Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
blickte. Roh saß abseits der anderen, unter den fremden
arrhendim
des östlichen Shathan, die ihn gut bewachten, obwohl er wenig tat und noch weniger sagte und noch keinen Fluchtversuch gemacht hatte.
    »Dieser Chya Roh«, flüsterte Merir in dieser Nacht, während der Rest der Gruppe gemeinsam aß – auch an dieser Mahlzeit nahm Roh nicht teil. »Er ist ein Halbling, ja, und mehr als das – aber Shathan würde ihn aufnehmen. Wir haben sogar einige Angehörige der Shiua akzeptiert, die am Wald um Frieden gebeten haben und die sich auf das grüne Land verstehen. Und könnte die Liebe eines Menschen dafür größer sein als die seine? Immerhin hat er dafür sein Leben geben wollen.«
    Seine Worte galten Morgaine, und Vanye blickte sie mit einer plötzlichen, schmerzlichen Hoffnung an, denn Roh hatte ihm den Frieden der letzten Tage gestört. Morgaine aber sagte nichts und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Er hat für uns gekämpft«, sagte Lellin. »Sezar und ich verwenden uns für ihn.«
    »Ich ebenfalls«, sagte Sharrn. »Lady Morgaine, ich bin allein. Ich würde diesen Menschen bei mir aufnehmen, und Dev würde mich deswegen nicht schelten, ebensowenig Larrel und Kessun.«
    Morgaine schüttelte den Kopf, wenn auch mit großer Traurigkeit. »Sprechen wir heute abend nicht mehr davon. Bitte!«
    Aber als sie später in dem Zelt, das sie gemeinsam bewohnten, allein waren, brachte Vanye doch wieder die Sprache darauf. Eine winzige Öllampe verbreitete einen schwachen Schein zwischen den Schatten. Er konnte Morgaines Gesicht erkennen. Sie war in bedrückter Stimmung und schwieg sich wieder einmal aus, wie sie es so oft tat. Trotzdem wagte er sich damit heraus, denn die Zeit wurde knapp.
    »Denkst du darüber nach, was Sharrn dir angeboten hat?« Ihre grauen Augen begegneten seinem Blick, und Zurückhaltung stand darin.
    »Ich bitte dich darum«, sagte er, »wenn du es überhaupt geben kannst.«
    »Bitte mich nicht.« Ihre Stimme klang leise, doch lag ein scharfer Ton darin. »Habe ich dir nicht klar gesagt:
ich werde nie nach rechts oder links ausweichen, um dir zu gefallen?
Ich kenne nur einen Weg, Vanye. Wenn du das nicht begreifst, hast du mich nie richtig verstanden.«
    »Wenn du nicht verstehst, daß ich dich bitten muß, so hoffnungslos es auch sein mag, dann hast du mich ebenfalls nicht verstanden.«
    »Verzeih mir«, sagte sie leise. »Ja. Ich verstehe dich. Du bist ein Nhi, du mußt es tun. Aber denk einmal an ihn und nicht an deine Ehre. Was hast du mir gesagt – über den Kampf, den er in sich durchstehen muß? Wie lange kann er das ertragen?«
    Er atmete aus und verkrampfte die Hände um die Knie, denn sie hatte recht; er dachte an Rohs bedrückte Stimmung, an die schreckliche Dunkelheit, die ihn die größte Zeit einzuhüllen schien. Die Feuer würden bald ersterben. Die Kontrollen Nehmins waren so eingestellt worden, daß sie die Kraft an einem bestimmten Tag und zu einer festgelegten Stunde löschen würden – und diese Stunde war am Abend des nächsten Tages gekommen.
    »Ich habe angeordnet«, sagt Morgaine, »daß seine Wächter ihn heute nacht besonders gut bewachen sollen.«
    »Du hast ihm das Leben gerettet. Warum?«
    »Ich habe ihn beobachtet.«
    Er hatte kein Wort mit ihr über Rohs Schicksal gewechselt, nicht in den Tagen, die sie in den Wäldern rings um Nehmin verbracht hatten, in der Zeit, in der Roh und Sezar wieder einigermaßen zu sich kamen, während sie sich ausruhten und die eigenen Wunden versorgten und die unaufdringliche Gastfreundschaft des östlichen Shathans genossen. Beinahe hatte er auf Morgaines Gnade hoffen wollen, hatte sogar damit gerechnet.
    Aber als sie abreiten wollten, hatte sie Roh unter Bewachung zu sich kommen lassen. »Ich möchte wissen, wo du bist«, hatte sie zu Roh gesagt; und Roh hatte sich ironisch verbeugt. »Zweifellos hast du noch stärkere Wünsche«, hatte Roh geantwortet, und in seinen Augen hatte der Ausdruck des Fremden gestanden. Auf diesem Ritt war der Fremde weitgehend bei ihnen gewesen, sogar noch am heutigen Abend. Roh war schweigsam und in sich gekehrt; manchmal war er Roh, ebenso oft aber auch nicht. Vielleicht begriffen die
arrhendim
dies alles nicht ganz; wenn jemand einen Wechsel in ihm vermutete, dann am ehesten Merir und vielleicht auch Sharrn, der genau über ihn Bescheid wußte.
    »Glaubst du nicht, mir ist klar, welchen Schmerz er leidet?« fragte Vanye in bitterem Ton. »Aber ich habe Vertrauen in das, was aus seiner Stimmung wird;
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher