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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Autoren: Mark Benecke
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auftraten, bewiesen nach Calmet die Macht Gottes ganz direkt. Denn Menschen konnten nicht aus eigener Kraft aus dem Grab steigen. Aber auch Engel und Teufel hatten nicht die Macht, Tote zu erwecken: »Nein fürwahr! Ohne Befehl oder Zulassung Gottes kann solches niemals geschehen!« Gott selbst holte also hin und wieder Seelen und Körper aus der Erde. Warum er das tat, dafür hatte allerdings auch Calmet keine Erklärung.
    Diese Gedankenkette mit dem Nachweis von Untoten und deren Bezug zu Gott ist übrigens ein schönes Beispiel für Sachverständigenfehler: Das Gutachten ist logisch, die Grundannahmen sind aber falsch…
Pfählen und »sichere« Vampirzeichen
    Der Historiker und Balkanologe Peter Mario Kreuter hat in alten Berichten eine interessante Erklärung dafür gefunden, warum ein Vampir gepfählt werden muss. Denn, wie schon angedeutet, den Zusammenhang zwischen Vlad dem Pfähler, dem Regenten der Walachei (eigentlich Vlad Ţepeş III. Drăculea, um 1431–1476, bekannt für seine Grausamkeit), und Vampiren gibt es erst seit Bram Stoker. Es war aber schon lange vor Erscheinen des Romans üblich, Untote zu durchlöchern. Mit Vlads tatsächlich bestehender Gewohnheit, ihm missliebige Personen zu pfählen (eine seit Jahrtausenden bekannte Hinrichtungsart), hat das Ritual gegen Untote nichts zu tun, denn eine »echte« Pfählung erfolgt durch die Längsachse des Körpers (von unten nach oben), während die Vampirpfählung von vorn nach hinten verläuft.
    Abb. 5: Es gibt zwei Arten von Pfählungen. Vlad der Pfähler führte die hier dargestellte Methode nicht durch, sondern pfählte die Opfer (Soldaten, Steuersünder) längs durch den Körper. Hier ist die Pfählungsart zu sehen, die gegen angebliche Vampire angewendet wird und auch von Hollywood übernommen wurde. (Grafik: unbekannte Quelle)
    Bei »Vampiren« genügte anstelle eines Pfahls ein Nagel, der im Bulgarischen sogar einen eigenen Namen hat:
palmarec
. Mit diesem Nagel – notfalls aber auch mit Nähnadeln oder dem Vampiren generell verhassten Weißdorn – wurden die Untoten an Bauch oder Rücken verletzt. Dabei ist der Zusammenhang zwischen der Gasblähung der Leiche, die in warmer Umgebung stets auftritt, und dem Volksglauben, dass der Teufel den toten Körper aufpumpt, in einer tatsächlich wirksamen Maßnahme vereint. Sind die Stiche in die Haut nämlich tief und zahlreich genug, so entweicht das Fäulnisgas, ohne das sie sich nicht aufblähen kann, aus der Leiche. Dass in Wirklichkeit Bakterien und nicht der Teufel das Fäulnisgas entstehen lassen, spielt dabei keine Rolle. Denn wer an den Teufel und den
palmarec
glaubt, sieht nach der Durchlöcherung tatsächlich die gewünschte Wirkung (keine Gasblähung) und wird nicht ganz zu Unrecht – aber auch nicht ganz zu Recht – überzeugt sein, dem Bösen ein Schnippchen geschlagen zu haben.
    Ganz ähnlich ist es mit dem flüssigen Blut, das allen Vampir-Leichenbeschauern als sicheres Zeichen gilt, dass hier unnatürliche Kräfte am Werk sind. Doch auch hier ist es nur fehlende Erfahrung mit Leichen, die den Aberglauben bekräftigt. Leichenblut wird nämlich keineswegs immer fest, wie man meint, wenn man das stockende Blut nach Schlachtungen bei Metzgern beobachtet. In Leichen bleibt das Blut oft flüssig.
    Zudem bestehen wir fast nur aus Wasser, sodass die rote Flüssigkeit ebenso gut mit ein wenig Blut vermischte Fäulnisflüssigkeit sein kann. Sie tritt aus dem Mund und der Nase aus, weil die Fäulnisgase sie durch diese Öffnungen treiben, nicht weil der Tote das Blut der Lebenden gesoffen hat. Doch auchhier gilt: Wer aus dem Alltag weiß, dass Blut stockt, und wer zudem glaubt, dass Tote aus dem Grab steigen können, für den ist das Bluttrinken beim Anblick einer im Grab geblähten Leiche mit roten Abrinnspuren ein objektiver Beweis des Schrecklichen.
    Auch Fingernägel und Barthaare wachsen nach dem Tod nicht mehr. Allerdings können die Nägel, besonders bei ausgetrockneten Leichen, sehr lang aussehen, wenn die Haut darunter wegtrocknet. Hinzu kommt, dass viele kranke Menschen sich schon vor Todeseintritt die Finger nicht mehr maniküren, sodass sie mit ohnehin schon längeren Nägeln sterben.
    Abb. 6: Die Nägel von Leichen können oft so wirken, als seien sie noch gewachsen, was dann als »sicheres« Vampirzeichen gilt. Meist haben sich die betreffenden Personen aber die Nägel nicht mehr geschnitten, und/oder die Haut vertrocknete postmortal so stark, dass die Nägel nun länger
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