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Morgen des Zorns

Morgen des Zorns

Titel: Morgen des Zorns
Autoren: J Douaihy
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ausführen, unverheiratet, 25 Jahre.«
    »Ein Arabischlehrer der Primar- und Mittelschule, außerdem Chefredakteur einer vierteljährlich erscheinenden Schulzeitschrift, die sich für die Befreiung und Ausbildung von Mädchen und andere moderne Werte einsetzte; er korrespondierte gerne mit damals bekannten Denkern und bewahrte die Briefe, die er von ihnen erhielt, sorgfältig auf, 26 Jahre, unverheiratet.«
    – Das ist Michel al-Râmi.
    Immer wieder die gleichen Details: Altersangaben und Berufe.
    »Ein von Olivenhainbesitzern eingesetzter Wächter, der das Datum für die Ernte festsetzte, Eindringlinge abwehrte und die Besitzer von Ziegenherden daran hinderte, den Hain zu durchqueren. Mit den Armen, die die nach der Ernte auf dem Boden liegengebliebenen Oliven aufsammeln, hatte er Mitleid. Die Natur seiner Arbeit brachte es mit sich, dass er stets eine Pistole bei sich trug. 38 Jahre, sieben Kinder, das letzte wurde drei Monate nach seinem Tod geboren und nach ihm benannt.«
    »Ein Schweißer, 38 Jahre, sieben Kinder, das älteste fünfzehn Jahre alt.«
    »Ein Fahrer von Sammeltaxis, der die Strecke Barka–Tripolis und manchmal auch Tripolis–Beirut fuhr, 27 Jahre, verheiratet, vier Kinder.«
    »18 Jahre, kein Schüler mehr, weil er kaum dem Mathematik- und Französischunterricht folgen konnte, und die Schule verließ. Und auch kein Arbeiter, obwohl er versucht hat, zuerst das Friseurhandwerk zu erlernen und danach das Schreinerhandwerk, beides ohne Erfolg. Er war noch jung, sein Leben hatte noch nicht begonnen.«
    – Ist das nicht der Sohn deiner Tante Sahîja, Muntaha?
    »Angestellter der ›Libanesisch-afrikanischen Bank‹ in der Stadt. Er hatte seine Arbeit dort vor gerade erst zwei Wochen aufgenommen, unverheiratet, 26 Jahre.«
    »Sekretär des Einzelrichters im Justizpalast, der dort jede Woche dienstags und donnerstags Dienst tat, 26 Jahre, zwei Kinder.«
    »Ein Auswanderer nach Australien, der wenige Wochen vor den Ereignissen, nachdem ihn im Exil die Nachricht erreicht hatte, dass seine Verwandten vor großen Schwierigkeiten stehen, in die Heimat zurückgekehrt war, 33 Jahre, verheiratet. Zur Zeit des Vorfalls hatte er vier Kinder, zwei von ihnen wurden bei den später folgenden Gewaltausbrüchen getötet.«
    »Kein fester Beruf bekannt, obwohl er sich ganz gut durchs Leben schlug. Er hatte eine Vorliebe fürs Geschäftemachen, und es heißt, einen Tag vor dem Vorfall habe er einen guten Handel abgeschlossen und günstig eine größere Anzahl Pistolen erstanden. Einen Teil davon habe er seinen Cousins verkauft, die anderen den Männern der feindlichen Familie, und manche glauben, er sei durch die Kugel einer Pistole gefallen, die er seinen Feinden selbst verkauft habe; verheiratet, fünf Kinder.«
    Und plötzlich, kurz vor dem Ende:
    »Arbeitete im Glücksspielbereich, eröffnete mal allein einen Club, mal nahm er sich einen Partner, organisierte Kartenspiele und spielte selbst, 42 Jahre, verheiratet, kinderlos.«
    Nachdem Muntaha das gelesen haben wird, wird sie schweigen.
    – Das ist Jûssef …, nicht wahr?, wird Kâmleh fragen.
    – Vielleicht …
    Muntaha wird bereuen, vorgelesen zu haben, was Elia über seinen Vater geschrieben hat. Kâmleh wird etwas auffallen. Sie wird Muntahas Hand nehmen.
    – Lies es mir noch einmal vor.
    Muntaha wird ihrer Bitte nachkommen:
    »Arbeitete im Glücksspielbereich, eröffnete mal allein einen Club, mal nahm er sich einen Partner, organisierte Kartenspiele und spielte selbst, Jahre, verheiratet, kinderlos.«
    – Das ist alles?
    – Ja …, das ist alles!
    – Du lügst, Muntaha …
    Sie wird ihr das Heft aus der Hand nehmen.
    Sie wird es ihr förmlich entreißen.
    Als erstes wird sie die geöffnete Seite zerreißen.
    Nachdem Muntaha gegangen ist, wird sie es verstecken.
    Aber sie wird es nicht aushalten.
    Sie wird es wieder aus seinem Versteck hervorholen.
    Sie wird die Seiten befühlen.
    Sie wird ein bisschen damit spielen.
    Dann wird sie ein Feuer anzünden und es verbrennen.
    Sie wird ihre Ruhe finden.
    Von jetzt an wird sie nicht mehr die Mühe auf sich nehmen, die Dinge an ihren Platz zurückzustellen. Sie wird nicht mehr gezwungen sein, jeden Morgen den Vorhang an die richtige Stelle zu ziehen, nachdem Elia ihn so weit geöffnet hat, dass der Berg zu sehen war. Es ist Elias gutes Recht gewesen, den Vorhang aufzuziehen, um sich am Anblick des Himmels und der hohen Berge zu erfreuen, aber Kâmleh will nicht auf Burdsch al-Hawa blicken, das sich dort an den
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