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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben
Autoren: Gina Mayer
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zugetraut, was?« Julie grinste. Dann wurde sie wieder ernst. »Dieser Scheißkerl hat mich echt getroffen. Ich frag mich die ganze Zeit, ob ich wirklich so oberflächlich und falsch bin, wie er mich gesehen hat.«
    »Nein«, sagte Sophia. »Bist du nicht.«
    Julie lächelte. »Du siehst immer nur das Gute im Menschen, Sophia. Aber ist ja auch egal. Bevor ich Schauspielerin werde, muss ich mich erst mal selbst kennenlernen. Und dazu muss ich weg von Hamburg und raus aus Deutschland.«
    »Ich find’s schade, dass du weggehst«, sagte Sophia.
    »Ihr könnt mich doch mal in Afrika besuchen. Außerdem komm ich ja wieder.«
    Sophia dachte an das Telefongespräch, das sie und Julie vor ein paar Tagen geführt hatten. »Ich bin echt fertig«, hatte Julie ihr anvertraut. »Immer wenn ich an dieser verdammten Wohnungstür vorbeigehe, muss ich an ihn denken. Ich vermisse ihn, ist das nicht bescheuert?«
    »Total«, hatte Sophia erwidert, während sie mit den Tränen kämpfte. Jedes Mal wenn ihr Handy klingelte, jedes Mal wenn sie eine neue Mail abrief, jedes Mal wenn jemand an der Tür war, sehnte sie sich nach Felix. Obwohl sie genau wusste, dass es ihn nicht gab, dass es ihn nie gegeben hatte.
    »Der Kaffee ist fertig.« Frau Rothe stellte ein Tablett mit Tellern und Tassen auf den Tisch. »Und Apfelstrudel, den hat Sophia gemacht.«
    Moritz verteilte das Geschirr, während seine Mutter den Kuchen holte.
    »Wisst ihr, was ich mich die ganze Zeit frage?«, meinte Sophia, nachdem sie zu essen begonnen hatten. »Warum wusste niemand in der Wohngruppe, dass Annette einen Sohn hatte?«
    Philipp zuckte mit den Schultern. »Jens hat die Unterlagen sicher manipuliert. Die arbeiten da immer noch mit Karteikarten. Er hat sich einfach ausradiert.«
    »Warum? Um seine Spuren zu verwischen?«
    »So weit hat er, glaub ich, gar nicht gedacht. Er wollte einfach nichts mehr mit ihr zu tun haben. Er war vollkommen fixiert auf Jochen. Seinen Vater.«
    »Der gar nicht sein Vater war«, sagte Moritz. »Der Test war negativ. Das wird Jens ganz schön getroffen haben.«
    Herr Rothe schob seinen Teller von sich. Er hatte seinen Kuchen nicht angerührt.
    »Werner, seinen richtigen Vater, hat er auf jeden Fall gehasst wie die Pest«, sagte Philipp. »Nachdem Annette eingewiesen wurde, musste Jens zu ihm ziehen. Und das ist total schiefgelaufen. Die beiden kamen überhaupt nicht miteinander zurecht.«
    Herr Rothe nickte. »Werner war immer schon ungeduldig und cholerisch, schon als Kind. Er hat sich auch gerne mal geprügelt – nur mir hat er nie was getan. Ich war ja sein bester Freund. Und Annette, seiner Annette hätte er auch kein Haar gekrümmt. Früher jedenfalls. Er hat sie angebetet. Auf Händen getragen. Vergöttert. Meine kleine Künstlerin , hat er sie immer genannt. Aber dann wurde aus der kleinen Künstlerin eine große, erfolgreiche Frau. Damit kam er nicht zurecht. Er war unglaublich eifersüchtig, auf jeden Mann, der auch nur in ihre Nähe kam, in jedem hat er einen Liebhaber gesehen.«
    »Nur in dir nicht«, sagte Moritz.
    »Nur in mir nicht«, bestätigte sein Vater. »Deshalb haben wir ja auch so viel zusammen unternommen, Annette und ich. Sie war immer froh, wenn sie mal rauskam, ohne dass er ihr eine Szene machte.«
    »Werner hat dir vertraut«, sagte Frau Rothe bitter. »Er war überzeugt, dass seine eigene Frau für dich tabu wäre. Aber so war es nicht. Für dich war keine tabu.«
    »Wir haben uns zuerst lange nicht eingestanden, dass wir ineinander verliebt waren. Aber irgendwann ging es einfach nicht mehr. Wir fühlten uns so stark zueinander hingezogen.« Herr Rothe starrte auf seine Hände. »Als Annette schwanger wurde, haben wir aufgehört, uns zu treffen. Zumindest für eine Weile. Aber nachdem Jens auf der Welt war, fing alles wieder an.«
    »Werner hat es rausgekriegt«, sagte Moritz.
    »Er ist natürlich total ausgerastet. Hat Annette beschimpft und geschlagen. Daraufhin ist sie ausgezogen und hat sich scheiden lassen. Und ich wollte mich von Birgit trennen. Aber an dem Abend, als ich reinen Tisch machen wollte, hat Birgit mir erzählt, dass sie schwanger ist. Und da hab ich nichts gesagt.«
    »Hat Birgit nicht gewusst, dass du mit Annette zusammen warst?«, fragte Sophia.
    »Doch natürlich. Werner hatte es ihr brühwarm erzählt. Sie dachte, es wäre vorbei. Ich ja auch. Aber es war nicht vorbei.«
    »Du hast Birgit verlassen«, sagte Philipp. »Und dann hast du Annette doch nicht geheiratet.«
    »Als ich endlich
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