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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Autoren: Mark Benecke
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Ruhrgebiet flog beispielsweise erst auf, als er 1976 mit den Eingeweiden eines kleinen Mädchens versehentlich das Etagenklo verstopfte. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung fischte man aus einer Gemüsesuppe auf seinem Herd die Hände des vermissten Kindes.
    Alle diese Verbrechen sind so grauenhaft, dass man sie keinem normalen Menschen, sondern bloß Verrückten zutrauen möchte. Doch leider sind viele der kannibalischen Serientäter verdächtig normal – meist sogar im Übermaß angepasst und ruhig. Das erzeugt Unwohlsein, denn derartige Eigenschaften sind in Deutschland eigentlich durchaus erwünscht. Wenn dann das Publikum im Gericht einem Verbrecher jede nur denkbare Folter wünscht, wird klar, wie dünn die blutigeLinie ist, die Täter von Zuschauern trennt. Besonders verblüffend ist, dass die Forderungen aus der letzten Zuschauerreihe oft die Fantasien und Handlungen der Täter übertreffen. Doch dass der Wunsch, den Täter lebend zu rösten oder ihm die Haut abzuziehen, dieselbe Güte hat wie das, was auch der Täter umgesetzt hat, gestehen sich die schaurigen Zuschauer und Zuschauerinnen natürlich nicht ein.
    Es gibt noch eine letzte Art von Kannibalen. Sie handeln in der Hoffnung, einen Vampir zur Ruhe zu bringen, und müssen dazu auch schon mal das Herz ihres verstorbenen Verwandten aus der Leiche schneiden. Damit soll das Herz des rastlosen Toten als Sitz der Liebe dahin gelangen, wohin es sich sehnt: zu den noch lebenden Angehörigen. Wo der fleischfressende Mörder also aus einem antisozialen Zwang handelt, der ihn zutiefst einsam macht, bemühen sich die dörflichen Herzensesser um Zusammenhalt und Frieden.
    Der letzte mir bekannte Fall einer Vampir-Enterdigung fand im Jahr 2005 statt. Wie Sie an diesem und den folgenden Fällen erkennen werden, ist die Grenze zwischen Liebe und Wahn so dünn wie ein sterbendes Äderchen – und manchmal genügt ein (fehlender) Herzschlag, um aus Liebe ein Schlachtfest werden zu lassen.
Vampirverbrechen
    Nicht nur in Südosteuropa werden Leichen enterdigt, weil sie angeblich Vampire sind. Auch im protestantischen Preußen gab es solche Vorfälle. Sie kamen sogar mehrfach vor Gericht und wurden damit offizielle »Vampirverbrechen«. Um das Jahr 1870 wurde die grausige Welle besonders heftig. Teils schnitten die besorgten Verwandten ihren toten Angehörigen schon in der Leichenhalle den Kopf ab, um sie nicht hinterher erst mühselig ausgraben zu müssen. Dazu schlich man sich meist nachts in die Halle, erledigte das Ritual undschloss den Sarg hernach wieder »ordnungsgemäß«. Denn Ordnung musste sein in Preußen – auch bei der Köpfung der Verwandten.
    Abb. 2: Leichenenthauptungen kamen auch im deutschsprachigen Raum vor, teils aus Furcht vor Nachzehrern, teils weil man glaubte, die Toten könnten Vampire sein oder werden. (Abb. L. Fuß/M. Benecke nach Th. Schürmann)
    Dass moderne Menschen derart von einem alten Aberglauben angesteckt wurden, lag vor allem daran, dass die Geschichten über Vampirleichen aus dem südöstlichen Europa nicht nur durch Zeitungsberichte bekannt, sondern auch durch glaubhafte Beobachtungen verwissenschaftlicht und sozusagen mit einem Wahrheitssiegel versehen worden waren. Das bewirkten besonders die beiden Abhandlungen von Christoph Friedrich Demelius und vom Diakon Michael Ranft aus Leipzig. Die Buchtitel waren so gut gewählt, dass schon sie allein sich in das Gedächtnis fraßen: Ranfts
Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern – worin die wahre Beschaffenheit derer Hungarischen Vampyrs und Blut-Sauger gezeigt, auch alle von dieser Materie bißher zum Vorschein gekommene Schrifften recensiret werden
erschien auf Lateinisch 1725 und aufDeutsch 1734; Demelius’
Aktenmäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, welche sich in diesem und vorigen Jahren im Königreich Serbien hervür gethan
erschien im Jahr 1732.
    Das »Kauen und Schmatzen« in Ranfts Buchtitel bezog sich ursprünglich auf den Glauben an Nachzehrer. Das waren streng genommen keine Vampire, da sie anderen Menschen keinen Schaden zufügten, sondern im Grab nur ihr Leichentuch oder Teile des eigenen Körpers aufaßen, was zunächst als gruselig, aber unschädlich galt. Zudem konnte man den Toten Steine, Münzen, Zitronen oder Ähnliches zwischen die Zähne legen, sodass sie das Beißen sein ließen.
    Nun war aber ein Mann namens Peter Plogojowitz in den österreichisch verwalteten Gebieten Serbiens
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