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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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königlichen Familie änderte sich ihre Haltung sofort. Zu Reichtum und Berühmtheit konnte man irgendwie kommen; in die königliche Familie wurde man hineingeboren.
    Honey schüttelte den Kopf. »Ich denke, das geht nicht. Ich glaube nicht, dass sie dafür Zeit hätten.«
    Wenn sie der Frau einen nassen Fisch ins Gesicht geklatscht hätte, hätte deren Miene kaum mehr Überraschung, beinahe unverhohlene Verzweiflung zeigen können, hätte nicht so trostlos ausgesehen wie jetzt.
    »Aber, meine Liebe! Wenn Sie ein bisschen Überredungskunst aufbringen, wäre ich Ihnen ewig dankbar.«
    Honey schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, das geht nicht.«
    »Oh!« Die Frau wirkte völlig niedergeschlagen. Ein rotlackierter Fingernagel wurde an die Lippen gelegt.
    »Sagen Sie, haben Sie ab und zu mal in der Stadt zu tun? Vielleicht könnten wir mal zu Mittag essen«, sagte die Dame, und die Haut um ihre Augen straffte sich noch mehr.
    Das Letzte, was sie jetzt brauchte, überlegte Honey, wäre eine Verabredung zum Mittagessen mit einer Frau, die aussah, als äße sie höchstens eine Tomate am Tag. Schlimmer noch, wahrscheinlich schnitt Clarissa diese Tomate auch noch in Achtel.
    Honey schaute sie an und grinste. »Ich mache doch nur Witze.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe Sie auf den Arm genommen, ich kenne niemanden aus der königlichen Familie. Meine engste Verbindung zum Königshaus waren wohl die Leute, die das Royal Hotel führten, ehe sie ihr Sparschwein geschlachtet haben und nach Malaga entflohen sind.«
    Die Wirkung war so, als hätte sie gestanden, dass sie Beulenpest hatte. Der Frau fiel das Kinn auf die Brust, ehe sie auf dem Absatz kehrtmachte und verschwand. Ihr straffer kleiner Hintern wackelte in dem engen Rock, den man sicherlich für eine Frau entworfen hatte, die höchstens halb so alt war wie sie.
    Honey hatte kein Problem damit, dass man sie so hatte stehen lassen. Der Veranstaltungsort war großartig, die Cocktails waren hervorragend und die Knabbereien köstlich. Sie entdeckte Casper St. John Gervais, den Vorsitzenden des Hotelfachverbands. Er sah sie und nickte ihr kurz zu, ehe er sich wieder überschwänglich dem Schauspieler zuwandte, der in enger schwarzer Lederhose und reinseidenem Hemd neben ihm stand.
    »Oft hier?«
    Diese Stimme war ihr sehr vertraut. John Rees war einen Kopf größer als sie, sein Schatten schlank und elegant. Sie hatte schon manchmal Phantasien gehabt, in denen er vorkam. Doch bisher war ihre Beziehung kaum über einen freundlichen Flirt hinausgegangen. Honeys ernste Absichten galten allein Detective Chief Inspector Doherty.
    Honey lächelte und wandte sich zu John Rees um.
    »Die Anmache ist aber uralt.«
    »Es ist die Einzige, die ich kenne, aber ich habe mir gedacht, da mir ohnehin nur eine Einzige auf der Welt gefällt, reicht auch die eine Zeile. Hab ich überhaupt ’ne Chance?«
    Honey schaute sich um, als wäre nicht sie gemeint. »Hier im Raum sind viele ziemlich gutaussehende Typen. Am besten stellst du dich ordentlich hinten an.«
    John schaute über ihren Kopf hinweg. »Keine Spur von deinem Polizeifreund. Weiß er, dass du unterwegs bist und dich umschaust, was an Muskelpaketen sonst noch geboten wird?«
    Honey grinste. »Steve hat Dienst, und nur weil ich gerade auf Diät bin, werde ich mir doch mal die Speisekarte anschauen dürfen?«
    »Freut mich zu hören. Wenn ich lange genug hier rumhänge, erliegst du vielleicht der Versuchung und schlägst über die Stränge.«
    »Vielleicht.« Manche Vorstellungen regten ihre Phantasie sehr an, wenn sie auch bisher der Versuchung widerstanden hatte. Im Augenblick waren sie und John Freunde, schlicht und einfach, mehr nicht. Ab und zu ging sie in seinem Buchladen vorbei, gelegentlich winkte sie ihm nur im Vorübergehen zu. Das Schaufenster wölbte sich elegant glänzend vor. Hin und wieder konnte sie John Rees mit seinen Kunden sehen, wie sie sich vor der Kulisse der Regale voller Bücher und der alten Landkarten in Ebenholzrahmen bewegten.
    Der Laden lag in einem schmalen Gässchen, dass die Upper Borough Walls mit der Milsom Street verband. Diese Gasse hatte eine geheimnisvolle Atmosphäre – und auch um John lag ein Hauch von Geheimnis. Es ging das Gerücht um, dass John Rees einmal beim Militär gewesen war. Jedenfalls wirkte er so, als könnte er gut auf sich – und die Seinen – aufpassen. Er sah gut aus, und er roch gut – nach frischen Tannen, ohne jeden Anflug von muffigen Büchern.
    Es hatte mal eine Zeit
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