlüssel, der Spindschlüssel für den Sportclub, der Fahrradschlüssel – alle hingen an einem Bund und der war seit Sonntag verschwunden. Ihr Vater hatte bereits einen Schlüsseldienst beauftragt, der sämtliche Schlösser austauschen sollte. Ein halbes Vermögen hätte das gekostet, aber glücklicherweise war es dazu noch nicht gekommen.
    »Ich hab keinen blassen Schimmer, wie die Schlüssel in meine Sporttasche geraten sind«, sagte Felix. »Vielleicht hat Moritz die Taschen verwechselt. Sie hingen direkt nebeneinander.«
    »Na, der wird vielleicht froh sein, wenn er hört, dass du sie hast«, meinte Sophia. »Hast du ihn schon angerufen?«
    »Sein Handy ist aus. Deshalb bin ich direkt hierhergekommen. Bescheuert. Na, gut, dass ich dich getroffen habe.«
    »Warte mal.« Sophia zog ihr Handy aus der Tasche und rief zu Hause an. Moritz meldete sich nach dem achten oder neunten Klingeln. Er klang verschlafen, wahrscheinlich hatte sie ihn gerade geweckt. Beneidenswert, dachte Sophia. Einen Tag vor dem mündlichen Abitur pennt er einfach aus, als ob nichts wäre. Sie selbst würde längst am Schreibtisch sitzen und büffeln, dass ihr Kopf rauchte, um die Prüfung am Ende doch wieder zu verhauen.
    »Was ist denn?«, fragte Moritz genervt.
    »Hier ist die Polizei für dich«, sagte Sophia und gab ihr Handy an Felix weiter.
    »Dein Bruder war ganz schön erleichtert«, sagte Felix, nachdem er Moritz die frohe Botschaft mitgeteilt hatte. »Ein Glück, dass die Schlösser noch nicht ausgetauscht waren.« Er reichte ihr die Schlüssel. »Also dann. Sag Moritz noch mal schöne Grüße. Ich seh ihn ja übermorgen beim Badminton.«
    »Klar, mach ich.«
    »Du hast jetzt wahrscheinlich Unterricht.«
    »Physik.« Sophia verzog das Gesicht. »Mein Lieblingsfach.«
    Er lachte. »Mochte ich auch nie. Na, schade. Ich hab heute Morgen frei. Hätt dich ja auf einen Kaffee eingeladen, aber so …«
    »Ich hab um zwanzig nach zehn eine Freistunde«, sagte Sophia hastig. Und noch während sie redete, schoss ihr das Blut ins Gesicht. Rosa, rot, violett.
    Wie blöd kann man sein, hörte sie Emily sagen, obwohl die in Wirklichkeit längst weitergegangen war.
    Während der kurzen Zeit, in der Sophia und Emily befreundet gewesen waren, hatte Emily ihr einmal die fünf wichtigsten Verhaltensregeln fürs Flirten erklärt. Die erste Regel hieß: Mach niemals, niemals, niemals den ersten Schritt. Die anderen vier Regeln hatte Sophia vergessen. Sie brauchte sie ja jetzt auch nicht mehr, weil sie die Sache gleich von Anfang an verbockt hatte. Sie sah, wie Felix zögerte. Wahrscheinlich überlegte er fieberhaft, wie er aus der Nummer wieder rauskam.
    »Macht ja nichts«, stammelte Sophia, obwohl er noch gar nichts gesagt hatte. »War nur so ein Gedanke. Ich muss jetzt auch echt los.«
    Dabei hatte es noch nicht einmal geläutet.
    »Nee«, sagte Felix. »Das ist doch eine super Idee. Ich hol dich um zwanzig nach zehn am Haupteingang ab. Vielleicht kennst du ja ein Café in der Nähe?«
    »Nein«, sagte Sophia. »Ich meine, ja, klar kenn ich ein Café, aber du musst nicht extra wieder herkommen. Wir können uns auch ein anderes Mal treffen.«
    Ihr Herz raste, ihre Hände schwitzten, ihre Beine zitterten. Ob ihm auffiel, wie aufgeregt sie war?
    »Ich hol dich ab«, sagte Felix.
    Sie wollte ihm sagen, dass es nicht nötig sei, aber ihr Mund war auf einmal so trocken, dass sie keinen Ton herausbrachte. Sie öffnete ihn und
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