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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater
Autoren: Imogen Parker
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wußte, wenn sie aufwachen und sie finden sollte,
würde sie wissen, daß er versucht hatte, sie zu vergiften. Außerdem wissen wir
von Dorothy, daß der Abfall so schwer war, daß man ihn nicht tragen konnte.
Gut, wenn er zu schwer für Dorothy war, dann wäre er auch für Agatha zu schwer
gewesen, wenn man bedenkt, daß sie sowieso geschwächt war. Und wir wissen, daß
sie schließlich nicht der pingeligste Mensch war.« Jetzt blickte ich
triumphierend. Der Abfall war für mich der Schlüssel. Ich hatte den ganzen Tag
darüber nachgegrübelt.
    Martin seufzte. »Es ist immer noch Spekulation,
Soph. Ich meine, für mich ist dieser Typ Anthony White, Tony oder Sid, oder wie
er auch heißt, der Hauptverdächtige, mit der Lebensversicherung und all dem — ich
kann kaum glauben, daß ich so was sage. Es hört sich allmählich an wie in einem
alten Kriminalfilm.«
    »Nun, das hätte ich auch gesagt, bis ich richtig
darüber nachdachte. Verstehst du, Anthony nimmt es peinlich genau mit Verträgen
und so weiter. Das ist seine raison d etre, wenn du so willst. Er würde
ganz einfach Agatha nie wegen der Lebensversicherung umbringen und es nach
Selbstmord aussehen lassen, wenn es eine Selbstmordklausel in der Police gibt.
Falls man annimmt, daß er sie überhaupt umbringen würde, was ich bezweifle. Ich
kann nicht sehen, daß er ein anderes Motiv haben sollte als Geld. Er hatte sie
schließlich dreißig Jahre lang ertragen. Warum jetzt die große Veränderung?«
    Martin schaute mich sichtlich verzweifelt an.
»Was kann ich dazu sagen, Soph? Es ist eine gute Geschichte, und du erzählst
sie gut. Vielleicht hatte Agatha recht. Vielleicht solltest du Drehbuchautorin
werden. Aber selbst wenn ich sagen würde, daß ich dir glaube, wird es sonst
niemand tun.«
    »Warum nicht?« fuhr ich hoch.
    »Nun, ich meine, deine Geschichte ist eine
Sache. Es könnte noch tausend andere geben.«
    »Die wie gehen?«
    »Oh, ich weiß nichts über Agatha, aber denk doch
einfach mal, zum Beispiel, wenn jemand, sagen wir der alte Mann da drüben —« Er
zeigte auf einen alten Mann, der in Gesellschaft seines Hundes Stout trank. »Er
schaut jetzt zu uns herüber, und was denkt er? Nun, er könnte denken, wir reden
über einen möglichen Mord, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich, oder? Er
könnte denken, daß wir ein Ehepaar sind, das sich in einer Bar streitet. Er
könnte denken, daß du eine Nutte bist, die ich aufgegabelt habe, und wir
verhandeln über den Preis — das sollte sich nicht beleidigend anhören, Soph,
ich mache nur Hypothesen. Er könnte denken, wir sind zwei alte Freunde, die
über Politik diskutieren. Ich weiß es nicht... Über einen berechtigten Zweifel
hinaus gibt es keinen Beweis, oder?«
    »Aber was ist mit einem ruhigen Gewissen? Ist
das nicht wichtiger?« Ich weinte.
    »Du meinst, du kannst es nicht ertragen, wenn
das, was du glaubst, wahr ist, und der Mörder davonkommt.«
    »Ja. Genau das meine ich. Jedenfalls glaube ich,
daß Agatha versucht hat, mir etwas mitzuteilen. Ich meine, sie rief an.«
    »Ja, aber du konntest nicht verstehen, was sie
sagte.«
    »Stimmt, aber sie hinterließ diese Notiz. Ich
glaube, sie versuchte zu sagen »Sophie, Band abhören<. Weil sie auf dem Band
davon spricht, nach New York zu fliegen. Sie wollte nicht sterben.«
    »Aber das Band wurde aufgenommen, bevor sie den
so überaus wichtigen mysteriösen Anruf bekam, oder? Gott, ich kann nicht
glauben, daß ich das ernst nehme... Du mußt mit diesem modernen Miss-Marples-Zeug
aufhören, Soph. Ich meine, soweit ich sehen kann, wird es keinen Unterschied
machen. Nichts kann Agatha wieder zum Leben erwecken, nicht wahr? Und wir reden
wohl kaum über einen potentiellen Serienkiller, oder?«
    »Nun, er hat auch Chutney getötet!« stammelte
ich unter Tränen, die mir über die Wangen rollten. »Er könnte eine Gefahr für
Dorothy werden«, fügte ich pathetisch hinzu.
    »Für mich hört es sich an, als sei sie eher eine
Gefahr für sich selbst, und meinst du nicht auch, sie muß es zumindest unbewußt
wissen, wenn es wahr ist, was du glaubst? Ich meine, wenn er überhaupt dort
war, muß Jack in einem ziemlich miserablen Zustand nach Hause gekommen sein. Er
wird ihr wohl kaum erzählt haben, wo er war, aber sie muß einen Verdacht
geschöpft haben. Ehefrauen wissen immer Bescheid, weißt du. Zumindest ist das
in den Fernsehkrimis so.«
    Da ging mir ein Licht auf. Ich dachte ein paar
Sekunden darüber nach, und das schien nur meine Vorstellungen zu
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